Saturn arbeitet am digitalen Einkaufserlebnis der Zukunft.

von Matthias Hell am 04.November 2014 in Local Heroes

Aus aktuellem Anlass bleiben wir bei den Local Heroes in der Elektronikbranche: nach Cyberport und Media Markt hat nun auch Saturn seine Multichannel-Pilot-Filiale eröffnet. Das Unternehmen zeigte dabei nicht nur eine sehr smarte Integration von kanalübergreifenden Features, sondern stellte auch Zukunftskonzepte aus seinen „Innovation Labs“ vor.

Martin Wild, Chief Digital Officer von Media-Saturn, zeigte Einblicke in die Zukunftsvision des Unternehmens

Martin Wild, Chief Digital Officer von Media-Saturn, zeigte Einblicke in die Zukunftsvision des Unternehmens

Im Vergleich zu Media Markt ist Saturn unter den Vertriebsmarken von Media-Saturn traditionell etwas höherwertig positioniert. Die Elektromarktkette mit dem weltgrößten Schallplattengeschäft in Köln als Stammhaus stieß erst zehn Jahre nach der Gründung durch den Gesellschafter Kaufhof zu dem Handelskonzern. Während Media Markt auf der grünen Wiese Märkte eröffnete und die Warenpalette als Synonym für schnelldrehende Preisbrecher zum Markenzeichen machte, setzte Saturn eher auf innenstädtische Lagen und eine Messe-ähnliche Präsentation aktueller Highlights der Unterhaltungselektronik.

So ist es nur konsequent, dass der Ende Oktober in Ingolstadt eröffnete erneuerte Saturn-Markt ein ganzheitlicheres Konzept verfolgt als die Pilot-Filiale von Media Markt, in der es vor allem um die Integration von Multichannel-Features in ein nicht weiter verändertes Verkaufskonzept ging. Saturn nutzt die Multichannel-Offensive dagegen, um neue inhaltliche Schwerpunkte zu setzen: wo Besucher eines Marktes sonst von einer Kassenbatterie begrüßt werden, stehen in Ingolstadt die Themen Service (mit einer zentralen Abholtheke, Beratungsplätzen und „Info-Lounge“) sowie digitale Innovation (u.a. mit Produktwelten zu aktuellen Highlights aus Wearables und Telekommunikation) im Mittelpunkt. In dem Pilot-Media-Markt erstmals gezeigte Multichannel-Neuerungen wie ein Drive-In für Selbstabholer, großformatige Touchscreen-Displays und Internet-Terminals gehören in dem neuen Saturn ganz selbstverständlich zur Ausstattung.

Nahtlos integrierte Multichannel-Features

Die 24-Stunden-Abholstation in eine der Neuheiten in dem Saturn-Pilot-Markt

Die 24-Stunden-Abholstation in eine der Neuheiten in dem Saturn-Pilot-Markt

Daneben gibt es in dem neu gestalteten Saturn-Markt eine Reihe weiterer Features, die zur Verknüpfung von Online und Offline beitragen sollen: die bislang erste 24-Stunden-Abholstation der Elektronikkette ermöglicht die Abholung von Online-Bestellungen auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten; der Online-Kücheneinrichter Kiveda hilft als Ergänzung zum Kauf von Herd oder Kühlschrank, die gesamte Küchenumgebung mitzuplanen; und an den Warentischen sind Tablets installiert, die als virtuelle Regalverlängerung den Zugriff auf das komplette Angebot von Saturn.de bieten. Die neuen Features sind recht nahtlos in die gewohnte Einkaufsumgebung integriert und tragen in Summe dazu bei, den Nimbus von Saturn als Heimat technologischer Innovationen neu zu bestätigen.

Martin Wild, Chief Digital Officer von Media-Saturn, bekräftigt, dass in einer Zeit, in der die Digitalisierung alle Bereiche verändere, Saturn der Innovation nicht hinterherlaufen, sondern einer der Leader sein wolle. „Digital wird Teil unserer DNA und wir wollen das nutzen, um den Kunden ein besseres Einkaufserlebnis zu bieten“, erklärt Wild. Durch die Dimension Mobile entstehe heute ein nahtloses, Online und Offline verbindendes Shopping-Erlebnis, das auch stationär ein echtes digitales Erleben möglich mache. Diesen Anspruch verdeutlichte Wild bei der Eröffnung des Saturn-Markts mit einer Reihe von Beispielen. So werde die neue Version der Saturn-App einen Device-übergreifenden Warenkorb enthalten, zähle Media-Saturn zu den Launch-Partnern von Shopkick in Deutschland und arbeite man an einem mobilem Pickup-Schein, der zum Beispiel in Passbook abgespeichert werden kann. Bei all diesen Neuerungen gehe Media-Saturn laut dem Chief Digital Officer nach dem Prinzip „mobile first“ vor: „Die Verbindung von Online und Offline durch Mobile ist für uns die Basis für digitale Innovation“.

Blick in die „Innovation Labs“ von Media-Saturn

Saturn will bald über Tablets als "virtuelle Regalverlängerung" hianusgehen

Saturn will bald über Tablets als „virtuelle Regalverlängerung“ hinausgehen

Besonders spannend wirkte in diesem Zusammenhang der Einblick, den Martin Wild in die Arbeit der „Innovation Labs“ von Media-Saturn gab. So arbeitet das Unternehmen beispielsweise an einer Reihe von Augmented-Reality-Applikationen. Wie Wild erklärte, werde das Scannen von QR-Codes in den Flyern der Elektronikkette nicht so gut genutzt. Deshalb werde es ab Anfang 2015 eine Augmented-Version der Werbeflyer von Media Markt und Saturn geben. Das Unternehmen arbeitet hier zusammen mit der Agentur appear2media an einer App-Funktion, die beim Betrachten des aktuellen Werbekatalogs durch eine Smartphone-Kamera weitere Produktinformationen, den aktuellen Preis oder auch zusätzlichen Video-Content anzeigt. Neben Smartphones hat das Digital-Team von Media-Saturn dabei auch Endgeräte wie Wearables und Google Glass im Visier.

Augmented Reality spielt für die Entwicklungsabteilung des Unternehmens nicht nur im Umgang mit Endkunden eine Rolle, sondern könnte künftig auch beispielsweise im Lager eingesetzt werden, um die Arbeit der Logistikmitarbeiter effizienter zu gestalten. Weitere mögliche Verkaufsinnovationen, die der Chief Digital Officer präsentierte, sind eine „Digitalisierung der Märkte“ mittels Beacons („ so werden wir zentimetergenau wissen, wo ein betreffender Artikel ist und können den Kunden hinleiten“), Geofencing-Anwendungen (beispielsweise das Ansprechen von Kunden, die sich in der Nähe eines Marktes befinden, mit gezielten Angeboten), Location Based Services zur Augmentierung des Offline-Einkaufs und Mobile Payment. Zu letztem Thema nannte Martin Wild noch keine Details, doch zeigte das dazugehörige Slide das Beispiel „Einchecken mit PayPal“ – angesichts der verstärkten Zusammenarbeit von eBay/PayPal und der Media-Saturn Konzernmutter Metro kein unwahrscheinliches Szenario.

Gelingt es Wild und seinem Team, diese Fülle an Innovationen ähnlich clever in das Marktumfeld zu integrieren, wie die in dem neuen Saturn-Geschäft bereits umgesetzten Multichannel-Features, stehen die Chancen gut, dass das Unternehmen damit mehr bietet als nur technische Spielereien. Saturn könnte so zeigen, dass ein mit Online- und Mobile-Funktionen aufgeladenes stationäres Verkaufskonzept auch in Zukunft seine Relevanz behält.


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