Shopkicks Rückzug aus Deutschland: Thalia traurig, Media-Saturn sieht nur „geringe Relevanz“.

von Florian Treiß am 14.Dezember 2016 in Highlight, News

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Gemischte Gefühle: Der von uns exklusiv gemeldete Rückzug von Shopkick aus Deutschland sorgt für zahlreiche Reaktionen. Thalia, erst seit Mitte Oktober Partner von Shopkick, „bedauert sehr, dass unsere Partnerschaft mit Shopkick nur wenige Wochen angedauert hat“, so eine Pressesprecherin. „Wir hätten unseren Kunden beim Besuch der Thalia-Buchhandlungen gerne auch weiterhin den Mehrwert des spielerischen Sammelns von Kicks geboten.“

Eine Sprecherin von Media-Saturn, einem der ältesten und wichtigsten Handelspartner der Bonus-App, sagt gegenüber Location Insider hingegen: „Für uns ist der Rückzug von geringer Relevanz: Die App wird von unseren Kunden zwar gut genutzt, für uns war aber von Anfang an klar, dass wir eigene Kundenbindungsprogramme etablieren und uns darauf fokussieren werden.“ Der im Februar dieses Jahres gestartet Kundenclub von Media-Markt habe bereits 1,5 Mio Mitglieder gewinnen können. „Auch bei Saturn startet in Kürze ein Kundenbindungsprogramm, der Pilot dazu läuft bereits“, verrät die Unternehmenssprecherin weiter. Shopkick habe Media-Saturn bereits informiert, dass der Betrieb der App Ende Januar 2017 eingestellt wird. „Es ist uns wichtig, dass wir für unsere Kunden eine Lösung finden, wie sie ihre gesammelten Kicks auch nach dem Einstellen der Shopkick-App noch in Prämien umwandeln können. Hier gehen wir davon aus, dass uns Shopkick gerade im Sinne der Verbraucher eine faire Lösung präsentiert.“ Bislang wurden die App-Nutzer jedoch noch nicht einmal über die Einstellung von Shopkick informiert, auch heute gibt es in der App wieder besondere Aktionen.

Michael Eichhorn von Payback

Michael Eichhorn von Payback

Beim Bonusprogramm Payback, in der Fachwelt oft zum Shopkick-Rivalen stilisiert, wird man den Wettbewerber vermissen: „Wir bedauern, dass Shopkick sich aus dem deutschen Markt verabschiedet. Denn wir sind vom Nutzen von Location Based Services überzeugt – und zwar für die Kunden, die Händler, die Industrie und auch für die Logistik“, so Michael Eichhorn von Payback, der die Abteilung Mobile und Location Based Services leitet. „Shopkick ist aber nicht mit Payback vergleichbar. Wo es bei Shopkick vor allem um den schnellen ‚Kick‘ ging, geht es bei uns um eine nachhaltige Beziehung zu Kunden und Händlern – eben um Loyalty.“

Professor Gerrit Heinemann

Professor Gerrit Heinemann

Handelsforscher Prof. Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein analysiert gegenüber Location Insider, dass iBeacons, auf die Shopkick in seinem Geschäftsmodell primär setzt, „wie der Fuchsschwanz an der Antenne“ sind: „Ob ich einen Kunden mittels iBeacon in den Laden locke, ist doch fraglich. Da kann der Händler auch wie früher einen Kaffee vor der Tür anbieten.“ Heinemann sagt weiter, dass sich Insider über den Rückzug von Shopkick nicht wundern: „Ansätze wie Shopkick und auch iBeacons generell springen zu kurz und sind allenfalls ein kleines Mosaiksteinchen in Ergänzung eines umfassenden Digitalisierungskonzeptes, mit dem der stationäre Handel neu erfunden werden muss. Amazon macht das deutlich. Nicht nur mit dem Amazon Bookstore, sondern noch viel konsequenter jetzt auch mit dem Amazon Go.“ Zudem meint Heinemann, dass sich die Kunden nicht mehr mit „Marketing-Ergüssen berieseln lassen wollen, vor allem nicht auf ihrem Smartphone, sondern wollen selbstbestimmt interagieren. Deswegen werden höchstwahrscheinlich auch nur interaktive Location-based Service-Ansätze wie u.a. kaufDA auf Dauer Bestand haben. Sowie auch die selbstbestimmte Nutzung des mobilen Internets zu jeder Zeit und an jedem Ort – also guter und schneller Internetzugang, sowohl vorm als auch im Laden.“

Weitere Statements im Überblick:

Stefan Schneider, Inhaber CardsConsult:

„Shopkick hätte als einziges bislang im deutschen Markt tätiges Multi-Partner-Programm auf Dauer mit dem Problem umgehen müssen, dass die Verarbeitung der Kundendaten in den USA läuft und die Datenschutzbehörden ein sehr waches Auge darauf haben, welche deutschen Niederlassungen us-amerikanischer Unternehmen die Vorgaben des sog. Privacy Shield (Nachfolgeregelung zum sog. Safe Harbour) erfüllen und welche eben auch nicht.“

Benjamin Thym, Geschäftsführer Offerista Group:

„Der Rückzug von Shopkick aus dem deutschen Markt lehrt uns vor allem, wie wichtig es ist, sich in Hinblick auf die Kernfeatures des eigenen Produkts zu fokussieren, statt eine „bunte Tüte“ mit Coupons, lokalen Deals, etc. anzubieten. Nicht jedes internationale Konzept funktioniert auch in Deutschland, wo einzelne Coupons für viele Verbraucher nach wie vor weniger attraktiv sind als dauerhaft verlässliche, preisgünstige Angebote in einer breiten Produkt-Range.“

Sarik Weber, geschäftsführender Gesellschafter Yoints:

„In der Nachricht vom Rückzug von Shopkick aus Deutschland wird deutlich, dass das US-Modell in Deutschland durchaus erste Erfolge erzielen konnte. In direkten Gesprächen mit Partnern wird uns dies bestätigt. Wir sind überzeugt, dass es neben den klassischen Multihändler-Plattformen einen großen Markt und Bedarf für innovative Lösungen gibt. Bei Yoints gehen wir einen etwas anderen Weg. Ausgewählte Handelspartner werden von uns beim Aufbau ihrer digitalen Präsenz auf unserer erfolgreichen mobilen Yoints-Plattform aktiv unterstützt. Mit wirkungsvollen Vor-Ort-Kampagnen stellen wir die Qualität der Nutzer und die daraus resultierende Umsatzsteigerung des Partners sicher. Innovative Prämien, die der Nutzer schon nach kurzer Zeit erreichen kann, entdeckungswürdige Einzelhändler als lokale Champions im Partner-Mix und der Fokus auf Conversions haben sich bei Yoints gut bewährt. Die stetig steigende Akzeptanz bei unseren Nutzern und der Gewinn neuer starker Partner wie den K-Motion Kinos, Buenting und Famila bestärken uns. Wir bieten dem Handel mit der Yoints-App echte Mehrwerte, mobile Sichtbarkeit in der Zielgruppe und mehr Umsatz durch kaufkräftige neue Kunden.“

Mobile-Couponing-Experte Alexander Süßel auf Twitter:

„Zu kompliziert, unrelevant für Kunden, kein Spaß gemacht, no added value für Mainstream, shoppen geht anders.“

CRM-Experte Marcus Gebauer auf Twitter:

„Noch ein Multipartner-Bonusprogramm weniger in DE. – The winner takes it all…“


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