So werden Sie zum DIY-Architekten – eine kurze Anleitung.

von Peter Wagner am 21.Mai 2019 in News, Shoptech, Trends & Analysen

Die Entscheidung für eine andere Shop-Architektur fällt vielen schwer, besonders weil doch die alte so gut funktioniert und alte Gewohnheiten sich einschleifen. Beispiel: „Jahrelang haben wir erfolgreich mit Magentos Kategoriensystemen gearbeitet und Produktdetailseiten erstellt.“ Doch wann ist es Zeit, sich über eine DIY-Lösung Gedanken zu machen? Und wie gehe ich dabei vor? Eine Fragestellung, die unser Shoptech-Leitfaden beantwortet, aus dem dieser Beitrag stammt.

Brauche ich eine Eigenentwicklung?

Die Gretchenfrage im Shoptech. Ganz am Anfang stellen Sie sich sicherlich die Frage: Brauche ich eine Eigenentwicklung? Die folgende Checkliste hilft Ihnen, diese Frage zu beantworten.

Kommt es häufig zu Fehlern in meinen Softwareprozessen?

Beantworten Sie diese Frage mit „Ja“, dann liegt es wahrscheinlich daran, dass der Code ihres Shops durch zahlreiche Anpassungen zu komplex geworden ist. Das ist ein Argument dafür, eine Eigenentwicklung in Betracht zu ziehen.

Ist die Zeitspanne zur Implementierung neuer Produkte und Prozesse länger als Sie sich das wünschen?

Auch hier ist der Hintergrund oft die komplexe, starre Menge von Code, die es schwer macht, Neuentwicklungen on-the-fly zu implementieren. Hindert es Sie daran neue Dienstleistungen, Touchpoints oder UX-Elemente umzusetzen, ist es wirklich Zeit, eine neue Architektur in Betracht zu ziehen.

Benutzen Sie weniger als 50 Prozent der Funktionalität ihrer bestehenden Shoparchitektur?

Wenn Sie eine fertige Shopsoftware kaufen, dann nutzen Sie erfahrungsgemäß nicht immer alle Funktionen, die mitgeliefert werden. Sie sind abhängig vom Support des Entwicklers, bezahlen für das ganze Paket, während Sie nicht mal die Hälfte davon nutzen. Wäre eine Entwicklung, die nur Ihren Bedürfnissen gerecht wird, hier nicht die bessere Alternative?

Fällt es Ihnen schwer, junge Entwickler für die Arbeit in Ihrem Unternehmen zu begeistern?

Legen Sie die Hand aufs Herz und fragen Sie sich, ob frisches Blut gern in Ihrem Unternehmen arbeiten will und ob eingefahrene Prozesse und Teamstrukturen wirklich in Stein gemeißelt sein müssen. Veränderungen im Unternehmen und die Attraktivität als Arbeitgeber gehen auch immer mit dem technologischen System einher.

Wo fange ich an?

Wenn Sie die meisten dieser Fragen mit „Ja“ beantworten konnten, dann wissen Sie, dass es Zeit ist, etwas an Ihrer Technologie zu verändern. Aber wo sollten Sie anfangen?

Das richtige Mindset

Wirklich entscheidend für die Entscheidung für eine neue Technologie ist die Frage, was Sie damit wollen. Sie müssen also Problemstellungen definieren können, die Sie und Ihr Unternehmen für sich selbst und Ihre Kunden beantworten wollen. Denn wenn Sie es schaffen, ein Problem auf eine neue Art zu lösen, dann grenzen Sie sich von der Konkurrenz ab und schaffen Mehrwert. Dabei sollten Sie vor allem die Probleme der Kunden lösen und ihnen Verbesserungen sichtbar machen: Rücken Sie neue Services, bessere Produkte und einfachere Prozesse in den Mittelpunkt. Kunden werden sich z.B. über einen schnelleren Login freuen, die Suche per Foto, Barcode oder Sprache, kürzere Formulare, einen schnelleren Checkout oder auch ein vereinfachtes Retouren-Verfahren. Ihre Motivation sollte also weniger sein, im Hintergrund Geld zu sparen oder Prozesse „fluffiger“ zu gestalten. Schließlich ist es Ihren Endkunden völlig egal, ob im Hintergrund eine selbst gebaute oder eine Standardlösung läuft – sie wollen einfach gute Kundenerlebnisse haben.

Das ist auch der Ansatzpunkt für die Technologie und hat ganz konkreten Einfluss auf das, was später im Code entwickelt wird. Es geht also darum die Schnittstelle eines einzelnen Prozesses genau umreißen zu können: Welche Informationen werden benötigt, auf welchen Ressourcen basiert ein Service, woher kommen diese und welche müssen wiederum für andere Prozesse zur Verfügung gestellt werden.

So hat ein Warenkorbprozess nichts mit dem Produktportfolio zu tun, die beiden treffen sich lediglich an der Stelle, wo ein Button die Schnittstelle zum Warenkorb bildet. Genauso trennen sich auch die Accountprozesse der Nutzer von der Oberfläche des Shops. Zerlegen Sie ihr Geschäft in genau diese Prozesse und zeichnen Sie die genauen Abhängigkeiten auf, dann haben Sie die halbe Arbeit eines Profientwicklers bereits gemacht.

Die Sprache verstehen

Und damit Sie dann auch die Sprache der Entwickler verstehen, sollten Sie selbst viel lesen und auch ausprobieren. Ein Kameraverkäufer muss kein Fotograf sein, um seinen Kunden eine Kamera zu verkaufen, aber er muss ihre Sprache sprechen. Beginnen Sie mit den Basics: Zum Beispiel bieten die Amazon Webservices ein komplettes Framework, dass nicht nur von Hause aus Microservices anbietet, sondern auch die richtigen Schnittstellen für Eigenentwicklungen beinhaltet. Eine kostenfreie Sammlung und das passende Framework für Microservices und sogenannte Webhooks finden Sie auf Hook.io, einer Deploy-Plattform für Entwickler. Docker, ein fundamentaler Baustein moderner Architekturen, wird auf Docker.com in verständlicher Weise erklärt und wofür es genutzt wird.

Selbermachen muss dabei längst nicht heißen, dass Sie künftig die komplette Shoparchitektur selbst entwickeln müssen. Vielmehr bietet es sich an, einerseits kundensichtbare Funktionen im Frontend tatsächlich selbst zu entwickeln, um hier gute Alleinstellungsmerkmale zu erzielen. Umgekehrt bietet es sich aber an, fertige Standardprozesse fürs Backend als API-basierte Microservices von Anbietern wie commercetools zu nutzen. Hier müssen Sie das Rad nicht neu erfinden.

Selbermachen: Das Gegenteil von allein machen

Viele der Elemente, die Sie benötigen, bieten sich Ihnen kostenlos und mit Tutorials im Internet an. Die ersten Schritte im Coden sind nicht so schwer, wie man vielleicht denken mag. Und selbst, wenn Sie sich nur an der Oberfläche auskennen – wenn Sie versuchen etwas selbst zu machen, werden Sie schnell herausfinden, was und wen Sie benötigen, um es zu realisieren. Letztlich kommt es auf die richtigen Ideen und Konzepte an – für alles andere finden sich gute Dienstleister und Fachleute.

Kostenloser Shoptech-Leitfaden

Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem Shoptech-Leitfaden: Mit Baukasten-Systemen und Microservices zum Erfolg, der kostenlos bei unserem Partner commercetools erhältlich ist. Der Leitfaden erläutert die Vorteile einer modernen Softwarearchitektur aus Eigenentwicklungen, Baukasten-Systeme und Microservices, die über Programmierschnittschnellen (APIs) miteinander kommunizieren. Mit einer Mischung aus Best Practices, Interviews und Anleitungen zeigt der Leitfaden, wie Sie erfolgreich zum Architekten Ihres maßgefertigten Shops werden.

Lesen Sie im Shoptech-Leitfaden u.a. folgende Themen:

  • Glossar mit den wichtigsten Shoptech-Fachbegriffen
  • Wie Keller Sports seine Systeme erfolgreich modernisiert hat
  • Wie C.H. Beck sein System vom Monolithen zu Microservices migriert hat

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