Stadtpaten sollen die Expansion von Inventorum vorantreiben.
von Matthias Hell am 03.März 2015 in Local HeroesDie iPad-Kasse als Schnittstelle für den Online-Vertrieb lokaler Sortimente: das Geschäftsmodell von Inventorum kommt beim Einzelhandel immer besser an. Nun sollen ausgewählte Händlerpartner als Stadtpaten die Expansion des Startups vorantreiben und das Zukunftspotenzial von Inventorum für den Handel vor Ort verdeutlichen. Das kombinierte Kassen-/Shopsystem stellt eine Alternative zu lokalen Einkaufsplattformen dar, wenn es darum geht, stationär verfügbare Produkte über das Netz anzubieten.
„Die Zahlen haben sich klar verdoppelt“, erklärt Inventorum-Gründer Christoph Brem, angesprochen auf die Entwicklung, die sein Unternehmen seit dem letzten „Local Heroes“-Bericht im Sommer 2014 genommen hat. Es seien nun rund 2.500 Händler bei dem Technologie-Startup registriert. Bei rund 400 davon befinde sich das iPad-Kassensystem von Inventorum bereits im Einsatz. „Wir gehen mit großen Schritten voran. Seit der Finanzierungsrunde im Oktober haben wir unser Augenmerk auf dem Vertrieb noch einmal erhöht“, berichtet Christoph Brem. Zugute kommen dem Unternehmer dabei die attraktiven Namen, die Inventorum inzwischen im Retail-Bereich anzieht. So wird die Technologie des Startups nicht nur vom Shoppingcenter-Betreiber ECE eingesetzt, um im Rahmen eines Pilotprojekts über eine mobile App eingehende Bestellungen in stationären Stores abzuwickeln. Auch beim Inspiration Store, den die Metro-Gruppe, eBay und PayPal gemeinsam Ende 2014 in Bremen eröffneten, war Inventorum als Kassensystem mitbeteiligt.
Doch nicht nur der Einsatz von Inventorum im stationären Handel zieht Kreise, auch die Umsetzung der korrespondierenden E-Commerce-Funktionen macht Fortschritte. So wurde inzwischen die Webshop-Funktionalität von Inventorum gelauncht und wird bereits von mehr als 10 Prozent der angeschlossenen Händler genutzt. „Der Webshop basiert auf einem eigenständigen System, das wir selbst entwickelt haben“, erzählt Christoph Brem. „Bald werden wir eine Reihe zusätzlicher Themes launchen, die den Händlern noch mehr Gestaltungsmöglichkeiten bieten.“ Als weitere Neuerung habe Inventorum zudem das bisher nur über iPad nutzbare Backoffice nun auch per Browser zugänglich gemacht. Und dann gibt es da noch die eBay-Anbindung des Systems, die es Händlern ermöglicht, ihre lokalen Bestände einfach auf dem Online-Marktplatz anzubieten. Inventorum fungiert damit als eine einzigartige Schnittstelle zwischen einem iPad-Kassensystem für den stationären Handel und dem Online-Vertrieb lokaler Sortimente.
Lokale Handelspartner mit Leuchtturmfunktion
Um die Vorteile dieses Systems einer noch größeren Gruppe von Einzelhändlern nahezubringen, hat Inventorum nun ein sogenanntes Stadtpaten-Konzept gestartet. „Die Idee dahinter ist, dass Händler am liebsten von anderen Händlern wissen wollen, wie unsere Lösung in der Praxis funktioniert“, erklärt Christoph Brem. Deshalb baue Inventorum nun ein bundesweites Netz von Händlerpartnern auf, die bereit seien, diese Rolle zu übernehmen und so als Multiplikatoren für das Startup zu fungieren. Als wesentliches Motiv, um als Stadtpate in Erscheinung zu treten, beschreibt Brem eine wechselseitige Win-Win-Situation: während die Läden eine ergänzende Vertriebsorganisation von Inventorum in den Städten bildeten, bemühe sich das Unternehmen im Gegenzug um zusätzliche mediale Aufmerksamkeit für die Stadtpaten. „Zudem haben wir auch einen großen Community-Tribe“, berichtet der Inventorum-Gründer, „schließlich verfolgen wir mit unserem Ziel, dem stationären Handel mit unserer Technologie unter die Arme zu greifen, auch ein bisschen eine soziale Mission.“
Auf dem Branchentreff EuroCIS wurde nun das trendige Streetwear-Label Live Fast Die Young (LFDY) als erster Stadtpate von Inventorum vorgestellt. Das Unternehmen setzt in seinem Düsseldorfer Store die iPad-Kassenlösung in Verbindung mit iZettle als Kartenlesegerät ein. Ein weiteres Kassensystem von Inventorum nutzt LFDY als reines Warenwirtschaftssystem im Lager. „Die Entscheidung für Inventorum fiel sehr schnell, wir haben nach einem einfachen, aufgeräumten Kassensystem gesucht“, berichtet LFDY-Geschäftsführer Jordan Lastro. Als wesentliche Motivation, um sich als Stadtpate von Inventorum künftig von anderen Händlern über die Schulter schauen zu lassen, führt Lastro Vorteile an, die sich dadurch für sein Unternehmen ergeben: so hoffe man, selbst hinter die Kulissen von Inventorum schauen zu können, neue Kontakte zu knüpfen und geschäftliche Beziehungen zu pflegen. „Wir sind ein noch sehr junges Unternehmen, das gern mit dem jungen Kassensystem von Inventorum mitwachsen möchte“, erklärt Jordan Lastro.
Alternative zu lokalen Einkaufsplattformen
Geht es um die Entscheidung zum Einsatz von Inventorum, sind die Beweggründe beim Einzelhandel durchaus vielschichtig. „Am Anfang steht dabei meist das iPad-Kassensystem“, erzählt Christoph Brem. „Viele Händler freuen sich erst einmal, dass sie damit den ganzen Papierkram loswerden.“ Doch auch die Multichannel-Funktionen von Inventorum würden vom Handel positiv wahrgenommen. „Oft ist es gerade dieser Aspekt, der schlussendlich dazu führt, dass ein Deal auch wirklich zustande kommt.“ Denn mit der Verknüpfung von stationärer Warenwirtschaft und Online-Verkaufsmöglichkeiten biete Inventorum für den Handel einen ähnlichen Nutzen wie die derzeit hoch im Kurs stehenden lokalen Shopping-Portale. Mit der Onlineshop-Funktion von Inventorum könnten stationäre Händler ihr Produktsortiment im Netz anbieten – ähnlich wie das bei Locafox, Simply-Local & Co. der Fall ist. „Allerdings funktionieren die Portale nur, wenn sie eine entsprechend hohe lokale Abdeckung erreichen. Dagegen macht Inventorum bereits als Mehrkanallösung für den einzelnen Händler Sinn“, erklärt Christoph Brem.
Einen Gegensatz zwischen Inventorum und den lokalen Marktplätzen sieht der Unternehmensgründer gleichwohl nicht. Vielmehr sei es äußerst wahrscheinlich, dass das iPad-Kassensystem neben der Anbindung an eBay künftig auch Schnittstellen zu lokalen Einkaufsplattformen schaffen werde. Die Zielsetzung sei schließlich die Gleiche: unabhängigen stationären Handelsgeschäften – so, wie Christoph Brems Mutter früher eines betrieb – mit digitalen Mitteln eine Zukunft zu schaffen. Diese Mission will der Unternehmer übrigens nicht nur auf Deutschland beschränken: bald wird Inventorum auch im Nachbarland Österreich an den Start gehen. „Mittelfristig wollen wir uns auch europaweit aufstellen“, gibt Christoph Brem die ehrgeizige Marschrichtung für das Local-Commerce-Startup vor.
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