Store Analytics will verändern, wie wir künftig einkaufen.

von Matthias Hell am 23.Juni 2015 in Local Heroes

Vor einem Jahr tauchte Store Analytics zum ersten Mal in unserer Serie Local Heroes auf – mit einer Beacon-Lösung, die Einzelhändlern Einsichten in das Verhalten ihrer Kunden sowie mobile Angebote ermöglichen sollte. Inzwischen hat das Start-up sein Geschäftsmodell überarbeitet und setzt auf die Neugestaltung kompletter Kaufprozesse. Eine Vorreiterrolle soll dabei die Möbelbranche einnehmen.

Gründer und Geschäftsführer von Store Analytics: Marcel Florian, 22 Jahre jung

Gründer und Geschäftsführer von Store Analytics: Marcel Florian, 22 Jahre jung

Wie Geschäftsführer Marcel Florian erklärt, stellte das Ende 2014 präsentierte Konzeptvideo für eine Lösung für den „Möbelhandel der Zukunft“ einen Wendepunkt für Store Analytics dar. Vom reinen Technologieentwickler wandelte sich das Würzburger Start-up zu einem Anbieter, der sich ganzheitlich um eine Weiterentwicklung bestehender Einzelhandelsprozesse kümmert. Das in dem Film präsentierte Szenario basiert auf einer Einkaufs-App, die dem Kunden sogar hilft, seinen Stellplatz auf der Parkfläche des Möbelhauses wiederzufinden. Doch in erster Linie navigiert die App den Kunden im Geschäft zum vorgemerkten Möbelstück und liefert ihm dazu ergänzende Informationen. Entschließt sich der Kunde zum Kauf, kann er das gewünschte Möbel im Warenkorb seines Smartphones ablegen, von wo der Warenkorbinhalt automatisch an das Verkaufsterminal des Möbelhauses übertragen wird.

Technologisch basiert das Szenario weiterhin auf dem Einsatz von Beacons, integriert aber auch u.a. QR-Code-Verfahren. Vor allem machte Marcel Florian – der das ursprünglich dreiköpfige Gründerteam von Store Analytics als alleiniger Geschäftsführer abgelöst hat – damit den Schritt vom reinen Technologie- zum Lösungsanbieter. Eine Entscheidung, die sich für das Start-up offensichtlich gelohnt hat. So gelang es Store Analytics, sich für die Entwicklung des Möbelhandelsszenarios die Unterstützung eines führenden Softwareherstellers in dem Bereich zu sichern. Das Unternehmen nahm das Start-up bereits als Gast auf seinen Stand bei der Möbelmesse Anfang 2015 in Köln mit.

Lösungen für Händler jeder Größe

Das Store Analytics-Szenario zeigt einen mit Beacons, QR-Codes und Smartphones vereinfachten Möbelkauf

Das Store Analytics-Szenario zeigt einen mit Beacons, QR-Codes und Smartphones vereinfachten Möbelkauf

Künftig will Store Analytics seine Handelslösung in zwei Ausführungen präsentieren: als Enterprise-Lösung für Filialisten und Handelsketten, die bereits im E-Commerce aktiv sind, aber noch Entwicklungspotenzial haben. „Diese Händler betreiben oft einen Shop, wundern sich aber, warum der nur bescheiden funktioniert“, erklärt dazu Marcel Florian. „Hier holen wir den Kunden online anders ab und begleiten ihn gewissermaßen in den Laden.“ Aber auch Einzelhändler, die ein oder wenige stationäre Geschäfte betreiben, hat der Jungunternehmer im Visier. Die Lösung Store Analytics One soll es diesen ermöglichen, eine Online-Präsenz mit Produktpräsentation aufzubauen, innerhalb der die Ware je nach logistischem Belieben online verkauft oder reserviert werden kann. In der Folge könnten die Einzelhandelsangebote dann in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter gestreut werden und so Frequenz und Kommunikation erzeugen.

Auch wenn die Karriere von Store-Analytics noch am Anfang steht – mit den Mentalitäten im Einzelhandel konnte man bereits einige Erfahrungen sammeln. Wie Marcel Florian berichtet, seien die Reaktionen im Handel oft skeptisch. „Ein Händler hat mir gesagt, er hat schon einen Internet-Anschluss und braucht Store Analytics deshalb nicht“, berichtet der Gründer amüsiert. Schwerer sei es dagegen, gegen die Ansicht anzukämpfen, das Geschäft laufe auch ohne digitale Innovationen gut. „Wenn ich mir dann aber die Zahlen anschaue, sind die oftmals gar nicht so toll“, erzählt er. Offener als der mittelständische Einzelhandel seien bereits nationale Ketten, etwa im Textilbereich, bei denen das Bewusstsein für Mobile Commerce schon recht hoch sei. Geradezu prädestiniert für das technologiegetriebene Handelskonzept von Store Analytics scheint allerdings der Möbelhandel: Große Läden mit viel Fläche und beratungsintensiven Produkten erzeugen nicht nur Bedarf für eine verbesserte Einkaufserfahrung, sondern halten auch die nötigen Ressourcen zu deren Umsetzung bereit.

Mit Beacons gegen die „Beratungswüste“

So könnte Store Analytics auf der Verkäufer-Apple Watch aussehen

So könnte Store Analytics auf der Verkäufer-Apple Watch aussehen

So verwundert es nicht, dass sich Marcel Florian mit einer weiteren Neuentwicklung erneut primär an die Möbelbranche wendet. „Im Möbelhandel kommt es oft vor, dass Kunden und Mitarbeiter nicht oder nur schwer zueinanderfinden, wodurch eine hohe Unzufriedenheit beim Kunden und eine relativ große Absprungrate resultieren“, erklärt der Jungunternehmer. Den Ausweg aus dieser „Beratungswüste“ soll Store Analytics Assist bieten – eine Lösung, mit der Kunden über das Smartphone oder über Terminals Verkäufer anfordern können. Kunden und Verkaufspersonal werden dabei erneut mittels Beacons lokalisiert. Daraufhin überprüft das System, welche Mitarbeiter sich in der Nähe des Kunden befinden und sendet, priorisiert nach Distanz, Bereitschaftsabfragen an die Mitarbeiter. Die Verkäufer erhalten die Anfragen auf ihr Smartphone – oder idealerweise auf ihre Apple Watch – übermittelt und können mit einem Klick ihre Verfügbarkeit mitteilen. Die verbleibende Wartezeit bis zum Eintreffen des Kundenberaters wird auf Konsumentenseite durch die Anzeige kontextabhängiger Angebote und Informationen überbrückt.

Noch ist Store Analytics Assist eine Konzeptstudie – das Produkt soll laut Webseite „ab Herbst 2015“ verfügbar sein –, doch einmal mehr zeigt das Würzburger Start-up damit, wie gut man es versteht, auf Basis neuer mobiler Technologien einen praktischen Nutzen für Einzelhandelskunden zu schaffen. Zwar kann man heute noch nicht sagen, ob sich Store Analytics etablieren wird und seine Lösung auch noch in einigen Jahren anbietet. Doch dürfte das Startup die Richtung ganz gut einfangen, in die sich der Handel in Zukunft entwickeln wird. Technologien, die heute noch futuristisch und gewöhnungsbedürftig wirken, werden sich etablieren und die Art und Weise beeinflussen wie Händler und Konsumenten künftig interagieren. Dass ein junger Gründer dafür einen guten Riecher hat, liegt auf der Hand – schließlich zählt Marcel Florian zu den „Smart Natives“ und damit genau zu der Klientel, mit der es der Handel in Zukunft zu tun haben wird.


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