Update zum Coronavirus um dem Handel (Teil 6).

von Stephan Lamprecht am 24.März 2020 in News

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

nun hat auch Großbritannien einen Lockdown. Und die Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie haben den Handel in Deutschland, Österreich und der Schweiz weiter fest im Griff. Doch bei allen negativen Schlagzeilen gibt es bemerkenswerte Initiativen und Beispiele von Händlern, die den Mut nicht verlieren und sich erfinderisch zeigen. Unser heutiges Update:

Der Haushaltswarenhersteller Wesco reagiert auf das Coronavirus und setzt verstärkt auf den Online-Handel. So soll der Relaunch des Shops für die Niederlande das Geschäft ankurbeln. Weitere Shops für die skandinavische Region sind geplant. Allerdings ist absehbar, dass das Unternehmen Kurzarbeit beantragen wird.

Jägermeister stellt der Apotheke des Klinikums Braunschweig 50.000 Liter reinen Alkohol zur Herstellung von Desinfektionsmitteln zur Verfügung. Die Bremer Beck’s Brauerei produziert Desinfektionsmittel sogar selbst. Genutzt wird der überschüssige Alkohol aus den alkoholfreien Bieren.

Ikea hat in Österreich 50.000 dringend benötigte Schutzmasken an Ärzte und Krankenhäuser geliefert. Diese stammen aus einem internen Vorbereitungsprogramm, das als Reaktion auf die Vogelgrippe aufgelegt wurde. Seitdem wurden Masken vom Möbelhändler eingelagert.

H&M hat angekündigt, in die Produktion von Schutzkleidung für das Krankenhauspersonal einzusteigen. Firmeneigene Produktionsteams arbeiten gemeinsam an diesem Konzept. Diese gute Nachricht darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Coronavirus auch die Bekleidungskette enorm unter Druck setzt. So soll die eigentlich geplante Dividende für die Aktionäre gestrichen werden. Außerdem bemüht sich das Unternehmen um eine Reduzierung seiner Fixkosten. Auch durch zeitweilige Freistellung von Mitarbeitern.

TK-Hersteller Frosta verzeichnet im Schnitt deutlich mehr Bestellungen für seine Produkte, trotz des Wegfalls des Umsatzes aus dem Gastronomiebereich. Um den Ansturm zu bewältigen, helfen Manager in ihrer Freizeit in der Produktion aus.

Stihl hat trotz der widrigen Zeiten den Start seines Online-Shops vorgezogen, um den Kunden einen Anlaufpunkt für Gartengeräte und Zubehör anzubieten. Auf der neuen Website sollen die Kunden dieselbe Expertise und gleichen Service wie beim Einkauf im Fachhandel erhalten. Das Unternehmen betont, den Fachhandel in den Shop voll integriert zu haben. Sofern der Fachhändler vor Ort nicht von einer Schließung betroffen ist, übernimmt er den Service.

Offenbar haben die Konsumenten inzwischen genügend Toilettenpapier online bestellt. Idealo verzeichnet jedenfalls einen Rückgang der Nachfragen. Das gilt auch für Desinfektionsmittel. Dafür bereiten sich die Kunden offenbar verstärkt durch den Kauf von Erkältungsmitteln, Gesellschaftsspielen, Headsets und Hanteln auf den Alltag zu Hause vor.

Schließungen und Einschränkungen

„Vorsorglich“ hat die Steakhauskette Maredo Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Anlass sind die Umsatzrückgänge durch die Schließungen der Restaurants. Wie im Fall von Vapiano ist die Ursache wohl eher darin zu suchen, dass sich das Unternehmen bei seiner Expansion schlicht übernommen hatte.

Wer jetzt etwas bei Amazon bestellt, muss selbst als Prime-Mitglied bei nicht priorisierten Produkten mit Lieferzeiten von bis zu einem Monat rechnen.

Die Büromarkt-Kette Staples hat ihre Verkaufsstellen in Deutschland geschlossen. Angeboten wird nur noch der Postservice für Unternehmen. Der telefonische Kundenservice wurde heruntergefahren, zudem kommt es auch zu Lieferverzögerungen im Online-Shop.

In Leipzig hat das Ordnungsamt die große und bekannte Bahnhofsbuchhandlung Ludwig geschlossen. Die Schließung wurde durchgesetzt, obwohl dort über 7.000 Zeitungen und Zeitschriften angeboten werden, die von einem Verkaufsverbot nicht betroffen wären. Das Ordnungsamt blieb aber offenbar auch dann noch hart, als die Filialleiterin die räumliche Abtrennung des Buchsortiments vorschlug.

Primark hat weltweit alle seine 376 Filialen geschlossen. Aktuell führt dies zu Umsatzeinbußen von über 700 Mio Euro pro Monat. Vorläufig verzichtet das Unternehmen auf die Bestellung neuer Waren und bemüht sich um eine Reduzierung der Fixkosten durch intensive Gespräche mit den Vermietern.

BestBuy aus den USA verzeichnet eine gestiegene Nachfrage nach Heimelektronik und Produkten für das Home-Office. Allerdings hat sich das Unternehmen dazu entschlossen, größere technische Produkte nicht mehr bis hinter die Wohnungstür zu liefern. Kleinere Artikel können die Kunden zur Lieferung bestellen oder sich bei einem Markt vor der Tür abholen.

In den Supermärkten von Albertsons und Safeway werden in den USA die Kassenzonen mit Plexiglas ausgestattet. Die Schutzschilde werden als „Sneeze Guards“ bezeichnet, was im Kern natürlich falsch ist, da es ja weniger um das Niesen, sondern mehr um das Anhusten geht. Aber im Kern sicherlich eine richtige Maßnahme. Außerdem will Safeway die festen Einkaufszeiten für Senioren und Risikogruppen ausweiten.

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Initiativen aus Handel und Industrie

Catrin Markhoff aus Hamburg ist ein Beispiel für Händler, die schnell auf die beschlossenen Maßnahmen der Landesregierungen reagiert haben. Bisher setzte die Inhaberin eines Spielwarenladens im Stadtteil Eimsbüttel ausschließlich auf ihr Geschäft. Die Unternehmerin stellte sich rasch auf die vom Bürgermeister verkündeten Ladenschließungen ein. Sie druckte Flyer, veröffentlicht Beiträge auf Instagram und startete einen Lieferservice, der über verschiedene Kanäle erreicht werden kann.

Die Hamburger Uhrenmarke Sternglas bietet Uhrenhändlern an, ihnen einen Onlineshop binnen 48 Stunden zu programmieren. Das vor fünf Jahren gegründete Startup will so die Händler beim Durchhalten unterstützen.

Was können Buchhändler in der aktuell schwierigen Situation tun, um weiter den Kundenkontakt zu pflegen, und einen Teil des durch Schließungen weggefallenen Umsatz zu retten? Das Börsenblatt hat eine Checkliste zusammengestellt und zeigt Beispiele für die Kundenansprache.

Zeitlich befristet öffnet Stilwerk den Online-Shop für externe Händler, die keinen eigenen Shop betreiben. Diese können eine nicht limitierte Zahl von Artikeln einstellen. Dabei setzt Stilwerk auf ein freiwilliges Bezahlmodell. Wird etwas verkauft, wird eine Gebühr für den Payment-Service-Provider fällig. Diese Gebühr können die Händler freiwillig aufrunden, um sich für das Angebot zu bedanken.

Die Plattform Lozuka hat angekündigt, ihre Plattform lokalen Händlern kostenfrei anzubieten. Dank einer Freischaltung binnen 24 Stunden könnten Händler vor Ort so Lebensmittel und Gebrauchsgüter weiter anbieten und ausliefern. In einigen Regionen arbeitet Lozuka etwa mit dem DRK zusammen. Lozuka betreibt dabei den lokalen Marktplatz, organisiert die Abholung und Sortierung der Ware und übergibt zur Auslieferung dann an das DRK.

Die von uns bereits lobend erwähnte Initiative „Händler helfen Händlern“ arbeitet an einer technischen Lösung, die es den stationären Händlern erlauben soll, die Umsatzeinbußen zumindest teilweise zu kompensieren. Die Idee ist es, den stationären Händlern ein IT-Netzwerk zur Verfügung zu stellen, auf dem sie ihre Filialbestände hochladen und zum Beispiel durch Taxen, Lieferdienste, Getränkelieferanten und andere regionale Logistikdienstleister versenden können. Das Konzept entstand in Zusammenarbeit der beiden Händler Rose Bikes und Visunext Group sowie dem Software-Hersteller Shopware.

Also, liebe Leserinnnen und Leser, verzagen Sie nicht! Viele Initiativen machen Mut, dass es weitergeht. In diesem Sinne: Kommen Sie weiter gut durch diese Zeit!

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