Update zum Coronavirus und dem Handel (Teil 7).

von Stephan Lamprecht am 25.März 2020 in News

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Deutschland befindet sich erst seit wenigen Tagen im Lockdown, da werden Stimmen aus Politik und Wirtschaft lauter, die gegen die aktuellen Maßnahmen zur Verlangsamung der Pandemie opponieren. So wurde in einem Medium die Frage gestellt, ob es richtig ist, dass 90 Prozent der Menschen Einschränkungen hinnehmen müssten, um 10 Prozent der Bevölkerung zu schützen, was insofern bereits Unsinn ist, weil allein der Anteil der älteren Menschen deutlich höher ist. Und in der Schweiz schlug etwa Reiner Eichenberger eine kontrollierte Ansteckung vor. Der Herr ist kein Virologe, sondern Professor für Theorie (!) der Finanz- und Wirtschaftspolitik. Die vom Marketing als ehedem so wichtig identifizierte Zielgruppe der „jungen Alten“, scheint also verzichtbar zu sein, wenn es um das Bruttoinlandsprodukt geht. Bleibt zu hoffen, dass die Betroffenen genau zuhören, wer sie denn da bewusst einem potenziell tödlichen Risiko aussetzen möchte.

Unsere heutigen Meldungen:

Die Buchhandlung Ludwig im Leipziger Hauptbahnhof darf wieder öffnen. Damit ist das Ordnungsamt doch auf den Vorschlag der Betreiber eingegangen, den Bereich des Buchverkaufs räumlich von der Abteilung für Zeitschriften und Zeitungen zu trennen. Und wenn Sie nach der Coronakrise mal wieder Leipzig besuchen, schauen Sie dort unbedingt einmal vorbei. Denn bei Ludwig gibt es auch ein hervorragendes Angebot an Kaffeespezialitäten und Kuchen.

Amazon dürfte durch die Coronakrise seine Marktmacht weiter stärken, wie eine Analyse von Florian Kolf zeigt. Aktuell erlebt das Unternehmen einen Zulauf wie bei besonderen Verkaufsaktionen wie dem Cyber Monday, mit dem Unterschied, dass andere Produkte gefragt seien. So werden die Stimmen lauter, die nach dem Einschreiten des Kartellamts rufen.

Apple denkt offenbar darüber nach, in Abhängigkeit der Vorgaben am jeweiligen Standort, in der ersten Aprilwoche einen Teil seiner Stores wieder zu öffnen. In China sind inzwischen wieder alle 42 Filialen geöffnet.

Schließungen und Auswirkungen

Aktuell mehren sich die Zeichen dafür, dass es für den US-Luxushändler Neiman Marcus eng wird. Das Unternehmen soll sich in Gesprächen mit seinen Kreditgebern befinden, um einen drohenden Konkurs abzuwenden.

Bekleidungskonzern Bestseller (Marken u.a. Vero Moda, Jack & Jones und Only) hat 750 Mitarbeiter in seinem Heimatmarkt Dänemark entlassen, nachdem die Umsätze in den vergangenen Wochen gesunken sind. Der Modekonzern prüft aktuell auch Stellenkürzungen im Ausland und inwieweit er Hilfspakete der Länder in Anspruch nehmen kann.

DPD stellt weniger Paketsendungen fest. Zwar nimmt die Zahl der Zustellungen an Privatkunden zu, dies kompensiere aber nicht den Rückgang von Paketen an Unternehmen und Händler. DHL und Hermes vermelden keine gestiegenen Paketmengen, berichten aber ebenfalls von einer Verschiebung in den Kundenkreisen.

Amazon hat nach eigenen Angaben fast 4.000 Händler wegen Preistreiberei von seinem Marktplatz in den USA ausgeschlossen. Davon betroffen sind rund eine halbe Million Artikel, die zu überzogenen Preisen angeboten worden waren. Genauere Angaben, um welche Produkte es sich dabei gehandelt hat, machte das Unternehmen nicht.

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Initiativen aus Handel, Industrie und Gastronomie

Gastronomen sind von den Schließungen besonders hart getroffen. Die Branche kennt keinen nachgeholten Konsum, einen Lieferservice aus dem Stand aus dem Boden zu stampfen ist schwierig. Einige mutmachende und kreative Initiativen der Gastroszene aus Hamburg hat das Food-Innovation-Camp gesammelt.

Aldi und Penny bedanken sich bei ihren Mitarbeitern mit kurzen Werbespots für deren Einsatz, um den Zusammenhalt zu stärken. Unter dem Motto „gemeinsam geht alles“ besteht der Film von Aldi aus Handyvideos der Mitarbeiter. Penny würdigt mit „#erstmalhelfen“ nicht nur die Mitarbeiter, sondern alle Helden der Nachbarschaft.

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Die Mitarbeiter in den Supermärkten und der Logistik von Rewe und Penny bekommen eine Sonderprämie für ihre Arbeit in der Coronakrise. Noch vor Ostern sollen die mehr als 20 Millionen Euro gezahlt werden.

Google erlaubt bei seinem Dienst „Google My Business“ üblicherweise keine Namenszusätze, um zu verhindern, dass dort bereits Hinweise auf Sonderangebote oder Dienstleistungen erscheinen. Aktuell gestattet das Unternehmen aber Ergänzungen wie „Lieferservice“ oder auch „Zum Mitnehmen“, weil dies den Nutzern eine schnellere Orientierung bietet.

Atalanda, Betreiber von lokalen Marktplätzen, hat sein System um digitale Einkaufslisten erweitert. Einwohner einer Stadt können bei lokalen Händlern die Liste online aufgeben. Die Händler stellen dann die Lieferung zusammen. Die Auswahl der Produkte beläuft sich zum Start auf rund 100 überlebenswichtige Artikel. Der Betrieb der digitalen Einkaufsliste wurde in Monheim am Rhein und in Wuppertal bereits aufgenommen.

Bonial bündelt in der kaufDA-App News und Entwicklungen zum Thema Corona und Auswirkungen auf den Handel. Händler wie Lidl, Aldi und Kaufland erklären, wie sie die Versorgung sicherstellen. Außerdem werden Fragen zu Nachbarschaftshilfe und Sonderöffnungszeiten beantwortet.

Support your local ist eine Initiative, die lokale Einzelhändler unterstützen will, in dem die Nutzer über die Plattform online Gutscheine erwerben. So erhalten die Unternehmer die Möglichkeit, weiter Umsatz zu generieren.

Ähnlich ist das Modell der Plattform www.stammi.de. Auch dort können die Kunden Gutscheine von lokalen Händlern erwerben, um ihnen über die Zeit zu helfen. Die spätere Entwertung der Gutscheine findet wie der Verkauf komplett online statt. So wird der Aufwand für teilnehmende Unternehmen möglichst gering gehalten. Hinter dem Angebot stehen die beiden Fintechs Leaf und Stripe.

Der Empfehlungsdienst Yelp bietet den Nutzern in den USA in seiner App eine Spendenfunktion, über die Händler und Gastronomen unterstützt werden können. Außerdem hat das Unternehmen zugesagt, die Spendensumme auf 1 Mio. Dollar aufzufüllen.

Migros hat seine Einkaufsplattform Amigos, die im Dezember geschlossen wurde, wieder reaktiviert. Gestartet wird in den Kantonen Bern, Solothurn und Aargau. Bis Ende der Woche wird wohl die ganze Deutschschweiz aufgeschaltet. So können Kunden aus Risikogruppen, die nicht zum Einkaufen gehen können, sich über die „Bringer“ versorgen lassen. Der Service ist kostenlos, es besteht aber die Möglichkeit, digital ein Trinkgeld zu geben.

Malte Polzin, Geschäftsführer der PCP Gruppe in der Schweiz, die sich Computer, Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte spezialisiert hat, bietet auf LinkedIn stationären Händlern seine Hilfe an. Wer keinen eigenen Onlineaufritt habe oder nun auf einem Sonderposten sitzen bleibe, solle ihn kontaktieren.

Kommen Sie weiter gut durch die Zeit!

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