Warum die Verbundgruppe Aetka online auf eBay-Shops setzt.
von Matthias Hell am 27.Mai 2014 in Local HeroesBereits mit dem Beratungsportal Fragprofis.de hat die Telekommunikations (TK)-Kooperation Aetka eine originellere Online-Lösung präsentiert als andere Verbundgruppen. Nun setzt Aetka auf die Zusammenarbeit mit eBay, um den angeschlossenen TK-Händlern den Verkauf von Waren und Dienstleistungen im Internet zu ermöglichen. Gegenüber Location Insider erläutert Aetka-Vorstand Uwe Bauer, welche Überlegungen hinter der Online-Strategie der Verbundgruppe stehen.
Wie der Sachse erklärt, sind die Ideen vieler Kooperationen für den Online-Handel aus seiner Sicht wenig zielführend. So gebe es auf der einen Seite Verbundgruppen, die auf eine zentrale Online-Lösung setzten, bei der die Partner mehr oder weniger eingebunden sind – zum Beispiel, wenn es um Pick-up-Möglichkeiten geht. „Das greift aus unserer Sicht aber nicht nur als Multichannel-Lösung zu kurz, sondern führt auch in den meisten Fällen zu Konflikten zwischen Zentrale und Partnern sowie zu Diskussionen um die Preisgestaltung“, so Bauer. Die zweite häufig gewählte Lösung seien Whitelabel-Onlineshops für die Partner. Auch damit kann der Aetka-Chef wenig anfangen: „Das ist so, wie wenn man ein Geschäft mitten auf eine grüne Wiese stellt: die Shops haben keinen Traffic, keine User-Bewertungen und bleiben deshalb im Netz unsichtbar.“
Bei der Online-Strategie von Aetka geht es stattdessen darum, die Customer Journey der Kunden der TK-Kooperation nachzuvollziehen und diesen fortlaufend passende Berührungspunkte zu bieten. Wie Uwe Bauer erklärt, setze Aetka zunächst darauf, Kunden zu adressieren, die im Netz nach Informationen für geplante Käufe suchten. Die Verbundgruppe unterstützt ihre Partner deshalb dabei, lokal über das Internet gefunden zu werden u.a. durch Einträge bei lokalen Firmenverzeichnissen, über Google Places oder die Adressierung über lokale Kauf-Apps. Zudem versucht Aetka Endverbraucher anzusprechen, die Fragen zu bzw. Probleme mit einem technischen Gerät oder Tarif haben und im Internet nach einer Lösung suchen. Dafür hat die TK-Kooperation Ende 2013 das Portal Fragprofis.de gestartet, auf dem lokale Aetka-Partner Nutzerfragen beantworten.
Online-Lösung mit Bezugspunkten zum stationären Angebot
Mit der nach einer Pilotphase vor wenigen Tagen offiziell gestarteten Zusammenarbeit mit eBay präsentiert die Verbundgruppe nun ihre Lösung für den Online-Verkauf und setzt dabei auf das Format dezentraler Onlineshops. Interessierte Partner können einen eigenen Aetka-Markenshop auf eBay eröffnen und diesen nach eigenem Gutdünken mit Artikeln aus dem Sortiment der TK-Kooperation befüllen. Die Preisstellung können die Partner selbstständig vornehmen. Was die Abwicklung von Online-Bestellungen betrifft, hängt diese davon ab, ob die angebotenen Artikel vor Ort vorrätig sind. Ist das der Fall, verschickt der Partner die Artikel, beziehungsweise können diese im Ladengeschäft abgeholt werden. Ist das nicht der Fall, werden die bestellten Artikel im Namen des Händlers aus dem Aetka-Zentrallager an die Endverbraucher verschickt.
Dabei setzt Aetka andere Schwerpunkte als beispielsweise Saturn, das seit einiger Zeit ebenfalls dezentrale eBay-Markenshops für die einzelnen Märkte anbietet. Während die Elektromarktkette bei eBay ausschließlich B-Waren anbietet, werden die Aetka-Händler in erster Linie neue Geräte verkaufen, können nach Wunsch aber auch Vorführgeräte oder Retouren in ihre Shops aufnehmen. Zudem nutzt Aetka die Online-Plattform eBay bewusst, um Anknüpfungspunkte zu dem stationären Angebot der teilnehmenden Händler herzustellen. Wie Uwe Bauer erklärt, werde die TK-Kooperation bald auch Dienstleistungspakete bei eBay anbieten: „Wir wollen das Thema Dienstleistungen hemdsärmlig angehen und zunächst einmal Varianten testen, um zu sehen, wie sich das entwickelt.“ Zudem ermuntert der Aetka-Chef die Partner, bewusst den Kontakt zu lokalen Kunden zu suchen. So könne es beispielsweise einen netten Effekt darstellen, wenn ein Händler eine Online-Bestellung spontan persönlich ausliefert.
„eBay hat ein strategisches Interesse am lokalen Handel“
Mit den ersten Pilot-eBay-Shops startete Aetka im Dezember 2013. Wie Verbundgruppen-Vorstand Uwe Bauer berichtet, habe man dabei sowohl auf Partner gesetzt, die schon auf eBay aktiv waren und lediglich zu Markenshops konvertiert wurden, wie auch auf eBay-Newcomer. Seit Beginn der Pilotphase seien die Menge der angebotenen Artikel und die Anzahl der Verkäufe stetig angestiegen. Einige Aetka-Partner haben auch bereits an dem eBay-Tagesdeal-Format Wow-Angebote teilgenommen. „Noch liegt die Anzahl der angebotenen Produkte erst etwas über Hundert, doch ist es unser Ziel, das in den vierstelligen Bereich zu steigern“, erklärt Bauer.
Wie der Aetka-Chef im Gespräch mit Location Insider berichtet, habe sich die Verbundgruppe vor der Umsetzung der dezentralen Shop-Lösung neben eBay auch andere Online-Plattformen genauer angesehen. Dabei habe eBay aus mehreren Gründen überzeugen können: „eBay ist ein Marktplatz mit 16,5 Millionen registrierten Kunden. Unsere Partner befinden sich hier in einer hochfrequentierten Shopping-Mall und nicht auf einer grünen Wiese“, erläutert der Aetka-Chef mit Bezug auf die beim Thema Whitelabel-Shops gewählte Analogie. Zudem unterscheide sich eBay durch seine strategische Ausrichtung von Wettbewerbern wie Amazon: „Wir haben den Eindruck, dass eBay ein größeres Interesse daran hat, eine Zusammenarbeit mit dem lokalen Einzelhandel einzugehen als andere E-Commerce-Plattformen“, erklärt Bauer.
Nach dem Beratungsportal Fragprofis.de und den eBay-Markenshops bleibt im Rahmen der Online-Strategie von Aetka noch eine Baustelle offen: Die Homepage der TK-Verbundgruppe. Diese soll künftig zu einer Hub-Seite ausgebaut werden, über welche sowohl die Partner wie auch die von diesen im Netz angebotenen Artikel gefunden werden können. Wie Uwe Bauer berichtet, sei es Aetka aber wichtiger gewesen, zunächst die für den Partner relevanten Online-Leistungen auf die Straße zu bringen als sich um die Zentralseite zu kümmern: „Für uns war die zentrale Frage: Wo haben wir den größten Traffic und wie lässt sich dieser am besten verzahnen? Und da sehen wir bei eBay deutlich größere Chancen.“
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