Was bringt Oldenburger Einzelhändlern die PayPal QRShopping-Aktion?

von Matthias Hell am 20.Dezember 2013 in Local Heroes

Indem im September mehr als 30 Einzelhändler in der Oldenburger Innenstadt ihr Angebot mit QR-Codes anreicherten, landete PayPal einen cleveren PR-Coup. Doch welche Erfahrungen machen die beteiligten Händler? Und wie binden sie die QRShopping-App von PayPal in ihr Angebot ein? Location Insider fragte nach bei Christoph Baak, dem Vorsitzenden des City Management Oldenburg (CMO).

Christoph Baak ist Erster Vorsitzender des City Management Oldenburg

Christoph Baak ist Erster Vorsitzender des City Management Oldenburg

Eigentlich hätte man es anders erwartet, doch wie Christoph Baak berichtet, ging der Impuls für die Kooperation mit PayPal von dem CMO-Vorsitzenden aus: „Ich hatte vor circa einem Jahr im mStore Magazin über die QRShopping-App von PayPal gelesen und habe mir gedacht, so etwas müsste auch in einer Innenstadt flächendeckend funktionieren.“ Baak nahm daraufhin Kontakt zu dem Bezahldienstleister auf, der ebenfalls bereits über einen größeren QRShopping-Testlauf – allerdings in Berlin – nachdachte. Nachdem sich PayPal-Verantwortliche jedoch die Oldenburger Innenstadt angeschaut hatten, waren diese schnell von der Zusammenarbeit mit der niedersächsischen Stadt begeistert.

Dabei hatte man es keinesfalls mit einer der vielzitierten „verödeten Innenstädte“ zu tun. Wie Baak berichtet, kann sich Oldenburg nicht nur mit der bundesweit ersten (1963 eröffneten) Fußgängerzone schmücken, sondern registriert als Zentrum einer weiträumigen Einkaufsregion auch eine vergleichsweise komfortable Geschäftslage im Einzelhandel. Was den Chef des Oldenburger City Managements antrieb, war also keine Abwehrhaltung gegenüber dem Online-Handel: „Mir ging es vor allem darum, den inhabergeführten Einzelhandel an Online heranzuführen und den Kunden damit ein attraktives Einkaufserlebnis zu bieten.“

Online-Erweiterung für den stationären Handel

Zu den größten Nutznießern der QRShopping-Kampagne zählt ein Oldenburger Eisgeschäft

Zu den größten Nutznießern der QRShopping-Kampagne zählt ein Oldenburger Eisgeschäft

Seit September 2013 haben im Zuge der Zusammenarbeit mit PayPal zunächst 32 Händler – inzwischen sind es sogar rund 40 – ihr Warenangebot mit QR-Codes angereichert, die den Kunden eine direkte Bezahlung per QRShopping-App ermöglichen. Das Einsatzspektrum ist dabei recht breit und reicht von Aufstellern in den Schaufenstern, die den Einkauf auch jenseits der Ladenöffnungszeiten ermöglichen, über den In-Store-Einsatz von QR-Codes – etwa um die Bestellung unterschiedlicher Varianten eines vor Ort ausgestellten Artikels zu ermöglichen – bis hin zum Eis- oder Tee-Verkäufer, welche das QRShopping vor allem als einfache und innovative Bezahlmöglichkeit nutzen.

Im Kern ist das QRShopping-Verfahren für Christoph Baak jedoch mehr als nur eine reine Payment-Lösung. „Ich bezeichne das gerne als ‚analoges Online-Shopping‘: Gerade für kleinere Händler, die keinen eigenen Shop haben, ergibt sich dadurch die Chance, aus dem Geschäft heraus eine Online-Einkaufsmöglichkeit zu bieten.“ Im Unterschied zu regionalen Einkaufsportalen, die zwar einzelne lokale Händler integrierten, insgesamt aber vor allem den Online-Handel begünstigten, handele es sich bei dem QRShopping-Konzept um eine Lösung, welche die einzelnen stationären Geschäfte und auch die gesamte Oldenburger Innenstadt stärke.

Über gegen den Online-Handel gerichtete Kampagnen anderer Städte, wie etwa die protestweise Verhüllung von Ladenschaufenstern, kann Baak nur den Kopf schütteln: „Das sind alberne Aktionen, die nicht zeitgemäß sind. Man kann sich der Entwicklung nicht in den Weg stellen, sondern muss mitmachen und das für sich Beste nutzen.“ Aus Sicht des CMO-Vorsitzenden stelle das QRShopping-Verfahren von PayPal „das Beste aus beiden Welten“ dar.

Wichtiger als die QR-Umsätze sind die Impulse für den Handel

Wie Baak erzählt, sei auch von Anfang an die Resonanz der ansässigen Einzelhändler sehr positiv gewesen. Viele Händler hätten sich spontan zur Teilnahme an der QR-Code-Aktion entschlossen. Nur einige Geschäfte – vor allem im Luxuswarenbereich – hätten die PayPal-Kooperation mit Verweis auf ihre Zielkundschaft abgelehnt, während andere Händler gerne mitgemacht hätten, aber von ihren Markenherstellern an einer Teilnahme gehindert wurden. „Von denen, die sich bisher am QRShopping beteiligt haben, ist auch noch keiner wieder abgesprungen“, berichtet Baak. Das Verfahren werde daher in Oldenburg auch über die ursprünglich vereinbarte Testphase von sechs Monaten hinaus weiter angeboten werden.

Im Weihnachtsgeschäft bewirbt ein PayPal-Bus das QRShopping

Im Weihnachtsgeschäft bewirbt ein PayPal-Bus das QRShopping

Etwas schwerer tut sich der Vorsitzende des City Managements damit, den konkreten Effekt des QRShopping-Einsatzes zu beziffern. „Eine signifikante Umsatzsteigerung konnte bisher keiner beobachten. Es gibt recht viele Kunden, die die QR-Codes scannen und die Angebote aufrufen, aber dass es auch wirklich zu einem Kauf kommt, ist doch wesentlich seltener.“ Gemeinsam mit PayPal versuche man nun herauszufinden, wo die entsprechenden Schwellen bei den Kunden lägen und wie man diese abbauen könne. Sehr positiv sei aber die Betreuung durch PayPal und dass eine ganze Reihe von Einzelhändlern die QRShopping-Aktion auch für eigene Aktivitäten und Angebote nutze. So hätten etwa die bereits erwähnten Eis- und Teehändler die Aufmerksamkeit um die QR-Codes erfolgreich für maßgeschneiderte Angebote genutzt. Zudem gingen einige Oldenburger Innenstadthändler dazu über, die QR-Codes verstärkt im Verkaufsprozess einzusetzen oder den Kunden durch eine Expressbezahlung mittels PayPal eine Erleichterung zu bieten.

Auch im laufenden Weihnachtsgeschäft setzt das CMO auf den Werbeeffekt der Kooperation mit PayPal und zeigt den Kunden in einem in der Innenstadt abgestellten, speziell dekorierten Bus die Möglichkeiten des QRShopping. Die „Übermorgenstadt“ Oldenburg wird durch PayPal damit vielleicht nicht revolutioniert, doch gehen von der Aktion wichtige Impulse für eine in Richtung Online gerichtete Modernisierung des lokalen Einzelhandels aus.


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