Wie Flaschenpost (CH) seinen Online-Weinhandel mit commercetools modernisiert.

von Florian Treiß am 28.September 2021 in News, Shoptech, Trends & Analysen

2007 gegründet mit dem Ziel, ein „Amazon für Weine“ zu werden, ist Flaschenpost (CH) heute der größte Online-Weinhändler der Schweiz mit einer Auswahl von 30.000 Weinen. Damit die rund 100.000 Kunden bei diesem umfassenden Sortiment den Durchblick behalten und immer den passenden Wein zu Hause haben, hat Flaschenpost pfiffige Services wie einen Winefinder oder ein Wein-Abo entwickelt. Da der bestehende Online-Shop dem starken Wachstum und den veränderten Kundenanforderungen nicht mehr standhalten konnte, hat sich Flaschenpost.ch für eine neue und deutlich besser skalierbare Plattform auf Basis der Headless-Technologie von commercetools entschieden.

Sind Sie analytisch, temperamentvoll, der Genießertyp, die Sportskanone oder der Naturliebhaber? Mit Fragen zum Charakter und der eigenen Einschätzung, sowie nach Budget und der bevorzugten Weinregion hilft der Winefinder von Flaschenpost seinen Kunden, den für sie passenden Wein zu finden. Ganz ähnlich funktioniert auch das „persönliche Wein-Abo“: Hier tragen die Kunden über ein Formular ihre Vorlieben, die Häufigkeit und das Budget ein. Anschließend überraschen die „Flaschenpöstler“ die Abo-Kunden regelmäßig mit interessanten Weinen.

Dank dem großen Sortiment und den durchdachten Services ist Flaschenpost seit seiner Gründung auf Erfolgskurs. Zudem hat die Corona­Pandemie Flaschenpost um rund zwei Jahre in der ursprünglich geplanten Geschäftsentwicklung nach vorne katapultiert. Zu Spitzenzeiten hatten die Schweizer eine dreifache Nachfrage zu bewältigen und mussten entsprechend schnell improvisieren: „Die Logistikstrukturen waren am Limit. Wir haben zeitweise den Wein auf der Rampe außen gelagert, weil wir keinen Platz mehr hatten im Gebäude, weil die Leute nicht mehr laufen konnten, weil alles voll war mit Wein. Wir mussten Schichtbetrieb einführen in der Logistik, damit wir das Volumen bewältigen können“, erzählt Johannes Klaiber, CTO von Flaschenpost. „Man musste wirklich anpacken, damit es irgendwie über die Bühne ging. Es war schon eine Challenge.“ Die deutlich gestiegene Nachfrage sorgte schließlich dafür, dass Flaschenpost sein operatives Team verdoppelte und erstmals die Marke von 30 Millionen Schweizer Franken Umsatz knackte.

Schon vor Beginn der Corona-Pandemie war dem Management von Flaschenpost klar, dass das Unternehmen ein neues E-Commerce­Setup benötigt, um künftiges Wachstum zu ermöglichen: Nach dem Start mit einer handgestrickten Lösung kam zuletzt Magento 1 zum Einsatz. Doch auch dieses System stieß bald an seine Grenzen: „Unser bestehender Shop auf Magento-Basis war verbaut“, berichtet Flaschenpost-Gründer Renzo Schweri. „Die monolithische Struktur von Magento wurde über die Jahre immer wieder individuell angepasst. Dadurch wurde es immer komplizierter, langwieriger und daher auch sehr teuer, neue Features zu entwickeln.“

Johannes Klaiber

Nachdem Flaschenpost die konkreten Anforderungen an ein neues System definiert und verschiedene Lösungen evaluiert hatte, fiel die Wahl auf eine Kombination aus commercetools im Backend und Frontastic im Frontend. Diese Kombination hat sich bereits bei anderen Unternehmen wie Apollo oder Flaconi erfolgreich bewährt und entspricht den MACH-Prinzipien: Flexibel einsetzbare Microservices, die unkomplizierte Implementierung von Funktionen über API-Schnittstellen, unbegrenzte Skalierbarkeit dank dem Cloud-native-Ansatz und der Headless-Architektur. Einer der Vorteile dieses neuen Setups: „Wir können unsere Organisation nun endlich so aufstellen, dass wir möglichst unabhängig voneinander funktionierende Produktteams haben, die entwickeln. Dafür müssen wir eine entsprechende Microservices-Architektur im Hintergrund haben, damit das in der Praxis funktioniert“, erklärt CTO Johannes Klaiber einen entscheidenen Vorteil dieses Setups.

Lange Zeit war Flaschenpost von externen Webagenturen abhängig gewesen, doch vor drei Jahren fiel der Entschluss, den Webshop künftig eigenständig weiterzuentwickeln: „Wir haben dann begonnen, in Belgrad (Serbien) ein eigenes Entwickler-Team aufzubauen. Das war noch vor unserer Entscheidung für commercetools. Und nun zeigt sich, dass commercetools auch viel besser zum Skill-Set unserer Headless-erfahrenen Entwickler passt als Magento, das wir bislang genutzt haben“, erläutert Johannes Klaiber. Das steigere zugleich auch die Attraktivität als Arbeitgeber, ist sich der Flaschenpost-CTO sicher.

Doch natürlich ging es bei der Entscheidung für commercetools nicht nur um interne Vorteile. Vielmehr hat Flaschenpost als kundenzentriertes Unternehmen immer als Ziel, Weinliebhabern nicht nur den bestmöglichen Wein, sondern auch den bestmöglichen Service zu bieten. Und so soll das neue Commerce-Setup auch das Fundament für neue Ideen bilden. „Wir wollen auf der letzten Meile besser werden. Und wir denken unsere Abo-Services noch weiter: Es geht in Richtung Flaschen, die Tags haben, von denen Daten ausgelesen werden können. Ein intelligentes Weinregal beispielsweise, das weiß, was es beinhaltet“, sagt Klaiber. Flaschenpost sei gerade daran, verschiedene Szenarien und Businessmodelle auszuarbeiten, die mit der neuen technischen Infrastruktur in Zukunft umgesetzt werden sollen. „Wir wollen die transaktionale Beziehung, die wir mit dem Kunden haben, also Ware gegen Geld, in eine relationale Beziehung umwandeln. Wir wollen ein kontinuierliches Verhältnis mit dem Kunden pflegen und andere Touchpoints haben als den Onlineshop. Wir gehen davon aus, dass wir einen großen oder größer werdenden Umsatzanteil in Zukunft über andere Services erzielen werden, die nicht über den Shop laufen.“

Um weitere Touchpoints der Customer Journey zu bedienen, ist die flexible commercetools-Plattform eine ideale Basis, schließlich lassen sich über die MACH-Architektur beliebig viele moderne Touchpoints anbinden, von Apps über Connected Cars und IoT-Buttos bis hin zu Voice-Applikationen für Alexa oder Siri. „Wir wollen im Alltag der Leute präsent sein. Und da ist ein für den Desktop ausgerichteter Webshop nicht das geeignete Mittel, sondern das muss über Mobile funktionieren, weil das Mobile Device omnipräsent ist im Alltag der Leute“, betont Johannes Klaiber die Bedeutung von Smartphones als zentralem Touchpoint im Leben der Kunden. Und sicher ist es nur eine Frage der Zeit, bis es auch smarte Weinkühlschränke mit Internetanbindung gibt, die natürlich ebenfalls gut zur Flaschenpost-Story passen würden und ebenfalls über commercetools ansprechbar wären.

„All das geht mit Magento nicht, weil das monolithische System sehr wenig Flexibilität zulässt. Die Entwicklungen, die wir machen, also schon simple Dinge am Shop zu ändern, sind sehr aufwendig. Da reden wir noch gar nicht von diesen neuen Services. Und da laufen wir Gefahr, dass wir ins Hintertreffen geraten“, sagt Johannes Klaiber. Die Situation beim Magento-Shop sei vergleichbar mit „einem rostigen alten Auto. Da stellt man sich auch die Frage, repariert man es nochmal und wenn ja, zu welchem Preis? Oder kauft man lieber ein Neues?“ Denn zuletzt dauerten Dinge wie simple Layout-Änderungen, Personalisierungen im Flaschenpost-Webshop oder das Umbauen des Checkouts ewig.

Zwar rechnet sich der Einsatz von individuell anpassbarer MACH-Technologie wie der von commercetools finanziell vor allem für größere globale Marken, während Flaschenpost als „Schweiz-only-Unternehmen“ zuletzt „nur“ 30 Millionen Franken Umsatz erzielte. Auf dieses Verhältnis angesprochen, schmunzelt Johannes Klaiber: „Als wir die Entscheidung getroffen haben, diesen Schritt zu machen, war unser Umsatz noch fast halb so groß wie heute und wir waren wahrscheinlich mit Abstand der kleinste Kunde von commercetools. Doch unsere Ambitionen sind sehr viel höher ‒ und dafür bietet unser neues Setup aus commercetools und Frontastic genau die richtige Basis.“

Lesetipp

Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem Whitepaper „Composable Commerce“, das wir von Location Insider mit freundlicher Unterstützung von commercetools erstellt haben. Erfahren Sie darin, warum und wie erfolgreiche Brands mit Composable Commerce ihr individuelles Commerce-Setup aus den besten Lösungen am Markt (“Best-of-Breed”) zusammenstellen, um ihre Kundinnen und Kunden noch individueller anzusprechen.

Die weiteren Themen des Whitepapers „Composable Commerce“ im Überblick:

  • Umfrage: Die wichtigsten Technologietrends im Digital Commerce
  • weitere Erfolgsstories von CHRONEXT und flaconi
  • Interview mit Wolford-Manager Rainer Knapp zu Composable Commerce
  • Hands-on: Wie der Systemwechsel zu Composable Commerce gelingt
  • Wie die MACH Alliance das Thema Composable Commerce vorantreibt
  • Glossar mit den wichtigsten Begriffen rund um Composable Commerce

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