Wie Onlinemedien von Amazons Prime Day profitiert haben.

von Florian Treiß am 19.Juli 2018 in News

So bewarb PC Welt in einem redaktionellen Text ein Angebot des Prime Days

Gutes Geschäft, wenig Transparenz: Zahlreiche deutsche Onlinemedien haben an Amazons Prime Day mitverdient – dank diverser redaktionell gestalteter Kaufempfehlungen, die bei manchen Websites nicht einmal als Werbung gekennzeichnet waren. Darunter waren so große Websites wie die der Computermagazine „PC Welt“ (IDG-Verlag), „Chip“ (Burda) oder „Computer Bild“ (Axel Springer). Einen transparenten Hinweis, wie das Geschäft abläuft, lieferte Focus Online (ebenfalls aus dem Hause Burda): „Für über Verlinkungen und Shop-Widgets im Beitrag verkaufte Produkte erhalten wir eine Provision, die den Preis der Angebote für Sie nicht verändert“, heißt es dort gut ersichtlich im Artikel „Von Oral-B-Zahnbürste bis zur PS 4: Die Top-Deals am Prime Day“. Und beim Schwesterblatt „Chip“ findet sich ein ähnlicher Hinweis. Bei „PC Welt“ und „Computer Bild“ konnten wir eine solche Kennzeichnung in Artikeln wie Prime Day: Top-Gaming-Laptop zum Schnäppchenpreis oder Amazon Prime Day: Samsung-SSD zum Schnäppchenpreis hingegen nicht entdecken.

Dahinter steckt Affiliate-Marketing: Über das sogenannte Partnernet ermöglicht es Amazon den Betreibern von Websites, eine „Werbekostenerstattung“ für verkaufte Waren zu erhalten, und zwar je nach Produktkategorie bis zu 10 Prozent. Laut Wettbewerbsrecht sind Medien dabei eigentlich angehalten, solche Links als Werbung zu kennzeichnen – sonst kann es schnell eine Abmahnung wegen Schleichwerbung hageln. Wegen mangelnder Werbekennzeichnung steht schon seit langem das Influencer Marketing in der Kritik und Gerichte, Verbraucherschützer und Landesmedienanstalten haben sich dort bereits eingeschaltet. Das kann auch dem Affiliate-Marketing drohen: Denn die Frage ist, in wieweit Leser verstehen, dass Onlinemedien Artikel wie Amazon Prime Day: Diese 22 Deals sollten Sie nicht verpassen letztlich nur veröffentlichen, um an den Provisionen zu verdienen. Um Journalismus geht es dabei nicht mehr.

Wie schnell sich mit Affiliate-Marketing Geld verdienen lässt, haben wir bei unserem Schwesterportal mobilbranche.de in dessen Newsletter ausprobiert. Dort schalteten wir am Montag und Dienstag eine selbst gestaltete Affiliate-Reklame für den Prime Day, die klar als Anzeige gestaltet war. Im Newsletter am Montag sah sie so aus:

So sah die Werbung zum Prime Day bei mobilbranche.de aus

Bereits diese kleine Anzeige sowie die ähnlich gestaltete Anzeige am Dienstag bescherten Amazon einen Umsatz von 335,23 Euro. Davon fließen 18,77 Euro als Provision an mobilbranche.de, vorausgesetzt es kommt zu keinen Retouren. Das entspricht einer Provision von durchschnittlich 5,6 Prozent. Skurril dabei: Die Leser von mobilbranche.de bestellten keines der explizit in der Anzeige erwähnten Produkte, dafür aber z.B. einen Kinderautositz, einen Bluetooth-Lautsprecher und reichlich Sport- und Unterwäsche. So konnte mobilbranche.de gleichzeitig etwas über die Vorlieben seiner Leser erfahren – wenn auch anonymisiert. Denn das spannende am Affiliate-Marketing ist auch, dass Amazon den Kauf dem Vermittler zuordnet, über den der Käufer zuletzt auf die Website kam.

Dabei darf der kleine Testlauf von mobilbranche.de eher in der Kreisklasse des Affiliate-Marketings eingeordnet werden, während Chip & Co in der Bundesliga spielen und mit ihren expliziten Kaufempfehlungen wirklich nennenswerte Umsätze erzielen dürften. Interessant dabei auch, dass ausgerechnet Burda, der Verlag hinter Chip und Focus Online, nun eine Alternative zu Amazon Prime aufbauen will – siehe unser Interview mit Burda-Manager Jan Bussiek.

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