Zalando gegen Gatekeeper-Einsteifung, neue vegane Marke, Amazon-Lebensmittelhandel als Milliardengrab.

von Florian Treiß am 21.Februar 2022 in News

Liebe Leserinnen & Leser,

auch wenn zum 20. März fast alle Corona-Einschränkungen in Deutschland fallen sollen, so ist doch noch immer die Frage, was genau danach das „New Normal“ sein wird. So befürchtet Markus Feldenkirchen im aktuellen „Spiegel“, dass uns das „verfluchte Virus“ noch „elanloser und biedermeierlicher“ zurücklassen könnte, als wir es eh schon waren. Sprich: dass Deutschland auch in Zukunft auf dem Sofa verharren könnte. Das wäre natürlich hart für den stationären Handel, der ja eigentlich zum Erlebnisanbieter werden will. Schließlich sind „Kundenerlebnisse“ einer der wichtigsten Trends für den Handel der Zukunft, so ein aktuelles Thesenpapier von Capgemini und IFH Köln.

Ihnen eine schöne Woche, Ihr Florian Treiß

Redaktion: Fritz Ramisch

Zalando gegen Gatekeeper-Einsteifung durch EU, Ex-Marketingchef von Lidl gründet vegane Lebensmittelmarke, Douglas pumpt sich 75 Mio Euro für Disapo-Übernahme

Die EU will mit Digital Markets Act Digitalkonzerne wie Alphabet, Meta, Amazon oder Apple an die Kandare nehmen. Wer monatlich über 45 Millionen Privatkunden (oder Besucher auf der Website) und 10.000 gewerbliche Kunden in der EU hat, gilt per Definition als Gatekeeper und muss gewissen Vorgaben einhalten. Zalando, Booking.com, Delivery Hero, die Secondhand-Plattform Vinted und weitere Firmen haben in Brüssel Beschwerde gegen die schwammigen Definitionen der EU eingereicht. Das Zählen reiner Besucherzahlen würde „stark verzerren“, so die Argumentation der Beschwerdeführer. Die EU wundert sich, dass sich die Unternehmen, die in ihrer Kommunikation bisher eher auf Superlative gesetzt hatten, ihre Marktbedeutung plötzlich runterspielen.

Vier ehemalige Manager von Lidl bringen vegane Eier in die Kühlregale und gründen die veganen Lebensmittelmarke The VGN. Das Gründerteam um den ehemaligen Marketing-Chef der Discounterkette Jürgen Achenbach (im Bild links) bringt als erstes Produkt eine frische, flüssige Vollei-Alternative aus Ackerbohnenprotein auf den Markt. Ziel ist der Aufbau einer internationalen Marke mit Haltung.

Wie berichtet will Douglas  groß ins Versandapotheken-Geschäft einsteigen und hat sich für die Übernahme der Online-Apotheke Disapo laut Exciting Commerce mit 75 Millionen Euro verschuldet. Doch im Vergleich zur Konkurrenz ist Disapo nur ein kleiner Fisch im umkämpften Markt, analysiert das „Handelsblatt“. Die Logistik sei die größte Herausforderung und bedeute weitere Millionen-Investitionen für die Drogeriekette. Es brauche ein automatisiertes, auf Arzneimittel spezialisiertes Lieferzentrum, das gehe nicht über Nacht, sagt Oliver Scheel vom Wettbewerber Apo.com.

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CEO von Baby Walz wird Entwicklungshelfer, Amazon-Lebensmittelhandel als Milliardengrab, Social-Commerce-Startup Voilà erhält Kapitalspritze

Stephan Roppel, Geschäftsführer vom Baby-Ausstatter Baby Walz, wechselt vom Handel in die Entwicklungshilfe. Roppel wird im März Vorstandschef vom Kinderhilfswerk Plan International Deutschland. Die NGO organisiert und unterstützt Entwicklungsprojekte für Kinder und Familien in 75 Ländern und leistet humanitäre Hilfe. Roppel löst Plan-Deutschland-Gründer Werner Bauch ab, der seit 1997 Vorstandsvorsitzender gewesen ist.

Der Lebensmittelhandel von Amazon ist eine Geldverbrennungsmaschine ohne langfristige Strategie und mehr Hobby als Business, attestiert CNBC und bezieht sich dabei auf Aussagen des Amazon-Anteileigners Jake Dollarhide. Demnach spiele Amazon trotz der milliardenschweren Übernahme von Whole Foods im US-Lebensmittelhandel mit 2,4 Prozent Marktanteil kaum eine Rolle und habe keine Chance gegen Handelstanker wie Walmart, das auf 18 Prozent Marktanteil kommt.

Die Social-Commerce-Plattform Voilà will wachsen und sammelt 6 Mio Dollar ein. Das 2019 gegründete Startup mit Sitz in Los Angeles und Peking setzt künstliche Intelligenz ein, um Händlern bei der Einbindung von Verkaufsfunktionen bei Instagram, TikTok, YouTube und Co zu helfen. Voilà kommt auf 16.000 Händler- und Markenkunden, verzeichnet 3,2 Mio Besucher pro Monat und hat nichts mit dem gleichnamigen deutschen Restaurant-Lieferdienst zu tun.

Kein Ansturm nach Ende der 2G-Pflicht, digitale Nachhaltigkeitslösungen, Handel der Zukunft ist kassenlos

Das Ende der 2G-Pflicht im Handel hat nicht überall zu einem Ansturm auf die Geschäfte geführt. Während der Wegfall aller Beschränkungen im Einzelhandel in Berlin am verkaufsoffenen Sonntag für spürbar gestiegene Frequenzen und teils 30 bis 40 Prozent mehr Umsatz gesorgt hat, vermeldet Thüringen kaum nennenswerte Steigerungen.

Über drei Viertel der deutschen Handels- und Konsumgüterunternehmen (76 Prozent) wünschen sich vermehrt digitale Nachhaltigkeitslösungen für Lieferkette und Logistik, um ihre Nachhaltigkeitsziele noch effizienter zu erreichen. Das hat Microsoft in einer Befragung von rund hundert Entscheider*innen aus den Bereichen Retail und Consumer Goods herausgefunden. Damit steht das Handlungsfeld Lieferkette für sie im Zentrum aller künftigen Nachhaltigkeitsbestrebungen – gefolgt von den Filialen (42 Prozent), Sortimente & Produktion (40 Prozent) sowie Kunden & Kreislaufwirtschaft (28 Prozent).

Der Handel der Zukunft hat durchgängig geöffnet und kommt ohne Verkaufs- und Kassenpersonal aus. Dieses Bild zeichnet eine Bitkom-Umfrage unter deutschen Händlern und Verbrauchern. Demnach schmeißen digitale Verkaufsassistenten und Verkaufsroboter den Laden in Zukunft, die Bezahlung läuft beim Verlassen ganz automatisch. Eine EHI-Studie zeigt zudem, dass es schon jetzt immer weniger klassische Kassen im Handel gibt – rund 80.000 weniger als 2010 (siehe Grafik). Grund ist die Zunahme mobiler Kassen, Personalmangel sowie auch die zahlreichen Geschäftsaufgaben.

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