11teamsports: Von Stationär zu Online – und wieder zurück.
von Matthias Hell am 23.September 2014 in Local HeroesDer Fußballfachhändler 11teamsports ist im stationären Umfeld gestartet, erzielte aber bald als Online-Händler den größeren Erfolg. Mit der Eröffnung eines Flagshipstores in Berlin verstärkt das Unternehmen nun wieder sein stationäres Engagement – zur Stärkung der Marke, aber auch um den Wünschen der Markenhersteller entgegenzukommen.
Die Wurzeln von 11teamsports sind bodenständig: gegründet wurde das Sportfachgeschäft mit einem Schwerpunkt auf Fußballschuhen 2007 in Crailsheim, im Norden von Baden-Württemberg auf halbem Wege zwischen Stuttgart und Nürnberg. „Bereits im Jahr darauf begannen wir damit, über Amazon und eBay zu verkaufen und gingen dann schnell auch mit einem eigenen Shop online“, erinnert sich Gründer und Geschäftsführer Oliver Schwerin. Der Shop sei höchstens „mittelmäßig“ gewesen, räumt der Fußballspezialist freimütig ein. Trotzdem habe sich das Internet-Geschäft so gut entwickelt, dass das Unternehmen mit einer professionelleren Shop-Lösung noch einmal durchstartete und sich anstelle des Plattformgeschäfts ganz auf den eigenen Onlineshop konzentrierte.
Der Erfolg gab Oliver Schwerin recht: Mit über 500.000 Kunden hat sich 11teamsports heute zum größten Onlineshop für Fußball, Teamsport, Running und Lifestyle im deutschsprachigen Raum entwickelt. Der Umsatz liegt mittlerweile deutlich im zweistelligen Millionenbereich, die Wachstumsraten betragen durchschnittlich 30 Prozent pro Jahr. Mit Filialen in Lahr (Schwarzwald) und Augsburg eröffnete 11teamsports zwar parallel zum Aufbau des Online-Business weitere stationäre Geschäfte. Doch mit einem Umsatzanteil von rund 90 Prozent nimmt der E-Commerce für den Sporthändler heute klar die dominierende Rolle ein.
Onlineshop mit Longtail-Funktion für den Store
Dennoch entschloss sich Geschäftsführer Oliver Schwerin dazu, mit einem Flagshipstore in Berlin-Charlottenburg das stationäre Standbein seines Unternehmens zu stärken. Es sei darum gegangen, die Marke von 11teamsports und die stationäre Reichweite zu stärken. Vor allem kam der Fußballspezialist mit dem Flagshipstore aber den Wünschen der Hersteller entgegen – 11teamsports ist u.a. für Nike der größte Handelspartner für Fußballausrüstung in Deutschland. „Es spielt sich nun einmal alles in Berlin ab. Und so war es ein klarer Hersteller-Wunsch, mit einem Fußball-Store in der Hauptstadt vertreten zu sein“, berichtet Schwerin. Im Gegenzug kann der Händler mit exklusiver Ware der wichtigsten Schuhhersteller rechnen und wurde das neue Ladengeschäft auch bereits als attraktives Umfeld für Produkteinführungen genutzt.
Bei der Konzeption des Flagshipstores ließ 11teamsports keine falsche Bescheidenheit walten: auf 1.400 Quadratmetern erhebt das Unternehmen hier den Anspruch, sämtliche aktuellen Schuhmodelle in allen Größen anbieten zu können. Mit einer 2,50m x 1,25m großen LED-Video-Wand, einem 2×2 Spieler-Court zum Ausprobieren der Schuhe, 3D Foot-Scan und der Möglichkeit zur Laser-Customization von Schuhen bietet der Berliner Store von 11teamsports zudem viele Gimmicks, die die Herzen von Fußball-Fans höher schlagen lassen.
Gleichzeitig soll der Store auch klar den Online-Händler 11teamsports repräsentieren. Der Onlineshop ist mit Screens und iPads in das Ladengeschäft eingebunden und nimmt dabei gewissermaßen eine „Longtail“-Funktion ein: „Wir haben zwar alle aktuellen Modelle vorrätig, aber um den Kunden auch ältere Schuhe oder Auslaufmodelle bieten zu können, setzen wir auf den Onlineshop“, erklärt Oliver Schwerin. Daneben ist der Flagshipstore in die stationären Bezahlprojekte von PayPal eingebunden und bietet interessierten Kunden die Möglichkeit, sowohl per PayPal-App wie auch mithilfe der CheckIn-Funktion des Payment-Dienstes zu bezahlen.
On-/Offline-Verknüpfung soll weiter ausgebaut werden
Mit der Eröffnung des Berliner Flagshipstores sind die stationären Expansionsgelüste von 11teamsports zunächst gestillt. „Wir wollen unser Filialnetz nun erst einmal stabilisieren und uns lieber mit Aspekten der On-/Offline-Verknüpfung beschäftigen, die wir noch besser machen können“, erklärt Unternehmensgründer Schwerin. Beispielsweise setze das Unternehmen derzeit noch keine Filialverfügbarkeiten online um, habe dazu aber die entsprechenden Kapazitäten in der Warenwirtschaft. Ebenfalls denkbar seien Initiativen im Bereich Mass Customization – die Individualisierung von Fußballschuhen ist bei vielen Marken ein großes Thema.
Kein Thema ist für 11teamsports in Zusammenhang mit dem Multichannel-Geschäft die Verbundgruppe Sport 2000. Der Fußballspezialist stammt aus dem Schoße der neben Intersport im Sportbereich wichtigsten Einkaufskooperation. Zwar bietet Sport 2000 seit vergangenem Jahr angeschlossenen Händlern Module zur Online-Vermarktung, doch 11teamsports-Chef Oliver Schwerin geht das nicht weit genug: „Das ist eher für kleinere Händler interessant. Für große Händler wie uns ist das Engagement von Sport 2000 im Online-Bereich nicht hilfreich.“ Angesichts der rasanten E-Commerce-Entwicklung müssten die Einkaufsverbünde in diesem Bereich noch deutlich zulegen. Zwar sei man mit Sport 2000 in Kontakt, doch finde ein echter Wissensaustausch nicht statt – schade für Sport 2000, denn von ihrem erfolgreichsten Online-Mitglied könnte die Kooperation viel lernen.
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