Cyberport verfeinert sein Store-Konzept.

von Matthias Hell am 22.April 2014 in Local Heroes

Das Spektrum der von Online-Händlern eröffneten stationären Geschäfte reicht inzwischen von der simplen Abholtheke bis zum edlen Showroom. Als Orientierungshilfe dient in der Regel die Ausrichtung des Online-Angebots. Der Elektronikversender Cyberport, der im Netz auf ein breites, Digital-Lifestyle-geprägtes Techniksortiment setzt, präsentiert sich stationär folgerichtig in einem hochwertigen, komfortabel bemessenen Rahmen. Nach einem Expansionsschub in den vergangenen zwei Jahren verfeinert der Elektronikhändler nun sein Store-Konzept.

Jeremy Siegel - hier bei der Cyberport-Neueröffnung im Berliner Bikini - stieß im November 2013 zur Geschäftsführung des Elektronikversenders

Jeremy Glück – hier bei der Cyberport-Neueröffnung im Berliner Bikini – stieß im November 2013 zur Geschäftsführung des Elektronikversenders

Am Augenscheinlichsten wird die Ausrichtung von Cyberport im Vergleich mit dem direkten Wettbewerb: Das stärker IT-lastige Notebooksbilliger.de bleibt mit seinen Stores schlanken Online-Prinzipien treu und setzt auf ein simples Shop-Design, kleinere Flächen sowie die Ansiedelung in B-Lagen. Cyberport wagt sich dagegen in die A-Lagen des Handels vor, lehnt sich mit der Shop-Gestaltung an die trendigen Apple-Stores an und nimmt sich mit bis zu 1.000 qm Verkaufsfläche auch richtig Platz. Das macht auch Sinn: Notebooksbilliger.de machte in der Anfangszeit vor allem dem IT-Fachhandel Konkurrenz. Cyberport dagegen war von Anfang an Allround-Anbieter und damit eher eine Art Saturn für das Online-Zeitalter.

Doch „edel“ hat seinen Preis, das bekam Cyberport nach der verstärkten Expansion der vergangenen Jahre – der Elektronikversender baute sein Store-Netz 2012/13 von 5 auf 12 Filialen aus – vermehrt zu spüren. Wie die Geschäftszahlen des Unternehmens zeigen, stiegen die Kosten u.a. für Personal, Mieten und Ladenbau deutlich an. Auf der anderen Seite muss Cyberport mit ähnlichen Einkaufskonditionen und Verkaufsmargen kalkulieren, wie der stationär deutlich kostengünstiger auftretende Wettbewerber Notebooksbilliger.de. Nachdem sich im vergangenen Jahr bei Cyberport – wie in der gesamten Unterhaltungselektronikbranche – das Wachstumstempo verlangsamte, wechselte der Unternehmenseigner Burda Digital einen Großteil der vierköpfigen Geschäftsführung aus. Branchenbeobachter sprachen in diesem Zusammenhang bereits von einer „Neubetrachtung des Store-Konzepts“ von Cyberport.

Stores tragen weiterhin zur Online-Wertschöpfung bei

Im derzeit noch in Bau befindlichen Münchner Einkaufszentrum Mona eröffnet Cyberport Ende 2014 seinen bisher größten Store

Im derzeit noch in Bau befindlichen Münchner Einkaufszentrum Mona eröffnet Cyberport Ende 2014 seinen bisher größten Store

Von einem grundsätzlichen Richtungswechsel will Jeremy Glück, der seit Ende 2013 als Geschäftsführer bei Cyberport die Bereiche Marketing, Stores, Webshop und Vertrieb verantwortet, nichts wissen: „Die Stores sind fester Bestandteil unserer Multichannel-Strategie und werden es auch bleiben. Der Technik-Kunde von heute möchte über verschiedene Wege einkaufen beziehungsweise sich informieren – und genau das bieten wir unseren Kunden.“ Über die Stores erreiche Cyberport auch Kunden, die beratungssuchend und noch unentschlossen sind, bzw. bereits eine Vorauswahl passender Geräte getroffen haben und eine persönliche Hilfestellung bei der Entscheidung benötigten.

Wie sein Vorgänger Olaf Siegel betont zudem Jeremy Glück, dass die Stores auch für das Online-Kerngeschäft von Cyberport einen Mehrwert darstellten: „Die Stores präsentieren unsere Marke in der Region und sind somit ein physisch vorhandenes Fenster für den Onlineshop. Außerdem generieren sie zusätzliche Umsätze und sind Treiber für das Onlinegeschäft.“ Cyberport plane deshalb, den Ausbau des Store-Netzes weiter voranzutreiben. Nach der Neueröffnung in der Berliner Concept Mall Bikini folgt in diesem Jahr noch die bislang erste Filiale in München, die mit 1.200 qm dann der größte Cyberport Store sein wird. „Wir werden aber auch 2015 weitere Stores eröffnen und halten die Augen offen nach passenden Flächen“, so Glück.

Mehr Kundennutzen – online und offline

Der Cyberport Store in der Berliner Concept Mall Bikini

Der Cyberport Store in der Berliner Concept Mall Bikini

Betrachtet man den Anfang April eröffneten Cyberport Store im Bikini genauer, lässt sich dennoch eine gewisse Verfeinerung des Ladenkonzepts erkennen. Zum einen versucht der Elektronikversender, den spezifischen Kundennutzen im stationären Kontext stärker zu schärfen. So sollen kleinere Verkaufsräume ein entspannteres Shopping-Erlebnis gewährleisten und wird bewusst nur ein klar eingegrenztes Produktangebot präsentiert. Den Kunden wird so eine Orientierungshilfe in der unübersichtlichen Produktvielfalt geboten: „Statt auf ein überdimensioniertes, nicht mehr fassbares Angebot, treffen die Kunden hier auf eine qualifizierte Vorauswahl, in der nur empfehlenswerte und neue Artikel vorgestellt werden“, erklärt Glück. Für Store-Besucher, denen das nicht reicht, recherchieren die Mitarbeiter vor Ort im 40.000 Produkte umfassenden Online-Sortiment von Cyberport.

Zum anderen bemüht sich Cyberport, den sich durch den Multikanal-Auftritt bietenden Nutzen weiter zu erhöhen. Wie Geschäftsführer Jeremy Glück erklärt, wolle man eine durchgängige Customer Journey abbilden, die von der Beratung im Store und dem Onlineshop-Zugriff auf stationären Terminals über den Ausbau der im Netz angebotenen Services wie z.B. Live-Beratung, Aufstell- und Reparaturservices bis hin zur Wahlfreiheit zwischen konventioneller Lieferung, Same-Day-Delivery und Same-Day-Pickup reiche. Cyberport bleibt damit eines der spannendsten Beispiele für neue, aus der Online-Welt getriebene Handelsmodelle und das Zusammenwachsen der einzelnen Vertriebskanäle.


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