Interview: Marktjagd-Gründer Jan Großmann rechnet bis Ende 2014 mit bis zu 75 Prozent mobilem Traffic-Anteil.
von Christian Bach am 03.September 2014 in InterviewsMobile First – Dieser Grundsatz gilt auch für Marktjagd: Das Dresdner Startup wurde 2008 von Jan Großmann gegründet. Die Produkt-Suchmaschine zeigt u.a. Prospekte, Öffnungszeiten und Angebote von lokalen Händlern an. Marktjagd beschäftigt inzwischen 40 Mitarbeiter und soll auch in der Sächsischen Landeshauptstadt bleiben: „Berlin hat sicherlich viele Vorteile für junge Unternehmen. Wir fühlen uns aber in Dresden sehr wohl und konnten den vermeintlichen ‚Standortnachteil‘ inzwischen auflösen“, sagt Großmann. Sein Startup bietet Apps für Android, iOS und Windows 8 – nicht ohne Hintergedanken, denn der Marktjagd-Chef rechnet „bis Ende des Jahres mit einem mobilen Traffic-Anteil von bis zu 75 Prozent.“ Zur Zeit liegt dieser bei 65 Prozent – einer Verdoppelung innerhalb eines Jahres. Was die Zukunft angeht, will sich Großmann nicht in die Karten schauen lassen: „Zu viel kann ich aus der Produktwundertüte nicht verraten. Wir bauen unser Entwicklungsteam gerade noch einmal aus, um unsere Ideen auf die Straße zu bringen.“
Location Insider: Sie haben Marktjagd 2008 in Dresden mitgegründet. Warum bleiben Sie in der sächsischen Landeshauptstadt und ziehen nicht wie so viele Jung-Unternehmer nach Berlin?
Jan Großmann: Dresden ist nicht nur eine der lebenswertesten Städte in Deutschland, sondern hier haben wir auch hochmotivierte und kompetente Mitarbeiter gefunden. Inzwischen stoßen sogar immer mehr Kollegen aus den alten Bundesländern zu uns. Wir haben ein tolles Büro im Dresdner Zentrum, hervorragende Verkehrsanbindungen – und eine nach und nach immer weiter wachsende Start-up-Szene, die sich auch immer mehr miteinander vernetzt. Berlin hat sicherlich viele Vorteile für junge Unternehmen. Wir fühlen uns aber in Dresden sehr wohl und konnten den vermeintlichen „Standortnachteil“ inzwischen auflösen.
Location Insider: „Unsere Nutzer wollen lokale Informationen. Sie wollen im Geschäft um die Ecke kaufen, möchten aber schon vorher planen können und genau wissen, was im Angebot ist“, sagten Sie Anfang Februar. Wollen Kunden heute nicht mehr aus dem Bauch heraus entscheiden und im Laden stöbern?
Jan Großmann: Der Stöberfaktor ist immer noch ein großer Pluspunkt für den stationären Handel und wird das auch in Zukunft bleiben. Online-Shopping ist praktisch, aber in den meisten Fällen geht es nach wie vor darum, Produkte anzusehen, anzufassen und gegebenenfalls anzuprobieren. Wir wollen Verbrauchern ein perfektes Einkaufserlebnis in der „echten“ Welt bieten und schlussendlich zur Frequenz in lokalen Geschäften beitragen.
Location Insider: Der Handel investiert immer noch 50 Prozent der Werbegelder in Print-Prospekte. Wann rechnen Sie mit einem Ruck in Richtung Online/Mobile?
Jan Großmann: Der Ruck findet bereits massiv statt, der Taktgeber ist der Verbraucher. Heute sind 70 Prozent der deutschen Verbraucher auch mobil im Netz unterwegs. Wir haben unseren mobilen Traffic-Anteil innerhalb eines Jahres mehr als verdoppeln können, mittlerweile sind wir bei etwa 65 Prozent. Unsere Dienste sind zu 100% in der mobilen Welt angekommen, diesen schnellen Wandel danken uns unsere Kunden. Wir sind stolz auf diese Entwicklung und wissen, dass er weiter steigen wird – ich rechne bis Ende des Jahres mit einem mobilen Traffic-Anteil von bis zu 75 Prozent.
Location Insider: Im Mai hat Marktjagd eine Kooperation mit United Internet Dialog geschlossen. Welche Vorteile ziehen Ihre User daraus?
Jan Großmann: Die etwa 30 Millionen Nutzer der E-Mail-Dienste WEB.DE und GMX können seit Mai über den FreeReader direkt in ihren E-Mail-Konten in den aktuellen Prospekten der Händler aus ihrer Umgebung blättern. Das bringt zusätzliche Reichweite für stationäre Einzelhändler. Das Marktjagd-Werbenetzwerk ist einzigartig, wir sind hier Aggregator und Distributor zugleich. Neben United Internet Dialog gehören zum Werbenetzwerk u.a. mobile Verbraucherapps wie barcoo oder stocard mit über 16 Millionen installierten Apps.
Location Insider: Welche Rolle spielt der Standortbezug in der App für Marktjagd?
Jan Großmann: Schlussendlich ermöglicht er das Nutzenversprechen für Verbraucher, nämlich das Entdecken von „Angeboten meiner Nachbarschaft“. Der Nutzer sieht sofort, welches Geschäft in seiner Nähe geöffnet hat und kann sich die aktuellen Prospekte und Produkte dazu ansehen. Viele verwenden unseren digitalen Einkaufshelfer eben nicht nur zum Stöbern, sondern auch als Öffnungszeiten-Finder oder sogar zur Geschäftssuche, wenn sie beispielsweise in einer fremden Stadt sind. Dazu kommt, dass selbst nationale Filialisten regional unterschiedliche Prospekte haben und die Angebote kleinerer Händler oft nur für wenige Standorte gelten. Eine App wie unsere lebt vom lokalen Bezug –wir schlagen die Brücke zwischen den Verbraucherbedürfnissen und den dazu passenden Angeboten vor Ort.
Location Insider: Sie haben 2011 eine Web-App gestartet. Es folgten die mobile iOS- und Android-App. 2014 erhielt Ihr gesamtes Portal ein Re-Design. Was folgt zukünftig?
Jan Großmann: Unser Portal hat nicht nur ein Re-Design erhalten, sondern ist seit April 2014 auch komplett responsiv – das heißt die Darstellung erfolgt unabhängig vom verwendeten Endgerät (Tablet, Desktop, Smartphone) für den Nutzer immer in perfekter Art und Weise. Zu viel kann ich aus der Produktwundertüte nicht verraten, aber unser Leistungsanspruch eines „Einkaufshelfers für die ganze Familie“ ist sehr hoch. Wir bauen unser Entwicklungsteam gerade noch einmal aus, um unsere Ideen auf die Straße zu bringen. Wir hören sowohl unseren Nutzern als auch unseren Kunden sehr genau zu. Der Markt der digitalen Prospektverteilung wird sich weiter entwickeln.
Location Insider: Wo geht die Reise bei Location-based Services hin und welche Rolle spielen dabei bspw. Beacons oder Wearables?
Jan Großmann: Location-based Services sind die Zukunft des stationären Einzelhandels für die effektive Ansprache seiner Zielgruppen. Beacons und Wearables werden derzeit medial sehr gepusht. Sie werden zukünftig sicher eine größere Rolle in der Vermarktung lokaler Angebote spielen. Inwiefern sie dem aktuellen Hype gerecht werden, wird sich zeigen. Ich bin mir sicher, dass wir in nächster Zeit noch einige spannende Neu-Entwicklungen auf dem Gebiet der Location-based Services kennenlernen werden. Generell muss es Handelskommunikation in Zukunft immer stärker leisten, dem Verbraucher bei seinen täglichen „Beschaffungen“ eine aktive Unterstützung zu sein. Ich denke, wir sind hier mit dem Marktjagd Einkaufshelfer auf dem richtigen Weg.
Location Insider: Vielen Dank für das Gespräch.
(Beitragsbild: Smartphone via shutterstock.com)
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