Die HDE-Toolbox bietet dem lokalen Handel E-Commerce-Orientierungshilfe.

von Matthias Hell am 18.März 2014 in Local Heroes

Wo steht der lokale Einzelhandel in Sachen E-Commerce? Zur Beantwortung dieser Frage dürfte kaum jemand besser geeignet sein als der Handelsverband Deutschland (HDE): Mit 100.000 Mitgliedern steht der HDE für rund ein Viertel des deutschen Einzelhandels, darunter überwiegend kleine und mittelständische Händler. Für diese gibt es nun die HDE-Toolbox, ein Informationsportal, das den Handelsunternehmen die Auseinandersetzung mit dem Thema Online-Handel erleichtern soll.

Darija Bräuniger ist seit Anfang des Jahres Referentin E-Commerce beim HDE

Darija Bräuniger ist seit Anfang des Jahres Referentin E-Commerce beim HDE

Wie Darija Bräuniger, Referentin E-Commerce beim HDE, klarstellt, sollte man allerdings nicht den Fehler machen, kleine Händler durchwegs als Online-Verweigerer abzuqualifizieren. So hätten Umfragen des Verbands ergeben, dass bereits 30 Prozent der HDE-Mitglieder in irgendeiner Form Waren online verkaufen. „Es gibt hier Händler, die schon sehr innovativ im Internet unterwegs sind“, erklärt Bräuniger. „Andere gehen allerdings erst jetzt die ersten Schritte im Internet und haben großen Beratungsbedarf.“ Während große Händler dafür in der Regel selbst die nötige Kompetenz und Expertise hätten, sei es vor allem für die kleinen Unternehmen mit ein bis zwei Mitarbeitern schwierig, sich mit dem Netz auseinanderzusetzen.

Genau für diese hat der HDE seine Toolbox konzipiert – einen passwortgeschützten Info-Bereich für HDE-Mitglieder zu E-Commerce-Themen. „Wir wollen damit keine Unternehmensberatung bieten, sondern in erster Linie vermitteln, was für die ersten Schritte am wichtigsten ist“, erklärt Bräuniger. Im Prinzip handele es sich bei den zur Verfügung gestellten Informationen um Inhalte, welche die Unternehmen auch selbst googlen könnten – wenn sie die Zeit dafür hätten. „Unser Service ist, das so darzustellen, dass es übersichtlich ist und die Händler auf die weiterführenden Detailquellen hinzuweisen“, so die E-Commerce-Referentin. Dabei setzt die Toolbox drei Themenschwerpunkte: Die Unternehmenswebseite, Social Media und E-Commerce. In jedem Bereich gibt es neben Tipps und Tricks zudem ein Verzeichnis wichtiger Dienstleister.

„Nicht jeder Händler muss unbedingt im Internet verkaufen“

Die HDE-Toolbox vereint die Themenschwerpunkte Unternehmenswebseite, Social Media und E-Commerce

Die HDE-Toolbox vereint die Themenschwerpunkte Unternehmenswebseite, Social Media und E-Commerce

Darija Bräuniger ist es wichtig, mit der Toolbox keine falsche Erwartungshaltung zu wecken: „Wir sagen nicht, dass jeder Händler unbedingt im Internet verkaufen muss. Aber alle müssen einen Weg finden, das Internet für sich zu nutzen.“ Im Einzelfall könne dabei z.B. ein Eintrag bei Google Maps, die Teilnahme an Online-Prospektportalen oder eine Firmen-Homepage mit den Öffnungszeiten wichtiger sein, als der Betrieb eines Standard-Webshops.

Dennoch zeigt die Seiten-Statistik, dass der Bereich E-Commerce von den Nutzern der Toolbox am häufigsten angeklickt wird – für Bräuniger eine Bestätigung ihrer Arbeit: „Wir sehen es als unsere Aufgabe, den Verbandsmitgliedern mitzuteilen, welche Chancen sich denen bieten, die das Internet als Vertriebskanal nutzen.“ Die bemerkenswerte Umsatzentwicklung vieler Online-Händler zeige eindrücklich, was online alles möglich sei. Dennoch stelle der durch den E-Commerce vorangetriebene Strukturwandel nicht den stationären Handel an sich in Frage. „Ich vergleiche das gerne mit der Einführung der Selbstbedienung“, so die E-Commerce-Referentin. Damals sei es auch nicht zur befürchteten Katastrophe für den Handel gekommen, jedoch hätten sich viele Handelsunternehmen verändern und an die neuen Marktgegebenheiten anpassen müssen.

HDE-Toolbox soll weiter ausgebaut werden

Seit dem Start verzeichnet die Toolbox bereits mehr als 200.000 Besuche

Seit dem Start verzeichnet die Toolbox bereits mehr als 200.000 Besuche

Im Vergleich zum Versandhandelsverband bvh, der gerne mit aufsehenerregenden Prognosen zur Online-Entwicklung voranprescht, wird der HDE in Sachen E-Commerce oft als deutlich verhaltener wahrgenommen – eine Einschätzung, die für Darija Bräuniger nicht gerechtfertigt ist: „Der HDE wird oft zwar nicht direkt mit dem Thema E-Commerce in Verbindung gebracht, aber das Thema ist als Querschnittsfunktion schon lange beim HDE zuhause.“ Inzwischen sei der Verband dazu übergegangen, das auch aktiver zu kommunizieren, wozu auch die Toolbox und die neu geschaffene Stelle der E-Commerce-Referentin beitragen sollen.

Bei den Verbandsmitgliedern kommt der neue Kurs gut an. Seit dem Start Ende 2013 verzeichnete die HDE-Toolbox bereits 200.000 Besuche und auch das Händler-Feedback, das Darija Bräuniger selbst erlebt, beschreibt diese als „sehr positiv“. „Viele kleine Händler sehen die Notwendigkeit, online aktiv zu werden, haben im Hinblick auf das Internet aber noch viel Unsicherheit. Gerade diese Verbandsmitglieder freuen sich sehr über das Angebot der Toolbox.“ Diese soll künftig weiter ausgebaut werden. Neben weiteren Inhalten und einer besseren Einordnung der Dienstleisterlandschaft sollen dazu auch vermehrt Veranstaltungen zählen, an welchen sich regionale Händler mit Online-Fachleuten über die geeigneten Maßnahmen für ihr Geschäft austauschen können.


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