Amazons Pläne sind Gift für Logistikbranche.

von Andre Schreiber am 02.Juli 2018 in News

Man sollte sich von den adretten Uniformen nicht ablenken lassen. Amazon kopiert nicht einfach nur Hermes. (Foto: Amazon)

Kurz vor dem Wochenende haben die Pläne von Amazon, noch stärker die Auslieferung in die eigenen Hände nehmen zu wollen, für Schlagzeilen gesorgt. Und was das Unternehmen hier vor hat, sollte das Management in der Logistikbranche hellhörig werden lassen.

Einer der größten Umsatzbringer für Amazon, das schon lange nicht mehr nur als „Händler“ bezeichnet werden sollte, ist sein Cloudangebot. Amazon Web Services (AWS) wurden ursprünglich einmal für die eigene Nutzung entwickelt, bildet inzwischen aber das Backend nicht weniger Startups und Onlineangebote von Unternehmen weltweit.

Jetzt hat Amazon ein neues Programm aufgelegt, das wieder ein Problem des Unternehmens lösen soll: die Logistik auf der sogenannten letzten Meile. Aber der Ansatz bietet ordentlich Sprengkraft für die Branche der Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP).

Amazon Logistik ist mehr als ein neues Hermes

Die Bilder, die Amazon rund um sein Logistik-Programm veröffentlicht, erinnern wegen der hübschen blauen Uniformen unweigerlich an Hermes. Doch wer jetzt der Meinung ist, dass Amazon Logistik nur die Kopie eines anderen Unternehmens schafft, geht am besten noch einmal zurück auf Start und liest sich das Angebot genau durch.

Amazon bietet den Gründern in seinem Logistik-Programm eine Reihe von Vorteilen.

Gesucht werden nämlich nicht nur Fahrer für die Auslieferung, die als selbstständige Unternehmer arbeiten werden. Bis hierhin gibt es keine große Neuigkeit, denn auch DHL und Hermes arbeiten mit Subunternehmern zusammen.

Amazon offeriert bei einem Minimalstartkapital von 10.000 US-Dollar aber die Vorzüge eines Franchisesystems:

  • Wer sich für das Programm qualifiziert, braucht sich um die Akquise von Kunden nicht zu kümmern. Die Auslieferung anderer Sendungen als von Amazon ist sogar untersagt.
  • Amazon vermittelt für seine Fahrer Leasingverträge für die notwendigen Fahrzeuge. Andere Branchenteilnehmer tun genau das nicht. Deswegen kann es Ihnen passieren, dass der Bote von Hermes zwar klingelt, aber aus einem Fahrzeug einer Autovermietung steigt.
  • Amazon kümmert sich auch um die Vermittlung von Versicherungen, Rabatten bei Benzin und stellt die Uniformen günstiger zur Verfügung.

Mit diesen Bausteinen ist durchaus davon auszugehen, dass Amazon bei der Suche nach Fahrern auch in Deutschland überaus konkurrenzfähig wäre.

Amazon bietet somit Existenzgründern ein auf den ersten Blick solides Modell für einen Betrieb in der KEP-Branche, mit dem Potenzial, sich auch vergrößern zu können. In dem Programm ist nichts enthalten, was nicht auch auf dem deutschen Markt funktionieren könnte. Genau deswegen dürften Manager bei DHL und Hermes schlecht schlafen.

Und wer weiß. Wenn das System funktionieren sollte, dann könnte es den gleichen Weg gehen, den vor Jahren AWS genommen hat. Wieso sollten Prime-Kunden eines nicht zu fernen Tages ihre privaten Sendungen nicht auch per Amazon Logistics verschicken können?

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