Galeria: Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung hat begonnen

von Florian Treiß am 02.Februar 2023 in News

Einkaufstaschen in der Galeria-Filiale in Euskirchen (Bild: Galeria Karstadt Kaufhof GmbH)

Das Amtsgericht Essen hat gestern das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung für Galeria Karstadt Kaufhof eröffnet. Damit nimmt der angeschlagene Warenhauskonzern eine wichtige Hürde für seine Sanierung, nachdem das Unternehmen Ende Oktober 2022 einen Insolvenzantrag gestellt hatte. Welche seiner Filialen Galeria schließen wird, bleibt aber vorerst unklar – und die Beschäftigten müssen weiter um ihre Jobs zittern.

In einer Pressemitteilung heißt es zu den anstehenden Schließungen: „Im Zuge der Sanierung wird Galeria auch das Filialnetz neu aufstellen. Dazu verhandelt das Unternehmen aktuell mit Vermietern. Insbesondere von deren Zugeständnissen hängt vielfach noch ab, welche konkreten Filialen geschlossen, fortgeführt oder eventuell an einen Erwerber übertragen werden können.“

Erst 2020 hatte Galeria ein Insolvenzverfahren durchlaufen und später 680 Millionen Euro an Corona-Hilfen erhalten, um über die Runden zu kommen. Weitere Staatshilfen für Galeria wie während der Pandemie wird es aber nicht geben, stellte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) klar. „Ich glaube, man tritt dem Unternehmen nicht zu nah, wenn man sagt, trotzdem gibt es strukturelle Probleme, die nicht aufgelöst werden konnten während dieser Unterstützungsphase“, wird Habeck auf tagesschau.de zitiert. Diese strukturellen Probleme hätten jetzt zu diesem Insolvenzverfahren geführt, so Habeck. „Das geht jetzt allerdings ohne Beteiligung der Bundesregierung vonstatten.“

Stefan Schulte von der „WAZ“ kommentiert, dass das Gericht dem Galeria-Investor René Benko ein zweites Mal erlaubt habe, „seinen chronisch klammen Kaufhauskonzern auf Kosten anderer zu sanieren. Diesmal vor allem auf Kosten des Staates, also der Steuerzahlerinnen und -zahler. Der Bund wird von seinen 680 Millionen Euro, die er Galeria Karstadt Kaufhof geliehen hat, so gut wie nichts zurückbekommen. Er hat viel Geld in den Sand gesetzt – aus der guten Absicht heraus, so den mehr als 17.000 Beschäftigten des letzten deutschen Warenhausriesen zu helfen.“ Schulte wirft der Bundesregierung zudem vor, bei Genehmigung der letzten Staatshilfen „zu blind für die Lage von Galeria“ gewesen zu sein.

Doch was hat Galeria konkret für die Zukunft vor? „Das Restrukturierungskonzept soll Galeria künftig eindeutiger positionieren – mit einem Sortiment, das stärker auf die lokalen Bedürfnisse ausgerichtet ist. Dazu zählt eine kundenfreundliche Verzahnung von Mobile-, Online- und Filialkaufmöglichkeiten“, heißt es in der Pressemitteilung. Zudem soll es vor Ort „kundenrelevante Services“ geben, die sich in der Modellfiliale in Kassel erfolgreich bewährt hätten. Galeria-Sanierer Arndt Geiwitz sagt: „Fokussierung, Priorisierung, Effizienz und Schnelligkeit sind die klaren Leitplanken, die nun vom Management konsequent umgesetzt werden müssen. Wenn das gelingt, hat Galeria in Deutschland eine positive Zukunft.“


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