Interview: Alexander Köth will mit Minodes der zentrale Partner des europäischen Handels im Bereich Retail Intelligence werden.
von Christian Bach am 08.Mai 2014 in InterviewsMinodes-Gründer und -Geschäftsführer Alexander Köth verrät im Interview mit Location Insider, dass er mit seinem Berliner Technologie-Startup bis zum 13. Juli – zum WM-Finale in Brasilien – „in ein größeres Büro ziehen will, in dem wir dann hoffentlich die deutsche Elf zum Weltmeistertitel jubeln können.“ Grund für den Umzug ist das Wachstum des Teams, denn Minodes soll sich noch dieses Jahr als „der zentrale Partner des europäischen Handels im Bereich Retail Intelligence etablieren“, sagt Köth. Bisher bietet sein Startup eine Plattform für Händler, mit der sie das Verhalten der eigenen Kunden analysieren können. Dafür wird eine Kombination aus Wlan und Beacon-Technik genutzt. „Das Wort iBeacon ist gerade in aller Munde. Aktuell ist es mit Sicherheit ein wichtiger Technologie-Trend, aber damit iBeacon ein Gamechanger für den stationären Handel werden kann, muss über die Technologie für die Konsumenten ein echter Mehrwert angeboten werden“, sagt Köth, der auf der Konferenz Mobile meets POS am 26. Mai 2014 in Berlin zur „Zukunft des Einzelhandels in Europa“ sprechen wird.
Location Insider: Minodes hat im März eine siebenstellige Euro-Finanzierung von Project A Ventures und der Berlin Technologie Holding (BTH) erhalten. Was genau wurde mit der Finanzierung bisher umgesetzt.
Alexander Köth: Wir arbeiten intensiv an der Produktentwicklung. Täglich entwickeln wir auf Basis von Kundenfeedback unser Produkt und damit einhergehend unsere Analysen sowie Handlungsempfehlungen weiter. Viel Zeit steckt auch in der Ausarbeitung des Dashboards. Dabei ist die Kunst, die enormen Datenmengen so intuitiv und selbsterklärend wie möglich darzustellen. Einer unserer zentralen Vorteile ist, dass wir unseren Kunden keine reinen Zahlen präsentieren, sondern auf Basis der Daten und der sich daraus ergebenden Erkenntnisse zielgerichtete Maßnahmenempfehlungen anbieten, die wirklich weitreichende Veränderungen bewirken. Um unseren professionellen Anspruch als Empfehlungs- und Umsetzungspartner im Retail-Intelligence-Bereich für Top-Handelsunternehmen gerecht zu werden, haben wir selbstverständlich auch unser Team um weitere Analyse- und Handelsexperten ausgebaut.
Location Insider: Gleichzeitig haben Sie eine Analyse-Plattform für Händler gelauncht. „Nutzen Sie unsere umfassende Plattform für Einzelhändler, um Ihre Kunden besser zu verstehen und Ihre Umsätze zu steigern“, heißt es auf Ihrer Webseite. Was genau analysiert die Plattform?
Alexander Köth: Die Minodes-Plattform ermöglicht dem Händler, das Verhalten seiner Kunden besser zu verstehen und dadurch seine Performance zu steigern. Unsere Sensoren erfassen hierzu die W-Lan-Signale der Smartphones der Kunden auf und vor der Verkaufsfläche des Geschäftes. So wird gemessen, wie viele Passanten am Schaufenster vorbeilaufen, wie viele dieser Passanten den Laden betreten, wie viel Zeit die Besucher in verschiedenen Abteilungen verbringen und ob sie letztendlich kaufen. Sind die Laufwege der Kunden so wie erwartet? Wie oft kehren die Kunden zurück in das Geschäft? Oft sind die Beobachtungen und Erkenntnisse entgegen der Erwartungshaltung, schaffen damit aber natürlich enormen Mehrwert für den Händler. Ziel unserer Empfehlungen ist stets, das Einkaufserlebnis für den Endkonsumenten und dadurch natürlich auch die Flächenproduktivität für den Händler zu steigern. Dies erreichen wir auch, indem wir gemeinsam mit unseren Kunden schnelle Optimierungszyklen ermöglichen. So können beispielsweise auf Basis unserer Kennzahlen das Ladendesign kundenorientierter gestaltet oder die Effektivität von Marketingmaßnahmen gemessen und dadurch optimiert werden. Wenn mehrere Filialen mit unseren Sensoren ausgestattet sind, lässt sich darüber hinaus deren Performance anhand dieser Daten vergleichen und können Kundenbewegungen zwischen den Filialen aufgezeigt werden.
Location Insider: Die Analyse-Plattform ist bereits seit Monaten bei einigen deutschen Händlern aus den Bereichen Mode, Baumarkt und Unterhaltungselektronik im Einsatz. Welche Lehren haben Sie aus den ersten Monaten mitgenommen? Wo sehen Sie eventuell Verbesserungsbedarf?
Alexander Köth: Mittlerweile setzen auch Händler aus weiteren Bereichen erfolgreich unsere Technologie ein, um ihre Kunden besser zu verstehen. Die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, nicht nur Zahlen zu liefern, sondern gemeinsam mit dem Kunden Maßnahmen zu entwickeln und diese aktiv umzusetzen. Individuelle Handlungsempfehlungen basierend auf der langjährigen Handelserfahrung unseres Teams sind nur möglich, wenn Detailanalysen auf kleinstmöglicher Ebene vorliegen. Deswegen gehen wir bei all unseren Erhebungen und Analysen stets bis auf kleinstmögliche Detailebene. Zentrales Interaktionswerkzeug zwischen Minodes und jedem unserer Kunden ist dabei das selbsterklärende Dashboard. Lediglich herauszufinden, dass das Laden-Layout ein potentielles Kundensegment nicht in erwarteter Weise anspricht, hilft noch nicht viel. Wichtig ist folglich, warum dies nicht gelingt und wie das Layout umgestaltet werden muss. Diese Expertise und diese tiefgreifende Unterstützung sind die Aspekte, die uns differenzieren und die die Top-Handelsunternehmen von uns erwarten.
Location Insider: Welche Händler setzen Ihre Plattform bereits ein?
Alexander Köth: Jeweils führende Handelsketten aus den Bereichen Mode, Baumarkt, Unterhaltungselektronik, Automobil, Einrichtung, Gastronomie und Spielwaren, sowie Reisebüros und auch Shopping-Malls nutzen bereits aktiv unsere Plattform.
Location Insider: Welche Rolle spielt die Beacon-Technik dabei?
Alexander Köth: Die Beacon-Technologie stellt eine zusätzliche, innovative Möglichkeit dar, die gewonnen Erkenntnisse gezielt in der Interaktion mit den Endkonsumenten zu nutzen. So können interessierte Kunden, die sich eine zugehörige App herunterladen, zukünftig mit personalisierten Angebote und Hinweisen während des Einkaufs automatisiert versorgt werden. Wenn der Kunde beispielsweise zum wiederholten Male Besucher einer bestimmten Abteilung meines Ladens ist, aber noch nie etwas kauft, dann kann er über diese App ein spezielles Sonderangebot, ein Angebot für die persönliche Beratung oder auch eine Feedback-Möglichkeit erhalten.
Location Insider: Müssen sich Kunden dabei um ihre Privatsphäre sorgen?
Alexander Köth: Nein, denn die Wahrung der Privatsphäre und Datenschutzanforderungen sind stets gewährleistet. Die Privatsphäre ist ein sehr wichtiges Thema für uns und nicht selten gehen die ersten Fragen unserer Kunden in diese Richtung. Genau deshalb hat ein sensibler Umgang mit der Thematik für unser Unternehmen oberste Priorität. Die strengen Datenschutzrichtlinien des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) werden von uns übererfüllt und wir orientieren uns bereits jetzt an zukünftigen EU-Richtlinien. Sämtliche Kundeninformationen werden anonym erhoben und ausschließlich aggregiert analysiert, sodass keine personenbezogenen Daten verwendet werden. Da der Endkonsument seine ausdrückliche Zustimmung zur Nutzung der Möglichkeiten der Beacon-Technologie geben muss, besteht auch hier kein Grund zur Sorge.
Location Insider: Sehen Sie die Beacon-Technik bereits als Gamechanger für den Handel an?
Alexander Köth: Das Wort iBeacon ist gerade in aller Munde. Aktuell ist es mit Sicherheit ein wichtiger Technologie-Trend, aber damit iBeacon ein Gamechanger für den stationären Handel werden kann, muss über die Technologie für die Konsumenten ein echter Mehrwert angeboten werden. Über unseren Ansatz, iBeacon als Plattform mit unseren Sensoren und Analysetools sowie einer höchst intelligenten Logik zu kombinieren, entstehen aus Sicht unserer Handelskunden die wirklich mehrwertstiftenden Anwendungsfälle und kann somit genau der erforderliche Mehrwert für den Endkonsumenten geschaffen werden. Dies gewährleisten wir durch unseren technologieübergreifenden Ansatz und unsere sehr enge Zusammenarbeit mit dem Handel. Besonders in Deutschland sind die Kunden sehr sensibel, was Werbung und Spam angeht. Eine Überhäufung mit uninteressanten Angeboten per iBeacon, wie es manche Anbieter aktuell vorzuhaben scheinen, würde Kunden nur nerven und damit sehr schnell verschrecken. Die Technologie wird nur erfolgreich sein, wenn sie im Handel endkosumenten-orientiert sowie im richtigen Maß, das heißt besonders nicht nach dem Gießkannenprinzip, eingesetzt wird.
Location Insider: Wie verändern Beacons das Einkaufen?
Alexander Köth: Beacons ermöglichen Händlern, ganz gezielt den Konsumenten personalisiert Angebote und Services während des Einkaufens zuzuspielen – eine Möglichkeit, die so bisher nur Online bestand und das Einkaufserlebnis im Internet zunehmend verbessert hat. Der Endkonsument, der sich die Händler-App herunterlädt, erhält somit für ihn wichtige Informationen sowie auf ihn zugeschnittene Angebote und alles genau im richtigen Moment und am richtigen Aufenthaltsort im Laden. Schaut er sich beispielsweise länger in der Computer-Abteilung nach einem neuen Laptop um, erhält er automatisch spezielle Bundle-Angebote für Zubehör, kann Rezensionen einsehen oder auch eine persönliche Kundenberatung unkompliziert anfordern. So kann der Händler eine Art „persönlichen Shopping-Assistenten“ auf dem Smartphone bereitstellen, der analysebasiert relevante Angebote für den Endkonsumenten auswählt und zuschneidet.
Location Insider: Was wollen Sie mit Minodes dieses Jahr noch erreichen?
Alexander Köth: Wir möchten uns als der zentrale Partner des europäischen Handels im Bereich Retail Intelligence etablieren. Hierzu werden wir auf breiter Basis unser gesamtes Team noch weiter mit Experten in den jeweiligen Bereichen ausbauen und von daher auch in diesem Jahr noch in ein größeres Büro ziehen, in dem wir dann hoffentlich die deutsche Elf zum Weltmeistertitel jubeln können.
Location Insider: Vielen Dank für das Interview.
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