„Spenden sind ein riesiges Potenzial für Unternehmen, um die Beziehung zu ihren Kunden zu stärken“

von Florian Treiß am 05.April 2024 in Interviews, News

Hella Fuhrmann, Country-Managerin DACH bei Adyen

Es ist kein Geheimnis, dass Unternehmen in erster Linie das Ziel verfolgen, wirtschaftlich zu arbeiten. In den letzten Jahren erkennen jedoch immer mehr Unternehmen ihre Reichweite als Chance, etwas Positives zu bewirken. Auch Verbraucher legen zunehmend Wert auf das soziale Engagement ihrer Lieblingsmarken. Aktuelle Studien zeigen, dass Kunden besonders loyal gegenüber Unternehmen sind, die der Gesellschaft auch etwas zurückgeben – eine potenzielle Win-Win-Situation für den Handel. Eine Option, die in diesem Zusammenhang oft übersehen wird, ist der Einsatz von Zahlungen. Dabei bieten sie eine gute Möglichkeit, gemeinsam mit den Kunden Spenden für wichtige Zwecke zu sammeln. Hella Fuhrmann ist Country Managerin für die DACH-Region bei der Finanztechnologie-Plattform Adyen. Im Interview mit Location Insider erklärt sie, für wen sich die Integration von Spenden in den Bezahlprozess eignet, wo Verbraucher am liebsten spenden und warum Adyen Unternehmen für diesen Service keine Gebühren berechnet.

Location Insider: Was verbirgt sich hinter der Lösung Adyen Giving?

Hella Fuhrmann: Mit Adyen Giving können unsere Unternehmenskunden ohne viel Aufwand online oder offline Spenden für gute Zwecke sammeln, die ihnen und wiederum ihren Kunden am Herzen liegen. Dabei können sie sich die Wohltätigkeitsorganisation oder den Verein, den sie unterstützen möchten, den Zeitraum, und die Beträge, die sie ihren Kunden anbieten möchten, frei wählen. Der Spendenaufruf findet nach der eigentlichen Bezahlung statt und ist somit eine separate Transaktion. Adyen übernimmt dabei die gesamten Kosten der Spendentransaktion einschließlich der Gebühren für die verwendete Zahlungsmethode und die Verrechnung, sodass 100 Prozent der Spende auch bei der gewählten Wohltätigkeitsorganisation ankommen. 

Location Insider: Wie entstand die Idee zu Adyen Giving und ging das von einem Ihrer Kunden aus? 

Hella Fuhrmann: Grundsätzlich entwickeln wir neue Produkte und Angebote immer entsprechend den Wünschen unserer Kunden. In den Gesprächen mit ihnen haben wir vermehrt wahrgenommen, dass die Spendenbereitschaft besteht, es aber keine geeignete und einfach zu implementierende technologische Lösung gab, weshalb wir es uns zur Aufgabe gemacht haben, hier zu helfen. Als wachsendes Unternehmen haben wir es als wichtig erachtet, unseren Fokus auch auf eine breitere gesellschaftliche Ebene zu verlagern und einen Weg zu finden, wie wir als Unternehmen gesellschaftsrelevante Zwecke unterstützen können. 

Location Insider: Wer waren die ersten Anwender von Adyen Giving? 

Hella Fuhrmann: Es haben bereits viele unserer Kunden Adyen Giving implementiert, zu den ersten Nutzern gehörten zum Beispiel GAP, Crocs, H&M und Etsy. Heute engagieren sich in Deutschland unter anderem Marken wie Uniqlo, The Body Shop, FC Bayern, Marco Polo und andere für verschiedene Wohltätigkeitszwecke. 

Location Insider: Wie viele Ihrer Kunden nutzen Adyen Giving?

Hella Fuhrmann: Die Spendenkampagnen unserer Kunden können einfach pausiert oder ein- und ausgeschaltet werden, sodass die Anzahl der nutzenden Kunden nicht statisch ist, aber wir sehen jeden Monat mehr und mehr Kunden, die das Produkt annehmen. Letztes Jahr haben wir weltweit Spendengelder in Höhe von 6,8 Millionen Euro mit Adyen Giving gesammelt und unser Ziel ist es, diese Summe dieses Jahr möglichst zu verdoppeln. Zu bestimmten Anlässen oder in Notsituationen bieten wir unseren Händlern weitere Anreize, Adyen Giving zu aktivieren, indem wir zeitweise den gleichen gesammelten Spendenbetrag zusätzlich spenden – dieses Jahr machen wir das zum Beispiel für den Internationalen Frauentag, Earth Day und weitere. 

Location Insider: Wie erfolgt die technische Implementation und muss man zur Nutzung bereits Adyen-Kunde sein? 

Hella Fuhrmann: Genau, Giving ist ein Angebot für unsere Kunden. Die technische Implementierung kann innerhalb kürzester Zeit erfolgen, nachdem wichtige Eckdaten wie Spendenhöhen, die im Terminal vorgeschlagen werden, und die Empfänger-Organisation geklärt sind. Für Kunden, die das Produkt im Geschäft verwenden, kann Giving innerhalb weniger Stunden über unseren Kundenbereich auf unseren Terminals aktiviert werden. Für Online-Shops ist eine einfache Integration erforderlich, um sie einzurichten. Voraussetzung ist, dass die Wohltätigkeitsorganisation bereits in unserem System existiert und wir die nötige Anforderungsüberprüfung bereits durchführen konnten.

Location Insider: Sie übernehmen die Transaktionskosten für die Spenden. Was haben Sie davon? 

Hella Fuhrmann: Das Angebot einer Spendenoption für unsere Kunden ist Teil von Adyens umfassender Strategie, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, indem wir unser Fachwissen, unser Händlernetz und unsere Technologie nutzen, um Gutes zu tun. Wir arbeiten mit vielen führenden Unternehmen und können mit einem derartigen Angebot einfach wirklich etwas bewegen: Angenommen, ein Unternehmen verarbeitet im Durchschnitt etwa 12 Millionen Transaktionen pro Jahr und rund acht Prozent der Transaktionen sind mit einer Spende von 1,50 Euro verbunden, sind das potenzielle 1,44 Millionen Euro an gesammelten Spendengeldern. Das ist so ein riesiges Potenzial für die Wohltätigkeitsorganisationen auf unserer Plattform – und natürlich auch für unsere Kunden, um die Beziehung zu ihren Kunden zu stärken. 

Location Insider: Spenden die Verbraucher*innen über Ihr System lieber online oder am Point of Sale?

Hella Fuhrmann: Das hängt wirklich individuell vom Unternehmen ab und davon, wie der Non-Profit Partner eingebunden wird, aber tatsächlich haben wir festgestellt, dass die Kunden vor allem dann bereit sind zu spenden, wenn sie die Verbindung zwischen dem Unternehmen beziehungsweise der Marke und der gemeinnützigen Organisation verstehen. Wir haben zudem sehr hohe Beteiligungsquoten in den Geschäften festgestellt, wenn Unternehmen die Partnerschaft durch kreatives Begleitmaterial, digitale oder physische Poster hervorheben. Beim Online-Kauf bieten Websites Raum für mehr Informationen – und sei es nur, um anzugeben, wohin die Spende geht. Wenn man beispielsweise online eine Pizza bestellt und die Möglichkeit hat, den Betrag auf den nächsten Euro aufzurunden, um ihn an eine örtliche Essensausgabe für Bedürftige zu spenden, dann ist das eine Verbindung, die für den Kunden Sinn macht, und er ist eher bereit zu spenden. 

Location Insider: Für welche Organisationen sind die generierten Spenden bestimmt? 

Hella Fuhrmann: Unsere Kunden können unter verschiedenen Organisationen wählen, die bereits auf der Adyen-Plattform eingebunden wurden. Um als Wohltätigkeitsorganisation via Adyen Giving Spenden zu erhalten, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Es werden regelmäßig neue Organisationen aufgenommen, wenn Kunden dies wünschen. Aktuell haben wir mehr als 140 Wohltätigkeitsorganisationen zur Wahl, darunter zum Beispiel das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), UNICEF, UNHCR oder WWF. 

Location Insider: Welches Hilfsprojekt liegt Ihnen besonders am Herzen?

Hella Fuhrmann: Wir haben so viele tolle Organisationen auf unserer Plattform, die alle ihre Berechtigung haben – ein Thema, das mir besonders wichtig ist, sind Frauenrechte, aber natürlich auch die aktuellen politischen Themen. Aber viel wichtiger als das: Ich finde es so schön zu sehen, was wir gemeinsam bewegen und dass die Verbraucher auch in Zeiten der Inflation bereit sind, für diese Zwecke etwas zu geben.

Location Insider: Vielen Dank für das Gespräch!


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