Amazon mit Warteliste für E-Food, Zalando will 350 Mio sparen, Masken für alle.

von Stephan Lamprecht am 14.April 2020 in News

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wie hieß es in dem Film „Forrest Gump“ doch so schön: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nicht, was man kriegt.“ Das lässt sich aktuell auf das Bestellen von Lebensmitteln im Internet übertragen. Erst bangt der Kunde, ob er überhaupt zeitnah einen freien Liefertermin ergattern kann. Und am großen Tag steigt die Spannung, welche Produkte gar nicht lieferbar sind und für welche Ersatzartikel gebracht werden. So vermittelt die Coronakrise zumindest, dass das, was wir alle für selbstverständlich hielten, es eben gerade nicht ist.

Partnerbeitrag: Wie WhatsApp den Einzelhandel trotz Corona am Laufen hält

Eingeschränkte Öffnungszeiten oder komplette Ladenschließungen – die Auswirkungen von Corona treffen auch den stationären Handel schwer. Ladenbesitzer brauchen jetzt schnelle Lösungen, um Beratung sowie den Verkauf weiterhin anbieten zu können. WhatsApp kann in dieser Situation Händlern helfen, ihren persönlichen 1:1-Service zu digitalisieren. MessengerPeople zeigt bei uns im Partnerbeitrag, wie Einzelhändler in der Praxis den Messenger schon erfolgreich einsetzen.

Amazon führt Wartelisten ein, E-Food-Anbieter schaffen mehr Kapazität

“Der Supermarkt ist das neue Berghain. Man weiß nicht, ob man reinkommt.“

Die Modedesignerin Marina Hoermanseder aus Österreich im Morgenmagazin des ZDF. Das ist spitz formuliert, aber spiegelt auch die Situation beim E-Food wider.

So führt Amazon in den USA eine Warteliste für Interessenten seines Lebensmittelservice ein. Wer also bei Amazon Fresh oder Wholefoods etwas bestellen will, muss sich gedulden. Die Lieferslots erhalten bereits registrierte Kunden. Amazon verspricht, schrittweise neue Kunden in das System zu lassen, und verweist auf einen Ausbau der Kapazitäten seit dem Ausbruch der Pandemie um 60 Prozent.

Thomas Lang hat sich die Situation bei E-Food in der Schweiz angesehen. Beeindruckend etwa die Zahlen bei Farmy. Seit Februar verdoppelte der Anbieter die Zahl der Lagerarbeiter und Kuriere und führte die Arbeit im Mehrschichtbetrieb ein.

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Zalando will sparen, Debenhams schon wieder insolvent, Otto Retail Media

Modehändler Zalando will Entlassungen im Rahmen der Coronakrise vermeiden und geht auf Sparkurs. Das Unternehmen schraubt die Ausgaben für Werbung massiv zurück, der Vorstand verzichtet auf ein Viertel der Bezüge und die für den Sommer geplante Gehaltserhöhung für die Mitarbeiter verschiebt sich auf das kommende Jahr. So sollen 350 Mio. Euro zusammenkommen.

Bereits zum zweiten Mal innerhalb von 12 Monaten musste der britische Handelskonzern Debenhams Insolvenz anmelden. Als Grund nennt das Unternehmen den Schutz vor drohenden Forderungen, die zu einer Liquidation des Betriebs führen könnten. Im Rahmen der Coronakrise sind die 142 Filialen in Großbritannien derzeit geschlossen.

Mitten in der Handelskrise verkündet Otto den offiziellen Start seines Retail-Media-Angebots. Gerade jetzt sei es wichtig, die Sichtbarkeit bei den Kunden zu erhöhen, wie es in der Pressemitteilung heißt. Mit dem Angebot bewerben Händler und Markenhersteller ihr Angebot sowohl auf der Otto-Plattform wie auch Offsite.

Masken für alle, kleine Supermärkte nur für Medizinpersonal, Bargeld-Hamster geht zu Ende

„Mit einem fairen Zugang zu günstigen wie modischen Stoffmasken möchten wir unsere Kund*innen dazu ermutigen, ein sichtbares Statement für Solidarität zu setzen und so ihre Mitmenschen zu schützen. Außerdem möchten wir den Anbietern Einhalt gewähren, die die aktuelle Krisen-Situation ausnutzen und Masken zu marktunüblichen Preis-Aufschlägen verkaufen.“

Tarek Müller erklärt, wieso AboutYou eine neue Kategorie des Sortiments ankündigt. Das Unternehmen plant, zum Selbstkostenpreis textile Behelfsmasken anzubieten. Noch im April sollen die ersten Exemplare lieferbar sein. Unterdessen können sich die Kunden auf eine Info-Liste eintragen, um rechtzeitig vor dem Start informiert zu sein. Die Masken schützen nicht den Träger, aber dessen Umfeld vor potentiellen Infektionen.

Aldi Süd hat auf dem Gelände des Universitätsklinikums Frankfurt eine besondere Filiale eröffnet. In einer ehemaligen Cafeteria können sich ausschließlich Mitarbeiter mit Waren des täglichen Bedarfs versorgen. Das Sortiment auf rund 500 Quadratmetern Verkaufsfläche umfasst ca. 900 Produkte, darunter auch gekühlte Snacks.

Das Hamstern von Bargeld findet offenbar ein Ende. Mitte März hoben die Deutschen doppelt so viel Geld wie sonst ab. Inzwischen normalisiert sich die Situation wieder. Einen Engpass gab es aber nie, wie Bundesbankvorstand Burkhard Balz erklärt.

Wie Händler kreativ mit der Coronakrise umgehen

Nochmal in die Schweiz. Der Lockdown des öffentlichen Lebens lässt die Händler auch dort kreativ werden. Schnell eingeführte Lieferdienste und die Beratung per Video sind Beispiele. So versucht ein Käsehändler beispielsweise seinen Kunden auch mittels Kamera weiter zur Seite zu stehen.

Philipp Westermeyer von den OMR berät seine Mutter in einem Videocall, wie für den kleinen Geschenkeladen der 71-jährigen Inhaberin ein Account auf Instagram eingerichtet wird. Das ist jetzt nicht nur rührend, sondern herausgekommen ist auch ein kleiner Leitfaden für andere Händler, die dem Vorbild nacheifern wollen.

Chancen und Erkenntnisse in der Krise

Trotz Schließung des Ladens den täglichen Kontakt mit den Kunden zu suchen, Gutscheine für bessere Zeiten anzubieten, auf virtuelle Beratung zu setzen oder sich lokalen Initiativen anzuschließen: Das sind einige der Chancen, die stationäre Händler während der Coronakrise nutzen sollen.

Italien setzte bereits vor Deutschland auf den Lockdown. Modehändler Asos stellt die Erfahrungen des Unternehmens mit der Krise zusammen. So zeigt sich, dass die Kunden auch während einer Krisensituation auf Preisaktionen reagieren. Die Unterlagen zeigen indes auch eine Verschiebung bei den Produktkategorien. Wer nicht ins Büro fährt, sucht eher nach Loungewear und Casual.

Die Erfahrungen, die wir alle gerade im Rahmen der Coronakrise machen, werden unser Leben nachhaltig verändern. Über Nacht sehen sich Händler beispielsweise plötzlich vor die Aufgabe gestellt, die Digitalisierung voranzutreiben. Und die Arbeit im Home-Office wird nicht spurlos am Verhältnis zwischen Mitarbeitenden und Unternehmen vorübergehen. Julia Greven hat eine umfangreiche Analyse geschrieben, welche Trends sich durch die Coronakrise beschleunigen werden.

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