Deutschlands Handel in fünf Jahren: Zehn Experten blicken in die Zukunft.

von Kay Ulrike Treiß am 14.September 2016 in Fragebögen, Trends & Analysen

Zu Location Insider gehört als fester Bestandteil die Rubrik „Durch die Woche mit …“ Jede Woche stellen wir in unserem Fragebogen einen Handelsexperten vor und erfahren, wie er tickt, was ihn bewegt und was er in der Woche erlebt hat. Namhafte Köpfe der Branche haben unseren Fragebogen bereits beantwortet, so auch die folgende Frage:

Nehmen wir an, Sie hätten einen Wunsch frei: Wie sähe der stationäre Handel in fünf Jahren aus, wenn Sie es sich aussuchen könnten?

Hier lesen Sie die Antworten von zehn Experten. Wenn Sie den jeweiligen Namen anklicken, können Sie zudem jeweils den vollständigen Fragebogen lesen.

Hans-Otto-SchraderHans-Otto Schrader, Vorstandsvorsitzender Otto Group (Foto rechts):

Grundsätzlich: Entgegen aller Untergangsszenarien glaube ich fest daran, dass es den stationären Einzelhandel in fünf Jahren noch geben wird. Aber: Der Verbraucher muss einen klaren Grund haben, um weiterhin in den Laden zu kommen und einzukaufen. Hier sehe ich das Smartphone in einer Schlüsselfunktion, nach der man als Händler alle seine Aktivitäten auf der Fläche ausrichten muss. Bei der Otto Group treiben wir daher zahlreiche Pilotprojekte in diesem Bereich voran: u.a. mit dem Einsatz von Beacons bei SportScheck, zum anderen investieren wir in innovative Technologien im Bereich Retail Intelligence: u.a. durch unsere Beteiligung an Nubon, einer Mobile-Couponing-Lösung, sowie den Aufbau von Minodes über unseren Company Builder Project A Ventures in Berlin.

Martin Wild, Chief Digital Officer Media-Saturn:

So, dass jeder Kunde die Wahl hätte. Wer es eilig hat, findet schnell zum gewünschten Produkt. Wer Zeit hat, bekommt spannende Erlebnisse geliefert. Unterstützen würden dabei jede Menge digitale Helfer – und, viel wichtiger, auch weiterhin erstklassige Mitarbeiter.

gravis-jan-sperlich-querJan Sperlich, Geschäftsführer Gravis (Foto rechts):

Dass wir die Diskussionen von heute zu den Akten legen können und nicht immer wieder der Mehrwert des stationären Handel hinterfragt wird. Ich bin mir auch sicher, dass es so kommen wird, und guter stationärer Handel in fünf Jahren unzweifelhaft relevant ist.

Christian Hackel, Leiter Internationales Marketing und E-Commerce Deichmann:

Im Idealfall hat sich der Handel im Allgemeinen bis dahin vom Klagen über die neuen Kundenerwartungen und den E-Commerce verabschiedet. Und sich darauf eingestellt, wie man aus einer Mischung aus persönlicher Beratung und den vielen neuen Möglichkeiten einen Service macht, der begeistert.

Thomas_HöhnThomas Höhn, Geschäftsführer Breuninger Düsseldorf (Foto rechts):

Mein Wunsch ist es, das Online- und Stationärgeschäft homogen miteinander zu verzahnen, um den Kunden auf allen Kanälen gleichbleibende Qualität, Professionalität und einen einmaligen Service bieten zu können. Daran arbeitet Breuninger intensiv und hat sich zum Multikanal-Unternehmen entwickelt. Unser Anliegen ist es, Mode und Lifestyle für unsere Gäste auf besondere Weise erlebbar zu machen. Neben einer überzeugenden Sortimentsausrichtung steht dabei die Kundenbegeisterung für uns an erster Stelle. Unsere Gäste sollen sich wohl bei uns fühlen, sollen inspiriert werden und einmaligen Service erleben – online wie stationär.

Patrick G. Weber, Geschäftführer arko:

Ich wünsche mir ein Einkaufserlebnis, das alle Sinne anspricht, eine Art Marktplatzatmosphäre. Insgesamt müssen Läden moderner werden und sich mehr an den Wünschen und Bedürfnissen unserer Kunden orientieren. Der Einzelhandel sollte zudem damit aufhören, den Onlinehandel als zukünftig übermächtigen Konkurrenten, gar „Schreckgespenst“, zu sehen. Ich bin der Überzeugung, dass beide Vertriebskanäle auch zukünftig ihre Daseinsberechtigung haben werden.

Portrait_Helmar_Hipp_webHelmar Hipp, Geschäftsführer Cyberport (Foto rechts):

In fünf Jahren sind hoffentlich die Grenzen zwischen Online- und Offline-Kauf verschwunden und es steht der Kunde im Vordergrund, nicht der Kanal. Spannend wird es sein zu sehen, wie sich die Technologie bis dahin weiterentwickelt. Handel wird mehr und mehr zum Technologie-Business und die Händler müssen hier Schritt halten.

Stefanie Lüdecke, Deutschlandchefin Shopkick:

Der stationäre Handel hätte sich wieder auf seine eigentlichen Stärken der Beratungskompetenz und der sofortigen Verfügbarkeit von Produkten besonnen und diese in das digitale Zeitalter überführt. Die Kundenansprache erfolgt situativ über alle Kanäle und der Handel bedient sich vieler digitaler Wege, um neue Kunden in die Shops zu bekommen und seine Kunden häufiger zu aktivieren. Die digitale Kundenansprache im Laden wird durch ein kostenfreies WLan in jedem Shop sichergestellt und der Kunde bekommt, je nach Produktinteresse und Standort, im Laden individuelle Angebote.

Hitmeister_Gerald SchoenbucherGerald Schönbucher, Gründer Hitmeister (Foto rechts):

Stationäre Händler ohne smarten Multichannel-Ansatz verlieren weiter Marktanteile, reine Onliner ebenso. Multichannel-Händler gewinnen hinzu und treiben das Gesamthandelswachstum.

Mirko Caspar, Geschäftsführer Mister Spex:

So kompliziert ist das gar nicht – Online aussuchen und reservieren, aber auch weiterhin im Laden – und nach Hause – bestellen, was gerade nicht da ist. Das wäre mir am Wichtigsten. Und die passende Ladengestaltung: Alles für den täglichen Bedarf effizient und Fashion inspirierend anbieten. Ich glaube also an Multi-Channel. Ein gutes Online-Konzept stationär ergänzt – und umgekehrt. Der Kunde bekommt das Beste aus beiden Welten angeboten. Wir bei Mister Spex bieten schon heute diese Symbiose. Wenn in 5 Jahren mehr Händler verstanden haben, welcher Mehrwert in diesem Ansatz steckt, für Kunden und für den Handel, wird uns allen das Einkaufen (noch) mehr Freude bereiten.


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