dm testet Chatbot für Mitarbeitende

von Florian Treiß am 15.August 2023 in News

Erst am Freitag hatte ich hier darüber berichtet, dass die Drogeriekette Rossmann erwägt, einen Chatbot im Kundenservice einzuführen. Und auch Rossmann-Erzrivale dm – drogerie-markt beschäftigt sich mit Chatbots, geht hier aber zunächst in eine andere Richtung: Das Unternehmen hat interne Verwendungszwecke im Sinn, will und kann dafür aber nicht einfach den gehypten und frei zugänglichen KI-Chatbot ChatGPT nutzen. Trotz dessen Potential für unternehmensinterne Prozesse seien ChatGPT, Bard & Co. „mit Risiken aufgrund von Datenschutz-Konflikten, fehlenden vertraglichen Rahmenbedingungen sowie der Notwendigkeit, Geschäftsgeheimnisse zu schützen, verbunden“, so das Unternehmen auf LinkedIn.

Das Problem bei der betrieblichen Nutzung von ChatGPT und konkurrierenden KI-Chatbots wie Bard von Google liegt darin, dass die Systeme selbstlernend sind und sich die Eingaben der Nutzer, sogenannte Prompts, merken und analysieren können, um später Anfragen anderer Nutzer besser beantworten zu können. Daher sollte sich jeder Nutzer zweimal überlegen, was er in einen Prompt an einen Chatbot schreibt, um keine Geheimnisse preiszugeben, sei es geschäftlich oder privat.

Da die sogenannten Large Language Models hinter Diensten wie ChatGPT und Bard zugleich für Firmen enorme Potentiale bieten, hat die IT-Tochter dmTECH nun eine interne ChatGPT-Alternative namens dmGPT entwickelt, verrät dm auf LinkedIn. Bei dmGPT handelt es sich  um eine unternehmenseigene „Instanz“ des Sprachmodells GPT-3.5 von ChatGPT-Betreiber OpenAI. Eine solche eigene „Instanz“ bietet dabei den Vorteil, dass diese ausschließlich auf der Technologie-Infrastruktur von dm läuft. dm kann den Chatbot dadurch zusätzlich mit unternehmensinternen Daten füttern und auch Mitarbeitende haben so die Sicherheit, dass sie durch Prompts keine Geschäftsgeheimnisse verraten können, denn dmGPT ist ausschließlich intern nutzbar und der öffentlich zugängliche Chatbot ChatGPT kommt nicht an diese internen Daten und Prompts heran.

Überblick zu dmGPT von dmTECH (Quelle: LinkedIn-Profil von dmTECH)

Dabei hat das Unternehmen noch gar nicht genau definiert, für was dmGPT überhaupt genutzt werden soll: „Den typischen Einsatzzweck gibt es (noch) nicht. Seit letzten Freitag steht dmGPT allen Mitarbeitenden am Unternehmenssitz zur Verfügung. Alle dürfen die Anwendung nun im Kontext ihrer Aufgaben ausprobieren und herausfinden, wo der Einsatz Sinn macht und wo eher nicht“, erläutert die Drogeriekette auf Nachfrage in einem Kommentar unter dem LinkedIn-Beitrag. Übrigens muss sich auch kein Mitarbeitender Sorgen machen, dass ihm sein Chef virtuell auf die Finger schauen könnte: „Chatnachverfolgung nur für den User selber. Zentral wird nichts gelogged“, so ein weiterer ergänzender Kommentar des Unternehmens. Neben den Mitarbeitenden in der Firmenzentrale soll dmGPT perspektivisch dem gesamten Personal zur Verfügung gestellt werden, also auch den Mitarbeitenden in den Filialen, der Logistik etc.

Chatbot-Experte Laurent Burdin von der InnovationsagenturSpace & Lemon kommentiert für Location Insider: „Gut gemacht dmGPT! Und ein Beweis, dass es geht.“ ChatGPT / GPT oder ähnliches sind ‚Large Language Model‘ (LLM) und der Name sagt alles. Eine immense Fähigkeit Texte, „Berge“ von Texten zu lesen, verstehen und bearbeiten. Dazu so zu schreiben wie ein Mensch. Die Anwendungsfälle für Unternehmen sind vielsprechend – Texte vorschreiben und überarbeiten, Customer Service (besser als die Bot-Generation von 2020), Suche in eigenen Texten und Datenbanken Und auch einfach sich inspirieren zu lassen. Nun sind die Chat-Interface – ChatGPT, Claude oder Bard – nicht geschlossen, ein Problem für internen Daten. Das kann man mit einer Architektur, einem Layer lösen („Retrieval Augmented Generation“), die interne Datenbanken von den Cloud-Lösungen trennt. Man verwendet die Kraft der LLM, ohne alles preiszugeben. Das hat dm jetzt mit dmGPT bewiesen.“

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