Handel im Wandel: Durch die Woche mit Florian Kolf vom „Handelsblatt“.

von Florian Treiß am 10.Oktober 2018 in Fragebögen, News

Florian Kolf ist Teamleiter Handel und Konsum beim „Handelsblatt“ (Fotograf: Frank Beer für Handelsblatt)

„Ich hoffe, dass der Siegeszug der Ketten gebremst werden kann und es wieder mehr individuelle und spezialisierte Geschäfte gibt – damit es nicht mehr in allen Städten gleich aussieht“, sagt Florian Kolf (Twitter: @graphium). Seit drei Jahren ist er Teamleiter Handel und Konsum beim „Handelsblatt“ und macht immer wieder mit spannenden Stories über den Einzelhandel auf sich aufmerksam wie z.B. letzte Woche mit seiner Titelstrecke zur Fusion von Karstadt und Kaufhof und dem ersten großen Interview mit René Benko seit fünf Jahren. In diesem Jahr hat Florian Kolf zudem den Verbraucherjournalistenpreis des Markenverbands gewonnen – für einen Report über Fakeshops im Internet. Lesen Sie in unserem Fragebogen, wie Florian Kolf die Lage des Handels einschätzt und wer sein ganz persönlicher „Held des Handels“ ist.

Location Insider: Wie würden Sie die momentane Situation des stationären Handels in einem Satz beschreiben?

Florian Kolf: Die Herausforderung war nie größer – und trotzdem meinen immer noch viele Händler, sie könnten so weitermachen wie bisher.

Location Insider: Welcher Tag der vergangenen Woche war der Beste aus Händlerperspektive und warum?

Florian Kolf: Das könnte der Feiertag am Mittwoch gewesen sein – vorausgesetzt der Händler hat die freie Zeit dafür genutzt sich zu überlegen, was er künftig anders machen kann um den Kunden wieder positiv zu überraschen.

Location Insider: Worüber haben Sie sich diese Woche besonders beim Einkaufen im Laden gefreut?

Florian Kolf: Dass das Bezahlen mit dem Handy in immer mehr Geschäften zur Alltäglichkeit wird.

Location Insider: Und worüber haben Sie sich geärgert?

Florian Kolf: Dass es trotzdem in der Mehrzahl der Geschäfte technisch noch nicht möglich ist mit dem Handy zu zahlen.

Location Insider: Mit wem wollen Sie nie an der Kasse stehen, wenn Sie Unterwäsche kaufen? Oder kaufen Sie diese deshalb nur online?

Florian Kolf: Für Männer ist das, denke ich, nicht so ein heikler Punkt wie für Frauen. Deswegen kaufe ich auch meine Unterwäsche – genau wie alle anderen Klamotten – immer im Geschäft, ohne darüber nachzudenken, wer mir dabei zuschaut.

Location Insider: Tante Emma oder Supermarkt?

Florian Kolf: Definitiv Supermarkt, ich liebe die sehr große Auswahl.

Location Insider: Chatbots, Sprachassistenten, Virtual Reality, Internet der Dinge – Welche Technologie optimiert aus Ihrer Sicht das Einkaufserlebnis für Kunden?

Florian Kolf: Ich denke, dass Sprachassistenten den größten Sprung für das Einkaufserlebnis bringen werden. Doch der Zuwachs an Bequemlichkeit ist teuer erkauft. Ich begebe mich bei der Auswahl der Produkte in die Hände desjenigen, der die Maschine kontrolliert. Und ich gebe freiwillig einen großen Einblick in meine Privatsphäre.

Location Insider: Verraten Sie uns Ihr Vorbild im Stationärhandel und warum der alles richtig macht?

Florian Kolf: Mein Held des Handels ist ein kleiner Spirituosenladen in meiner Heimatstadt Bergisch Gladbach. Der Händler hat auf kleinstem Raum eine gigantische Auswahl, zu jedem Getränk eine Geschichte und lässt einen alles probieren. Und wenn man dann – leicht angeduselt – den Laden verlässt, ist man nicht nur glücklich, sondern hat wieder viel mehr gekauft, als man eigentlich wollte.

Location Insider: Ist Ihr Job für Sie Beruf oder Berufung?

Florian Kolf: Berufung ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen, aber ich mache ihn mit Begeisterung und könnte mir wenig andere Tätigkeiten vorstellen.

Location Insider: Welche Schlagzeile wollen Sie auf keinen Fall über sich im „Handelsblatt“ lesen?

Florian Kolf: Ich möchte grundsätzlich in keiner Schlagzeile des Handelsblatts auftauchen – nur in der Autorenzeile.

Location Insider: Nehmen wir an, Sie hätten einen Wunsch frei: Wie sähe der stationäre Handel in fünf Jahren aus, wenn Sie es sich aussuchen könnten?

Florian Kolf: Wenn ich darf, habe ich sogar zwei: Ich hoffe, dass der Siegeszug der Ketten gebremst werden kann und es wieder mehr individuelle und spezialisierte Geschäfte gibt – damit es nicht mehr in allen Städten gleich aussieht. Und dass die Technologie in den Geschäften nicht dazu eingesetzt wird, Personal einzusparen, sondern den Verkäufern hilft, ihre Kunden noch besser zu beraten.

Location Insider: Vielen Dank für die spannenden Antworten!

Lesen Sie auch die vorherigen Fragebögen unserer Serie “Durch die Woche mit…”.


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