Liefery ist bereit für den zweiten Evolutionsschritt im Same-Day-Delivery-Geschäft.
von Matthias Hell am 25.November 2014 in Local HeroesMit der Ausgründung des Same-Day-Delivery-Geschäfts unter dem Namen Liefery will die Lufthansa-Tochter time:matters dem Geschäftsfeld nicht nur ein stärkeres Profil verleihen, sondern wird auch eine neue Entwicklungsstufe in dem Unternehmensbereich eingeläutet. Mit der wachsenden Erfahrung und der steigenden Anzahl an Handelspartnern kristallisieren sich inzwischen etablierte Muster für den Einsatz von taggleichen Lieferservices heraus.
Dass der aus dem Lufthansa-Geschäftsbereich Cargo entwachsene Logistik-Dienstleister time:matters im Same-Day-Delivery-Bereich alles andere als ein x-beliebiges Startup ist, darauf haben wir schon in unserem „Local Heroes“-Bericht zu Anfang des Jahres hingewiesen. Dennoch ist beeindruckend, wie viel der Service bereits ein Jahr nach seinem Start erreicht hat: Der Same-Day-Lieferdienst ist in 35 deutschen Städten verfügbar, ist an 400 Handelsgeschäfte angeschlossen und arbeitet neben lokalen Retailern auch mit 12 nationalen Handelsketten zusammen, sowie in einem Pilotprojekt mit dem Shopping-Center-Betreiber ECE. „Mit der Umfirmierung zu Liefery tragen wir dieser guten Entwicklung Rechnung“, erklärt CEO Franz-Joseph Miller. An den Besitzverhältnissen des Same-Day-Delivery-Diensts hat sich dagegen nicht viel geändert: Auch die LieferFactory GmbH – wie Liefery offiziell heißt – gehört über ihre 100-prozentige Mutter time:matters zum Logistik-Schwergewicht Lufthansa Cargo.
Wie Miller berichtet, konnte hat sich Liefery in den vergangenen zwölf Monaten nicht nur beim Handel ein gutes Standbein verschaffen, sondern wird der Dienst auch von den Kunden gut angenommen. „Die Kunden erwarten, dass Same-Day-Delivery deutschlandweit angeboten wird und da sind wir mit dem wohl breitesten Netzwerk in einer ausgesprochen guten Position.“ Auch bei den Kurieren entwickle sich die Resonanz positiv. So verzeichne Liefery inzwischen eine aktive Nachfrage von Kurierunternehmen, die eine Zusammenarbeit mit dem Dienst suchten. Die aus der Lufthansa Group übernommenen Kooperationsprozesse – inklusive etablierter Service Level Agreements und Prämierungen für überdurchschnittliche Kurierleistungen – hätten dem Same-Day-Delivery-Service einen guten Ruf in der Branche eingetragen.
Wichtige Differenzierungsmöglichkeit für den Handel
Besonderes Gewicht kommt den Erfahrungen von Liefery bezüglich der Einbindung von Same-Day-Delivery in das Handelsgeschäft zu. Wie der für den Aufbau des Partnernetzwerks verantwortliche Liefery-Mitgründer Nils Fischer berichtet, hätten sich vor allem drei Ansatzpunkte für die angebotenen Lieferdienste herauskristallisiert: Same-Day-Delivery werde eingesetzt, um in Geschäften getätigte Einkäufe nach Hause zu transportieren, um per Internet oder Telefon eingehende Bestellungen auszuliefern sowie zur Erledigung von regelmäßigen Lieferungen. „Daran sieht man, dass Same-Day-Delivery nicht zwingend mit E-Commerce verbunden ist, sondern auch für Unternehmen geeignet ist, die keinen Multichannel-Handel betreiben“, erklärt Franz-Joseph Miller. Dennoch könnten Händler mit taggleichen Lieferangeboten den Kunden aber ein Service-Addon bieten, das diese in einem von Amazon dominierten Haifischbecken eine wichtige Differenzierungsmöglichkeit ermögliche, ergänzt Nils Fischer.
Gerade beim lokalen Einzelhandel brauche es allerdings viel Überzeugungsarbeit, bis die Entscheidung zum Angebot von Same-Day-Lieferservices falle, berichtet der Liefery-Mitgründer. „Ist die Entscheidung aber einmal getroffen, geht es meist sehr schnell mit der Conversion.“ So habe man Fälle erlebt, an denen zwischen dem Anlegen eines Kunden-Accounts und der Buchung der ersten Same-Day-Lieferung nur ein Tag gelegen sei. Bei großen Retail-Ketten dauere die Integration dagegen viel länger. „Zwar sind die großen Händler in der Regel schon gedanklich weiter und verwenden wir einfache Standard-APIs, trotzdem ist die Implementierung oft in operativer, technischer und kommunikativer Hinsicht eine Crux“, so Fischer, der mit dem Augenmerk auf die festgefahrenen Prozesse der Handelsschwergewichte ein Thema anspricht, das auch viele andere innovative Dienstleister umtreibt.
Kooperationen sollen Anwendungsbereich vergrößern
Neben der Zusammenarbeit mit dem Handel will Liefery künftig auch ein zusätzliches Kundensegment ansprechen: die steigende Anzahl lokaler Marktplätze. Unternehmenschef Franz-Joseph Miller nennt in diesem Zusammenhang Simply-Local und Locafox als zwei Anbieter, mit denen man sich in Gesprächen befinde. Daneben sei eine weitere Möglichkeit zur Ausweitung des Geschäftsfelds die Zusammenarbeit mit Payment-Unternehmen. So habe man unlängst mit dem Telefonica-Bezahldienst mpass und dem E-Commerce-Dienstleister Arvato System ein Opinion Paper zum Thema „Same Day Delivery“ veröffentlicht. Zudem erprobe Liefery mit einem Berliner Payment-Anbieter die Möglichkeit, Zahlungen bei der Zustellung an der Haustür abzuwickeln.
In jedem Fall stellt für Franz-Joseph Miller das für den Kunden erfahrbare Service-Erlebnis das größte Asset seines Unternehmens dar. Neben der Lieferung in 90 Minuten – oder wie häufig nachgefragt zum Wunschtermin – sei die Kundenbetreuung eine der Stärken von Liefery. Miller erzählt hier gerne die Geschichte einer Blumenlieferung an eine Geschäftsadresse, die auf dem Online-Portal von Liefery für ein Wochenende gebucht wurde. Die Rückfrage eines Service-Mitarbeiters ergab, dass es sich dabei um einen Irrtum handelte und die Lieferung eigentlich für den darauffolgenden Montag geplant war. „Unsere Kunden loben beides: die Technologie von Liefery, aber auch das Gefühl, dass Service bei uns ein großes Thema ist“, so das Fazit des Unternehmenschefs.
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