Rewe am Leipziger Hauptbahnhof: Wieso die Sonntagsöffnung für Reisebedarf absurd ist

von Florian Treiß am 09.Oktober 2023 in ECE, Ladenschlussgesetz, News, Rewe, Sonntagsöffnung

Die Promenaden im Leipziger Hauptbahnhof wurden 1997 eröffnet (Bild: ECE)

Eigentlich müssen Läden sonntags bekanntlich geschlossen bleiben. Doch eine Ausnahme bilden seit langem Läden in Bahnhöfen, die „Reisebedarf“ anbieten. Doch diese Regelung ist ziemlich absurd, wie ich gestern am eigenen Leib erfahren habe.

So segeln in den von ECE betriebenen Promenaden im Leipziger Hauptbahnhof unter der Flagge des „Reisebedarfs“ fast alle Läden mit: Von Fashion über Parfümerien und Partybedarfladen hin zum Spielzeuggeschäft haben fast alle Läden jeden Sonntag geöffnet, wie diese Übersicht von ECE zeigt. Zu den wenigen Ausnahmen der sonntags geschlossenen Läden zahlen Gamestop und Saturn – dabei würden sicher auch diese beiden Filialisten eine Argumentation finden, wieso man z.B. Games oder Kopfhörer als Reisebedarf auf Reisen benötigt. Doch vielleicht wollen sie ihren Mitarbeitenden auch einfach den freien Sonntag ermöglichen.

Warteschlange im Rewe-Markt im Leipziger Hauptbahnhof

Auch die Filialen von Aldi Nord und Rewe haben im Leipziger Hauptbahnhof jeden Sonntag geöffnet. Und da unser Kühlschrank nach einem Kurzurlaub in Berlin und Brandenburg leer war, dachte ich mir: Ok, dann kaufst Du ausnahmsweise mal am Sonntag bei Rewe im Bahnhof ein. Und was soll ich sagen? Dieser Rewe spricht längst nicht nur Bahnreisende an, die wirklich Reisebedarf benötigen. Nein, gefühlt trifft sich dort ganz Leipzig – oder zumindest die Leute, denen es im Späti oder Tankstellenshop zu teuer oder die Auswahl dort zu klein ist.

Mega-Warteschlangen trotz zehn offener Kassen

Ganz ehrlich: So schnell werde ich mir das nicht mehr antun. Denn der Supermarkt war gerappelt voll. Trotz zehn (!) geöffneter Kassen – teils mit Personal und teils als Self-Checkout – gab’s im Rewe enorme Warteschlangen an den Kassen. Und auch Streit, welche Schlange eigentlich für welche Kasse gilt. So wollten mir nach über zehn Minuten Wartezeit plötzlich zwei Mitbürger verklickern, ich würde an einer der Kassen mit Personal anstehen, während sie zum Self-Checkout wollten. Dabei stand ich selbst für den Self-Checkout an – und erklärte den Beiden anderen Kunden höflich, dass sich diese Schlange vielmehr kurz vor dem Ausgang in eine Schlange zu einer der regulären Kassen sowie einer weiteren Schlange zu den verschiedenen Self-Checkout-Stationen aufteilt.

Auch wer zur Express-Kasse von Rewe will, muss sonntags anstehen

Was für ein Chaos! Am Ende habe ich 20 Minuten benötigt, meine Einkäufe zu bezahlen – und das wohlgemerkt obwohl ich die meine Einkäufe schon per Scan & Go selbst mit meinem Smartphone gescannt hatte, als ich die langen Schlangen sah. Denn das Nutzer von Scan & Go nicht einfach am Ende übers Handy bezahlen können, ist der Haken an dem System. Kunden müssen vielmehr nach dem mobilen Selfscanning in der Rewe-App einen QR-Code generieren lassen, diesen im Anschluss an einer Self-Checkout-Station scannen und dort auch bezahlen. Das mag in normalen Rewe-Märkten ja ganz smart sein. Aber nicht in einem überfüllten Rewe am Hauptbahnhof, wo die Warteschlangen massiv reduziert werden könnten, wenn man direkt auf dem Handy zahlen könnte.

Hölle auf Erden statt Einkaufserlebnis

Mein sonntäglicher Besuch bei Rewe fühlte sich somit eher wie die Hölle auf Erden an als wie ein Einkaufserlebnis. Die Krönung war zweifellos, dass Rewe diesen Markt überhaupt nur mit reichlich Security am Laufen halten kann: Der Sicherheitsdienst versuchte, Vordrängeln in den Warteschlangen zu verhindern, und führte allein während meines Besuch zwei des Ladendiebstahls verdächtigte Personen ab.

Sicherheitsdienst und Rewe-Personal taten mir am Ende echt leid. Und ich frage mich nun nach einer Lösung: Sollte das Sonntagsöffnungsverbot vielleicht einfach aufgehoben werden, um die Käuferströme in der Stadt besser zu verteilen? Oder sollten an einem Bahnhof nur Convience Stores öffnen dürfen, die Tankstellenpreise haben und damit viele vermeintliche Notfallkäufer abschrecken? Diskutieren Sie gern auf unserer LinkedIn-Seite mit!

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