Umsatzrückgang im E-Commerce 2022: Wohl nur ein kleiner Knick in der Wachstumskurve

von Florian Treiß am 27.Januar 2023 in News

Der deutsche E-Commerce konnte 2022 nicht an die hohen Vorjahresumsätze aus dem Jahr 2021 anknüpfen. Nominal, also ohne Inflationsbereinigung, fiel der Brutto-Umsatz mit Waren im E-Commerce im Gesamtjahr 2022 auf 90,4 Milliarden Euro. Das waren deutliche 8,8 Prozent weniger als die 99,1 Milliarden Euro im Jahr 2021, so der Branchenverband bevh.

Doch wer nun denkt, dass der Onlinehandel damit in der Krise ist, der täuscht sich gewaltig. Schließlich geht der Langzeittrend weiter nach oben: Verglichen mit den Umsätzen des Vor-Corona-Jahrs 2019 lag der Onlinehandel mit Waren vergangenes Jahr noch immer 24,5 Prozent im Plus. Heißt: Nach den Sondereffekten der beiden Corona-Jahre 2020 und 2021, in denen viele Menschen durch Lockdowns stationärer Läden zwangsläufig auf den Onlinehandel auswichen und dadurch für unerwartete Wachstumssprünge sorgten, normalisiert sich die Lage im E-Commerce wieder.

Die Jahre 2020 und 2021 besser vergessen

Und so ist der Umsatzrückgang im E-Commerce im Jahr 2022 wohl nur ein kleiner Knick in der Wachstumskurve, die im Mehrjahresvergleich weiterhin deutlich nach oben zeigt. So hatte E-Commerce-Experte Jochen Krisch bereits im Mai 2022 dafür plädiert, die Jahre 2020 und 2021 besser zu vergessen. Grund: Die Umsatzzahlen aus beiden Jahren hätten zu vielen Sondereffekten unterlegen. Und ein Vergleich der 2022er Zahlen mit den Umsatzwerten von 2019 sei viel realistischer. Und diese These stimmt nach Abgleich mit den Zahlen des bevh, denn die zeigen immer noch ein deutliches Wachstum der Branche zwischen 2019 und 2022.

Interessant dabei ist auch, das die E-Commerce-Umsätze von Multichannel-Händlern mit stationären Läden deutlich stärker gegenüber 2021 zurückgingen als bei Online-Pureplayern. Die Multichannel-Händler verzeichneten ein Minus von durchschnittlich 12,7 Prozent im E-Commerce, während die Online-Pureplayer nur ein Minus von 6,3 Prozent erlitten. Schon zuvor hatten Quartalszahlen von beispielsweise Douglas oder MediaMarktSaturn mehrfach gezeigt, dass diese im E-Commerce 2022 deutlich rückläufige Zahlen hatten, während das Geschäft in den nun nicht mehr von Lockdowns betroffenen Filialen wieder anzog. Heißt: Bei solchen Multichannel-Händlern hatte es in den Corona-Jahren besonders starke Ausweicheffekte treuer Kund*innen von den Filialen in deren Webshops gegeben.

2023 wieder Wachstum erwartet

Für die Zukunft erwartet der bevh, dass die Vorteile des digitalen Einkaufens, wie Service, Transparenz und Verfügbarkeit, dazu beitragen, dass der E-Commerce wieder etwas stärker als der gesamte Markt des Einzelhandels wächst. Aktuell geht der Verband für 2023 von einem Wachstum von 4,8 Prozent für den E-Commerce mit Waren aus.


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