Warum die Beacon-Welle ins Stottern geraten ist.

von Stephan Lamprecht am 29.Oktober 2018 in News, Trends & Analysen

Ein Beacon von Shopkick in einer Filiale des US-Modehändlers American Eagle

Auf den ersten Blick wirkt die Nachricht, dass Google die „Nearby Benachrichtigungen“ in Android abschaltet, unscheinbar. Sie zeigt aber auch ein grundsätzliches Problem bei den Location Based Services mit Beacons auf.

Eine Statistik des EHI aus dem Jahr 2017 sagt aus, dass zu diesem Zeitpunkt bereits 27 Prozent der befragten Handelsunternehmen Beacons eingesetzt haben. Und an dieser Stelle haben wir ja auch regelmäßig über neue Projekte berichtet. Doch in diesem Jahr ist es rund um dieses Thema doch sehr still.

Wobei uns die vom EHI gemeldete Zahl doch auch reichlich hoch erschienen ist. Denn ganz im Ernst: Wie oft sind Sie persönlich in einem Supermarkt oder Warenhaus Beacons begegnet? Eben!

Vor knapp drei Jahren hat Google die API „Nearby“ zur Kommunikation von Android-Endgeräten mit der Umgebung eingeführt. Zum 6. Dezember wird diese API nun abgeschaltet. Das bedeutet jetzt nicht zwangsläufig das Ende der Beacons an und für sich. Denn Entwickler können nach wie vor auf die Proximity Beacon API zugreifen, um den Anwendern standortbasierte Dienste über Beacons anzubieten.

Doch im Google Blog stecken auch Hinweise darauf, warum Google „Nearby“ abschaltet. Offenbar gab es über diesen Kanal zu viel Spam und zu wenig hilfreiche Inhalte für die Nutzer. Es ist sicherlich einmal ganz interessant, wenn man in einem Laden mittels Beacons zu verschiedenen Punkten geführt wird, um so an einem Gewinnspiel teilnehmen zu können. Aber auf die Dauer reicht das eben nicht. Gekommen sind die Beacons, um die Einkaufserfahrung im Laden zu verbessern oder die Kundenfrequenz zu erhöhen. Dieses Versprechen sind sie nach wie vor schuldig, trotz der vielen Geräte, die beispielsweise Walmart in den USA in seinen Läden verbaut hat.

Aber wieso kommt das Thema Beacons einfach nicht zum Fliegen? Das könnte an einer ganzen Reihe von Gründen liegen:

  • Der Vorwurf des Spams ist sicherlich auch bei den Beacons nicht von der Hand zu weisen. Und da geht es in erster Linie eben nicht darum, wie der Händler die Information versteht, die er an die Kunden versendet. Sondern wie sie bei diesem ankommen. Spätestens nach der zweiten Benachrichtigung auf dem Smartphone, die er als irrelevant empfindet, dürfte er genervt sein.
  • Das größte Hindernis ist sicherlich die Abhängigkeit von Apps. Wie Umfragen aus der näheren Vergangenheit immer wieder belegen, hat bei den Konsumenten eine gewisse „App-Müdigkeit“ eingesetzt. Händler, die es geschafft haben, ihre App dauerhaft auf dem Display der Kunden zu platzieren, dürften gute Chancen haben, auch mit Beacons Erfolg zu haben. Aber die App-Charts für Händler-Apps werden eben gerade von solchen Unternehmen beherrscht, die gar keine oder kaum Ambitionen auf der Fläche haben. Es ist einfach schwierig, in diesem Umfeld eine App zu platzieren, noch dazu, wenn diese einen Service auslobt, von dem viele Anwender wahrscheinlich noch nie etwas gehört haben.
  • Dann ist da auch noch die Technik. Beacons zu installieren und eine perfekte Ausleuchtung zu erzielen, erfordert einen recht hohen Planungs- und Installationsaufwand. Die Geräte sind derzeit noch nicht wartungsfrei, die Energiequelle also endlich. Und das Signal ist technisch eben leicht zu stören. Das wollen zwar wiederum einige Hersteller dadurch lösen, dass sie statt auf Bluetooth auf Licht oder Schall setzen, aber dann gilt wiederum die Hürde mit den Apps.
  • Gerade in Deutschland dürfte dann auch noch die Sorge um Datensicherheit und Datenschutz hinzukommen. Welche Daten sammelt so eine App eigentlich genau und vor allen Dingen warum? Eine solche Transparenz fehlt bei der „Near-Api“ genauso wie beim Einsatz von Beacons.

Beacons sind im Handel also aktuell vielleicht noch nicht tot. Aber rosig sind die Zukunftsaussichten für die Technologie keinesfalls.


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