Wie das Internet der Dinge in Küche und Bad einzieht.

von Florian Treiß am 19.März 2018 in News, Trends & Analysen

Smart Home: Ausgewählte Waschmaschinen von Miele können bereits per App gesteuert werden. (Bild: Miele)

Bereits im Jahr 2020 sollen weltweit über 20 Milliarden „Dinge“ mit dem Internet verbunden sein, erwartet Marktforscher Gartner. Dabei sind den Ideen keine Grenzen gesetzt: vom per App fernsteuerbaren Thermostat über den mit Sensoren versehenen Acker bis zum Shoppen im vernetzten Auto ist die Bandbreite groß. Wir zeigen, wie das Internet der Dinge in Bad und Küche einzieht und damit zu einem wesentlichen Bestandteil eines Smart Homes wird.

Kaum kommt eine Innovation auf den Markt, so kriechen auch die Bedenkenträger aus ihren Löchern: Als Amazon 2016 seinen Dash-Button nach Deutschland brachte, mit dem Kunden Produkte wie Katzenfutter oder Waschmittel auf Knopfdruck nachbestellen können, traten schnell die Verbraucherschützer auf den Plan – und liefern sich seitdem mit Amazon ein Scharmützel, das in der heutigen vernetzten Welt ziemlich nach Steinzeit klingt. Denn auf dem Button fehlt der Hinweis, dass damit etwas per Knopfdruck kostenpflichtig bestellt wird und was es überhaupt ist. Deswegen hat die Verbraucherzentrale NRW mittlerweile Amazon verklagt, um Änderungen am Produkt zu erzwingen.

Was die Verbraucherschützer aber ausblenden: Viele Verbraucher freuen sich heute über Services, die ihr Leben erleichtern – zum Beispiel überhaupt nicht mehr in einen Laden oder in einen Webshop gehen zu müssen, um neues Waschmittel zu bekommen. Und nicht wenige Menschen dürften von einem Kühlschrank träumen, der sich immer wieder selbst nachfüllt. Den gibt’s zwar noch nicht, aber Angebote wie der REWE Lieferservice oder der Kochboxen-Dienst Hello Fresh weisen den Weg dorthin.

Gerade in der Küche und im Badezimmer ist das Internet der Dinge auf dem Vormarsch:

  • Miele stattet immer mehr Haushaltsgeräte mit W-Lan aus. Verbraucher können sich per App oder über Alexa-Sprachsteuerung über den aktuellen Gerätestatus informieren, die Spülmaschine aus der Ferne steuern oder während eines spontanen Großeinkaufes von unterwegs den Kühlschrank auf eine niedrigere Temperatur einstellen. Eine Nachbestellung des hauseigenen Waschmittels ist über das System selbstverständlich möglich. Auch andere Hersteller sind an solchen Lösungen dran.
  • Vorwerk hat seinen Küchenhelfer Thermomix auf eine neue digitale Evolutionsstufe gehoben. Mit Hilfe des Internet-Portals Cookidoo und des neu entwickelten Zubehörteils Cook-Key wird der Thermomix zum vollwertigen IoT-Device. Damit haben Kunden die Möglichkeit, per Internet aus einer umfangreichen Rezeptdatenbank ihre persönlichen Favoriten zusammenzustellen und direkt an den Thermomix zu senden. Rezepte sind dabei im Abo-Modell wie auch als Kollektionen auf der Plattform zu erwerben.
  • Nespresso und der Tchibo-Ableger Qbo bieten Kaffeemaschinen an, die per App gesteuert werden können. Bei Qbo ist es sogar möglich, Barrista zu spielen und in der App eine eigene Kaffee-Kreation zu entwerfen, die dann auf einer beliebigen Qbo-Maschine hergestellt werden kann – allerdings ist die Marktdurchdringung deutlich geringer als die von Nespresso. Qbo ist zudem auch per Alexa-Sprachsteuerung bedienbar.
  • Oral-B bietet verschiedene elektrische Zahnbürsten an, die sich mittels Bluetooth mit einer Smartphone-App verbinden. Diese liefert in Echtzeit Unterstützung beim Putzen – und die generierten Daten können dem persönlichen Zahnarzt zur Verfügung gestellt werden.
  • Gilette erprobt zusammen mit dem Onlineshop Perfect Shave einen Service, der an den Dash-Button von Amazon erinnert. Gehen die Klingen für den Rasierer zu neige, kann der Kunde per Knopf an der Rasierer-Halterung neue Klingen nachbestellen. Dabei setzt der Service nicht wie viele andere Lösungen auf W-Lan, sondern aufs Mobilfunknetz: In der sogenannten Gilette Box ist eine SIM-Karte der Deutschen Telekom verbaut, die für ständige Konnektivität auch auf Reisen sorgt.

Wie die verschiedenen Beispiele zeigen, gehen aktuelle Trendthemen wie das Smart Home, das Internet der Dinge, Mobile Apps und Sprachsteuerungen immer mehr ineinander über. Dies dürfte denn auch die größte Herausforderung für die Zukunft sein: den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen und zu schauen, welche smarten Lösungen ihm sein Leben erleichtern.

Auch wenn der Kunde künftig ein einfacheres Leben haben soll – für Unternehmen wird die Welt dadurch immer komplexer. Die Customer Journey wird immer vielseitiger – und die Anzahl der Touchpoints nimmt immer weiter zu. Gleichzeitig versuchen immer mehr Hersteller, selbst die „Owner“ der Kundenbeziehung zu sein: Im Internet der Dinge braucht es nicht unbedingt einen Mittelsmann in Form eines Händlers, sondern der Direktvertrieb könnte eine Renaissance erleben. Händler sollten also selbst an smarten Lösungen tüfteln, dabei APIs nutzen und zugleich für Kooperationen mit Herstellern offen sein.

Whitepaper „Jenseits des Webshops“

Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem neuen Whitepaper „Jenseits des Webshops – wie Händler Chatbots, Voice & Co einsetzen können“. In dem Whitepaper erklären wir auf 36 Seiten, welcher geschäftliche Mehrwert hinter neuen Touchpoints steckt und wie eine konkrete Umsetzung aussehen kann.

Lesen Sie in dem Whitepaper „Jenseits des Webshops“ u.a. folgende Themen:

  • Eyerywhere Commerce: Was uns jenseits des Webshops erwartet
  • Conversational Commerce: Wenn Mensch und Maschine sich unterhalten
  • Umfrage: aktuelle Technologie-Trends im Handel
  • Warum Unternehmen mit neuen digitalen Touchpoints experimentieren sollten
  • Shoppen im Auto: Schon bald Realität

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