Shoptech bei flaconi: Durchdachter Neustart mit Headless-Struktur.

von Florian Treiß am 09.September 2021 in News, Shoptech, Trends & Analysen

Als der Online Beauty Pure Player flaconi im April 2011 startete, war das Standard-Shopsystem Magento zunächst die erste Wahl für die Unternehmensgründer. Doch nach einiger Zeit genügte Magento den Anforderungen des schnell wachsenden E-Commerce-Unternehmens nicht mehr: Es begann eine Art „Operation am offenen Herzen“, bei der Magento um Eigenentwicklungen ergänzt wurde. Doch nun steht für flaconi der nächste Schritt an: commercetools in Verbindung mit Frontastic und Contentful soll Magento komplett ablösen.

flaconi gehört zu den führenden Onlineshops für Beauty-Produkte in Deutschland und bietet eine umfangreiche Auswahl an Parfum, Hautpflege, Make-up, Haarpflege und Accessoires. Aktuell hält flaconi 55.000 Produkte von über 850 internationalen Marken bereit. Der größte deutsche Online Pure Player für Beauty und Parfums verzeichnet eine Wachstumsrate von rund 50 Prozent.

Doch ein monolithisches E-Commerce­-System hält einem solchen Wachstum kaum stand: So begann das IT-Team von flaconi schon vor einigen Jahren, den Monolithen Magento in seine Einzelteile zu zerlegen und Schritt für Schritt verschiedene Bestandteile durch selbst entwickelte Teillösungen, sogenannte Micro­services, zu ersetzen.

Technologie-Beschränkungen ein Ende machen

Adeel Younas von Flaconi

Doch die Legacy-Architektur auf Basis von ­Magento wurde dem agilen Business langfristig nicht gerecht. Daher entschied man sich bei flaconi, nach einer neuen, hochmodernen Commerce-Basis zu suchen, die besser zum Unternehmen passt. „Die Technologie-Beschränkungen des alten Systems sollen unser Wachstum nicht bremsen“, erläutert Adeel Younas, Head of Engineering bei flaconi, die Motivation für einen Systemwechsel.

Die Wahl flaconis fiel schnell auf commercetools. Die cloudbasierte headless Digital Commerce Software stützt sich auf einen API-First-Ansatz und flexible Microservices. Fortan soll die commercetools-Plattform das technologische Rückgrat für die Commerce-Infrastruktur von flaconi bilden. Kombiniert wird commercetools dabei gemäß der Headless-Logik, also der Aufteilung eines Commerce-Systems in Backend und Frontend, mit der Frontend-Lösung von Frontastic sowie dem Content-Management-System von Contentful. Um den Systemwechsel erfolgreich durchzuführen, entschied sich flaconi für einen beeindruckenden Prozess: Zunächst strukturierte man das rund 40-köpfige IT-Team in ein „Legacy Team“ und ein „New Platform Team“, wie Adeel Younas schildert. Denn die IT-Experten von flaconi waren sich klar darüber, dass solch ein Wechsel volles Commitment benötigt. Und so konzentrierte sich das „Legacy Team“ zunächst weiter auf den alten Commerce-Kern auf Magento-Basis, während das andere Team sich der neuen Plattform widmete.

Launch in Polen als erstes Projekt

Zu Beginn ließ flaconi bewusst die Migration des bestehenden Systems außen vor. Stattdessen konzentrierte sich der Beauty-Onlinehändler zunächst auf ein „Projekt auf der grünen Wiese“, wie Adeel Younas erläutert, und zwar auf den Launch von flaconi in Polen. Für den polnischen Markt bot sich die Gelegenheit, ab Tag 1 auf das Software-Trio von commercetools, Frontastic und Contentful zu setzen und den polnischen Auftritt am Reißbrett zu entwerfen. „Das gab uns Gelegenheit, erstmal überhaupt keine Gedanken an die Migration der alten Plattform zu verschwenden, sondern anhand der Konzeption eines neuen Webshops schnell und ohne Altlasten im Hinterkopf das neue System kennenzulernen“, sagt Adeel Younas.

Für Polen entwickelte das IT-Team von flaconi zunächst ein MVP (Minimum Viable Product). Dieses auf die Grundfunktionen fokussierte System hatte den Vorteil, dass es sehr schnell online gehen konnte ‒ und später im Live-Betrieb anhand der Kundenbedürfnisse weiterentwickelt werden konnte. Dank der Server-losen Microservices-Architektur samt APIs konnte flaconi so die „Time-to-Market neuer Funktionen gegenüber dem Legacy-System deutlich verbessern“, so Younas. Ein weiterer Vorteil aus seiner Sicht: Der Wartungsaufwand für das polnische Commerce-System ist deutlich geringer.

Österreich-Shop wird ins neue System migriert

Mit den Erfahrungen aus dem Launch in Polen nahm flaconi in einem nächsten Schritt die Migration der bereits bestehenden Webshops in Deutschland und Österreich vor. Begonnen wurde mit der Migration des kleineren Marktes Österreich, Deutschland folgt. Dabei hat die Arbeit mit einer Microservices-Struktur einen riesigen Vorteil, sagt Adeel Younas: „Die Verwendung von Microservices bedeutet, ein Commerce-System und die zahlreichen Kundenanforderungen in viele kleine Stücke zu zerteilen und diese anschließend zu optimieren ‒ ohne dabei aber das ‚Big Picture‘ aus dem Auge zu verlieren, nämlich dass wir unseren Kundinnen und Kunden den bestmöglichen Service anbieten wollen“. Dabei sei ein agiles und wachstumsorientiertes Mindset der verschiedenen Entwickler-Teams sehr hilfreich, so Younas weiter.

„Secret Sauce“: Selbst entwickelte Microservices

Neben diversen Basisfunktionen von commercetools, die flaconi in den neuen Webshops nutzt, werden künftig auch eigens vom flaconi-Team entwickelte Microservices, die „Secret Sauce“ des Onlinehändlers, eine wichtige Rolle spielen. Vor allem bei den „Customer Facing Services“, also den kundenzentrierten Themen, kommt die selbst entwickelte „Secret Sauce“ zum Einsatz. Denn wo es um den persönlichen Kundenkontakt geht, will flaconi seine Alleinstellungsmerkmale ganz klar weiter hervorheben.

„Wir sind jetzt an dem Punkt, an dem wir die ersten Elemente selbst bauen. Vor allem im Bereich Product Information Management (PIM) arbeiten wir stark individualisiert. Auch einige Backend-Anwendungen wie das Einbinden der Zahlungsdienstleister oder Stornierungsprozesse bauen wir inhouse. Insgesamt lässt es sich so zusammenfassen: Je weiter wir ins Frontend vordringen, desto mehr bauen wir selbst. Bisher hat sich alles problemlos umsetzen und anbinden lassen“, sagt Sven Rosemann, Director Technology bei flaconi.

Ein wichtiges Thema, dass sich nicht mit einer Standard-Software abbilden lässt, sondern zur „Secret Sauce“ zählt, ist die Zugabe von Goodies zur Bestellung, also kostenfreie Produktzugaben. Diese spielen gerade im Beauty-Bereich eine große Rolle und sind für Kundinnen ein wichtiges Add-on: Wenn es z. B. beim Kauf von 50 ml eines bestimmten Parfüms eine Probegröße eines Mascaras dazu gibt, kann das für ein Shopsystem schnell ziemlich komplex werden. Daher entwickelt flaconi solche Logiken direkt selbst.

Da commercetools individuelle Lösungen unterstützt, harmoniert die Plattform sehr gut mit flaconis „Secret Sauce“ aus selbst entwickelten Funktionen. Auch weitere neue Services, zusätzliche Länder-Shops oder neuartige Geschäftsmodelle lassen sich mit commercetools unkompliziert ausprobieren und gegebenenfalls nachjustieren. Somit ist die commercetools-Plattform der perfekte Partner für das Wachstum flaconis ‒ und sorgt dafür, dass künftig noch mehr Kundinnen und Kunden ihre Beauty-Produkte problemlos bei flaconi bestellen können.

Lesetipp

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Die weiteren Themen des Whitepapers „Composable Commerce“ im Überblick:

  • Umfrage: Die wichtigsten Technologietrends im Digital Commerce
  • Erfolgsstories von CHRONEXT und Flaschenpost (CH)
  • Interview mit Wolford-Manager Rainer Knapp zu Composable Commerce
  • Composable Commerce statt „All-in-One“
  • Composable Commerce vs. ­Monolithen ‒ ein Vergleich
  • Hands-on: Wie der Systemwechsel zu Composable Commerce gelingt
  • Wie die MACH Alliance das Thema Composable Commerce vorantreibt
  • Glossar mit den wichtigsten Begriffen rund um Composable Commerce

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