So kann Galeria nicht überlebensfähig sein!

von Florian Treiß am 29.September 2023 in News

Liebe Leserinnen & Leser,

im Zuge der Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof hatte das Unternehmen zunächst angekündigt, auch seine Filiale bei mir in Leipzig schließen zu wollen. Doch die Entscheidung wurde bald revidiert und nun soll das Haus vorerst weiter existieren. Doch ganz ehrlich: Ich verstehe das nicht!

Sephora-Ecke bei Galeria in Leipzig

Gestern war ich das erste Mal seit Monaten wieder bei Galeria – und das, obwohl ich nur rund einen Kilometer entfernt wohne. Aber Galeria hat in den letzten Jahren für mich mehr und mehr an Relevanz verloren. Und für viele andere Menschen offenkundig auch. Denn wenn an einem Donnerstag um 15.30 Uhr, wahrlich keine Randzeit, auf der riesigen Fläche mehr Mitarbeitende zu sehen sind als Kundinnen und Kunden und selbst angesagte Shop-in-Shops wie der von Sephora (siehe Bild) nicht lauen, dann ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass der Betrieb kaum wirtschaftlich sein kann. Und auch bei meinen vorherigen Besuchen bei Galeria wirkte das Haus auf mich eher wie ein Geisterhaus als wie ein stark frequentierter Ort. Wenn man nun von 60 Stunden Öffnungszeit pro Woche ausgeht, so dürfte es allenfalls an 10 bis 20 Stunden pro Woche eine gute Auslastung geben, vor allem am Freitag und Samstag.

Wieso hängen Bürgermeister so sehr an „ihren“ Kaufhäusern?

Dass viele Bürgermeister noch immer an den Kaufhäusern in ihren Innenstädten hängen, kann eigentlich nur daran liegen, dass sie wahlweise selbst nie in ein Kaufhaus gehen und noch in Kindheitserinnerungen an den einstigen „Sehnsuchtsort Kaufhaus“ denken. Oder aber daran, dass sie sich um den Verlust von Arbeitsplätzen sorgen sowie darum, dass ein neuer Schandfleck in Form eines Leerstands mitten in der Fußgängerzone entstehen könnte.

Blick in ein Galeria-Schaufenster (Bild: CorinnaL / Shutterstock.com)

Doch ganz ehrlich: Die Entscheider in den Innenstädten sollten nicht weiter herumträumen, dass jede Stadt ein solches Kaufhaus braucht. Nein, Sie sollten sich bewusst machen, dass „normale“ Kaufhäuser zumindest in ihren jetztigen Dimensionen – hier in Leipzig geht es um ein Haus mit sechs Etagen und 21.000 Quadratmetern Verkaufsfläche – einfach nicht mehr zeitgemäß sind. Damit ist das Leipziger Galeria-Warenhaus fast so groß wie der KaDeWe-Ableger Alsterhaus in Hamburg (24.000 Quadratmeter Verkaufsfläche). Doch Galeria in Leipzig verfolgt nicht wie das Alsterhaus das entsprechende Luxus-Konzept als Touristenmagnet (das Potenzial wäre in Leipzig durchaus da!), sondern setzt auf ein normales Sortiment für Oma Erna und Opa Ernst.

Sorry, dass ich hier nun mit der Großeltern-Generation um die Ecke komme, aber das trifft den Nagel ziemlich auf den Kopf: Galeria ist für mich ein aussterbendes Konzept. Und wenn die Oma Ernas und Opa Ernsts im Pflegeheim sind und den Weg zu Galeria nicht mehr schaffen, fallen wieder die nächsten Kundinnen und Kunden weg.

Gen Z kennt den „Sehnsuchtsort Kaufhaus“ nicht

Blick in einen Store von LFDY

Die ganz junge Generation Z (bis 26 Jahre) kennt den „Sehnsuchtsort Kaufhaus“ überhaupt nicht mehr. Das heißt aber noch lange nicht, dass die jungen Leute nur noch online einkaufen und nicht mehr stationär. Nein, im Gegenteil, viele von ihnen lieben zum Beispiel Sneaker Stores wie die von Snipes (in nahezu jeder deutschen Innenstadt zu finden, Asphaltgold (in Darmstadt) oder Brandsohle (3x in Norddeutschland). Oder sie pilgern zu Streatwear-Läden wie denen von LFDY. Und sie hängen gern im Shopping Center ab (falls man das noch so sagt, ich bin mit meinen 42 Jahren gerade noch so ein Millennial). Das sind die heutigen Besuchermagneten und Frequenzanker.

Also, liebe Innenstadt-Verantwortliche, es ist jetzt Zeit zum handeln! Kommen Sie der nächsten Schließungswelle von Galeria zuvor – und bringen sie alle Akteure an den Tisch, um zukunftsfähige Konzepte für Kaufhäuser und deren Mitarbeitende zu entwickeln. Denn es kann doch niemand wollen, dass es bald zur nächsten Kaufhauspleite kommt. Lieber jetzt proaktiv handeln, als später nur noch reagieren zu können.

Entschuldigung für dieses frühe Wort zum Sonntag & Ihnen ein schönes Wochenende,
Ihr Florian Treiß

– Anzeige –

Näher an Ihren Kunden mit Marketing Automation: AGNITAS ist Ihr deutscher Anbieter für DSGVO-konforme Marketing Automation. Sie haben individuelle Anforderungen und wollen keine Lösung von der Stange? Die 3-fach ISO-zertifizierte, innovative und flexibel anpassbare Software erfüllt höchste Sicherheitsstandards für die Kommunikation mit Ihren Kunden.
Mehr erfahren >>

TikTok Shop im wichtigsten Markt Indonesien vor dem Aus

Indonesien hat den Direkthandel auf Social-Media-Plattformen wie Tiktok und Facebook verboten. Das Verbot ist Teil einer Initiative der Regierung, die Macht der großen Technologieunternehmen zu begrenzen und die Interessen lokaler Unternehmen zu schützen. „“ede Regierung würde örtliche Kleinunternehmen schützen“, fügte Handelsminister Zulkifli Hasan gestern bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Jakarta seinen Ausführungen hinzu. Werbung soll auch künftig erlaubt sein, aber direkte Käufe in der App werden verboten. TikTok Shop ist in Indonesien überaus erfolgreich, wurde aber in Europa noch nicht ausgerollt. Vor wenigen Tagen feierte das Format aber in den USA seine Premiere.
weiterlesen auf mobilbranche.de

K5 ChefTreff #178 – Food & Delivery goes Brazil – mit Ralf Wenzel, CEO und Founder von JOKR

Als Ralf Wenzel 2013 die globale Expansion von foodpanda anführte, war die Food & Delivery Branche noch weit vom aktuellen Hype und dem aktuellen Umsatz entfernt. Doch Ralf blieb dem Online-Lebensmittelhandel treu. Er gründete JOKR: Ein Unternehmen irgendwo zwischen Quick Commerce und dem klassischen Online-Supermarkt. Im ChefTreff-Podcast mit Sven Rittau erklärt der erfahrene Gründer, weshalb JOKR viele erschlossene Märkte wieder verlassen hat und welche Chancen der brasilianische Markt bieten könnte. Hier anhören!

Veranstaltungstipps

Jede Woche empfehlen wir Ihnen an dieser Stelle spannende Veranstaltungen für Händlerinnen und Händler. Unsere aktuellen Tipps:

Für weitere Veranstaltungen bis Sommer 2024 schauen Sie gern in unseren Eventkalender.

Ihr eigenes Event fehlt noch in unserem Überblick noch? Dann sprechen Sie mich gern an! Sie erreichen mich per Mail an treiss@locationinsider.de oder per Telefon unter 0341/68695089.

Sie kennen jemanden aus Ihrem Netzwerk oder Ihrem Unternehmen, für den die Lektüre unseres Retail-Newsletters ebenfalls hilfreich wäre? Dann empfehlen Sie uns gern weiter! Der Newsletter kann hier abonniert werden. Folgen Sie uns auch gern bei LinkedIn, Twitter oder Facebook.

Infos zu Werbemöglichkeiten, unserem Content-Partner-Club und dem Presentership exklusiver Whitepaper erhalten Sie in unseren Mediadaten 2023.


Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter von Location Insider. Wir liefern darin täglich gegen 11 Uhr business-relevante Hintergründe zur Digitalisierung des Handels.

Hiermit akzeptiere ich die Datenschutzbestimmungen.

Artikel teilen