Warenverfügbarkeit: Oft mein größtes Leid!
von Florian Treiß am 16.Januar 2017 in Highlight, Kolumne, NewsEs ist Freitagnachmittag und meine Frau sagt zu mir: „Am Wochenende soll es schneien – und wir haben leider immer noch keinen Schlitten für unseren Sohn. Schon letztes Wochenende hat er bei den anderen Kindern mit Schlitten doch so große Augen gemacht. Wir brauchen auch einen Schlitten!“ Kurz darauf gehe ich zu Amazon, muss aber schnell feststellen, dass trotz meiner Prime-Mitgliedschaft kein Schlitten mehr für den nächsten Tag lieferbar ist, sondern frühestens Montag wieder. Also überlegen wir weiter: Wo bekommen wir schnell einen Schlitten? Unser erster Gedanke: beim Baumarkt – da müssen wir morgen unbedingt hinfahren und uns einen holen.
Samstagnachmittag fahren wir mit unserem Sohn zum Toom-Baumarkt im Leipziger Westen. Der Kleine läuft schonmal vor und erzählt allen im Eingang, dass wir einen Schlitten kaufen wollen, egal ob es die Leute interessiert oder nicht. Direkt im Eingangsbereich stehen auch tatsächlich Schlitten, jedoch sind es nur diese neumodischen Plastik-Dinger, und das auch noch in der Luxusvariante für jenseits der 50 Euro. Also fragen wir bei der Kundeninformation am Eingang nach Holzschlitten. Die Dame an der Infotheke will uns schon in den Gartenmarkt des Baumarkts schicken, ruft dann aber lieber erst dort an, ob denn überhaupt noch Holzschlitten vorrätig sind: Leider nein, sie kommen frühestens Mittwoch wieder rein. Wir sind enttäuscht, vor allem unser Sohn, der in der Zwischenzeit schon bei Frau Holle neuen Schnee bestellt hatte. Wir überlegen weiter: Wo bekommen wir noch heute einen Schlitten her, wo es doch morgen wieder schneien soll?
Lieber Rewe Lieferservice, ich will doch nur konsumieren
Ich erinnere mich an meine Einkaufsärgernisse der letzten Tage und stelle fest: Immer wieder klappt’s nicht mit der Warenverfügbarkeit – die Sachen, die ich kaufen möchte, sind einfach nicht vorrätig, und zwar egal ob beim Einkauf im stationären Laden oder im Onlineshop. Ich gehe die Liste im Kopf durch: Anfang der Woche ist unsere Lieblingsschokolade, nämlich die mit dem hohen Kakaoanteil von 85 Prozent, mal wieder vergriffen. Die Lösung verspricht der Rewe-Lieferservice, der von einer anderen Filiale aus liefert: Als ich am Dienstag in der App den Wocheneinkauf eingebe, lege ich die entsprechende Schokoladensorte gleich viermal in den Warenkorb und freue mich auf die Lieferung am Donnerstag. Etwas enttäuschend aber: Weder meine Lieblings-Gewürzgurken aus dem Spreewald noch den Weißwein-Essig der Rewe-Eigenmarke „Beste Wahl“, die ich gerade noch in der Filiale gesehen habe, gibt es im Onlineshop – wie kann das sein? Hätte ich gern nochmal auf Vorrat bestellt, um weniger schleppen zu müssen…
Als ich am Donnerstag um 7.11 Uhr vorab eine E-Mail mit dem Lieferschein bekomme, bin ich enttäuscht und kann mich nicht mehr so recht auf die Lieferung freuen. Denn dort steht unter dem Begriff Ersatzartikel: Statt der Schokolade mit 85 Prozent Kakao werde ich nur Schokolade mit 70 Prozent Kakao bekommen – die will ich aber nicht, auch wenn sie pro Tafel 20 Cent günstiger ist. Weiterhin nicht lieferbar: Vom ja!-Spülsalz gibt es statt der fünf bestellten Packungen nur eine, dafür kommen noch drei kleinere Packungen Marken-Spülsalz dazu, offenbar um mein Budget nicht überzustrapazieren. Außerdem sind die Bio-Cherrytomaten für 1,49 Euro vergriffen, stattdessen werden die Bio-Rispentomaten für 1,99 Euro geliefert. Das finde ich eigentlich nicht so schlimm wie die Sache mit der Schokolade. Eigentlich, denn auf dem Lieferschein steht auch noch etwas in der Rubrik nicht lieferbar: Bio-Rucola – doch den wollten wir eigentlich zusammen mit den Tomaten zu einem Rucola-Tomaten-Salat kombinieren. Pech gehabt, Abendessen fällt wohl heute kleiner aus… Als der Fahrer vom Rewe-Lieferservice kommt, bin ich zumindest etwas versöhnt: Er hat zumindest eine 85er Schokolade dabei und drei 70er, auch wenn auf seinem Lieferschein etwas anderes steht. Die 85er Schokolade behalte ich, gebe ihm aber die 70er Schokoladen wieder zurück.
Beim Resttonerbehälter hilft auch keine Warenverfügbarkeitsanzeige im Netz
Schon in den letzten Wochen habe ich mich oft über die mangelnde Warenverfügbarkeit geärgert, auch in anderen Situationen: Zum Beispiel als der Laserdrucker unserer Firma plötzlich nach einem neuen Resttonerbehälter verlangte und sich überhaupt nicht mehr rührte. Von dem Ding hatte ich noch nie gehört – und ich hatte ihn deshalb anders als normalen Toner auch noch nicht auf Vorrat gekauft, brauchte dieses Ding aber eigentlich nun sofort, denn am nächsten Tag hatte meine Firma eine wichtige Veranstaltung. Also recherchierte ich im Netz: Bei Amazon war die Frist für die Same-Day-Bestellung abgelaufen und das Teil war erst drei Tage später neu oder einen Tag später als Warehouse-Deal lieferbar. Locafox kannte das Zubehörteil zwar, konnte mir aber auch keinen Laden in Leipzig nennen, der es vorrätig hatte. Verzweifelt surfte ich zu den Websites von Cyberport, Media-Markt und Saturn, die anders als viele anderen Händler schon soweit sind, die Warenverfügbarkeit in den Filialen im Netz anzuzeigen. Doch alles half nichts: kein im Netz gelisteter Laden hatte diesen Resttonerbehälter vorrätig – und so konnte ich nur noch zwischen Cyberports oder Amazons Lieferung am nächsten Tag wählen, was für die Firmenveranstaltung trotzdem zu spät war.
Am smartesten hat für mich bislang Breuninger das Thema Warenverfügbarkeit bzw. Größenverfügbarkeit gelöst: Mittlerweile schon zweimal war eine Hose, die mir im Kaufhaus sehr gut gefiel, nicht in meiner Größe verfügbar. Für die Breuninger-Verkäufer aber kein Problem: Mit iPad ausgestattet verweisen sie in so einem Fall einfach auf den Service „Shop & Order“ und bestellen die nicht vorrätigen Artikel als Lieferung direkt zu mir nach Hause. Hat jedes Mal perfekt geklappt – wobei ich die Hosen in beiden Fällen glücklicherweise nicht sofort brauchte, sondern es ein bis zwei Tage später auch noch ok war. Siehe auch mein Beitrag Digitales Erweckungserlebnis bei Breuninger: Von Instore-Bestellung, W-Lan und Mobile Payment.
OBI rettet uns das Wochenende
Doch zurück zu unserem Problem mit dem nicht verfügbaren Holzschlitten bei Toom: Meine Frau und ich denken an diesem Samstag nach wie vor, dass so ein Gerät doch eigentlich bei jedem Baumarkt vorrätig sein müsste. Doch natürlich gibt es in Leipzig nicht einen Baumarkt direkt neben dem anderen – wir fahren also sechs Kilometer durch die Stadt bis zum OBI im Leipziger Zentrum. Unser erster Weg führt uns wieder zur Infokasse: Ja, wir haben Holzschlitten vorrätig, sagt die Dame, und schickt uns ins Gartencenter. Und tatsächlich: Dort gibt es eine gar nicht so kleine Auswahl an Holzschlitten – und unser Sohn und wir sind überglücklich. Er erzählt im ganzen Obi rum, dass wir nun bei Frau Holle anrufen müssen, damit sie Schnee macht – und so soll es auch sein: Am nächsten Morgen gibt’s eine kleine weiße Pracht vor der Haustür und wir können die Jungfernfahrt mit unserem neuen Schlitten unternehmen.
Über „Meine Welt als Kunde“:
Tagtäglich schreiben mein Team und ich hier bei Location Insider über digitale Trends im Handel und Fachbegriffe wie „Click & Collect“, „Location-based Services“ oder „Same Day Delivery“. Doch bei all diesen Zukunftsthemen kommt der mal bunte, mal graue Alltag im Handel mitunter zu kurz. Deshalb schildere ich in meiner Kolumne meine ganz persönlichen Erlebnisse als Kunde. Diese sind für Händler und deren Dienstleiser mitunter lehrreicher als die neuesten Trends aus den USA – und können zeigen, wo Händler ihren Service und ihr Angebot noch verbessern können.
Lesen Sie auch die vorherigen Folgen von „Meine Welt als Kunde“:
- Digitales Erweckungserlebnis bei Breuninger: Von Instore-Bestellung, W-Lan und Mobile Payment.
- Das Paket, das nicht versteht – DPD Navigator hält nicht, was er verspricht.
- Punkte-Einlösetag bei Rewe – ein ganz besonderes Kundenerlebnis.
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