Mix & Match: Wie CHRONEXT sein Commerce-Setup komponiert.

von Florian Treiß am 06.Oktober 2021 in News, Shoptech, Trends & Analysen

Ob Rolex, Breitling, Hublot oder A. Lange & Söhne ‒ wer eine Luxusuhr sucht, findet sie heute längst nicht mehr nur bei stationären Juwelieren, sondern auch bei CHRONEXT im Web. Das Schweizer Start­up wirbelt die Branche seit seinem Start 2013 gehörig durcheinander und bietet die Uhren sowohl neu als auch aus zweiter Hand an ‒ natürlich inklusive Echtheitszertifikat. Doch nicht nur das Geschäftsmodell von CHRONEXT ist innovativ, sondern auch die genutzte Technologie: Mit dem Ansatz „Mix & Match SaaS“ komponiert CHRONEXT sein Commerce-Setup mit verschiedenen Software-as-a-Service-Lösungen aus der Cloud, zum Beispiel von commercetools und Frontastic.

Was als kleines Startup begann, hat sich zu einem Unternehmen entwickelt, das international einen hervorragenden Ruf genießt und 2020 erstmals die Marke von 100 Millionen Euro Umsatz geknackt hat: CHRONEXT verbindet die Vorteile des Onlinehandels mit dem Premium-Service einer Boutique, langjähriger Erfahrung in der Welt der Chronographen und der Sicherheit für Kunden, garantiert nur echte Luxusuhren zu kaufen und keiner Fälschung aufzusitzen.

 

Mittlerweile hat CHRONEXT über 7.000 Luxusuhren in seinem Sortiment. Dabei setzt CHRONEXT sowohl auf Neuware als auch auf „Certified Pre-Owned“: Dies sind Luxusuhren aus zweiter Hand, die CHRONEXT zunächst über die eigene Website ankauft, anschließend in der eigenen Meisterwerkstatt generalüberholt und schlussendlich wieder verkauft. Dabei können sich CHRONEXT-Kunden die Uhren wahlweise nach Hause liefern lassen oder aber in einer CHRONEXT Lounge z. B. in London, Paris, Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln oder München abholen.

Endlich im Sprinttempo unterwegs sein

CHRONEXT verfolgt also ein komplexes Geschäftsmodell, das einer modernen Shop-Architektur bedarf. Und so musste das Management von CHRONEXT einige Jahre nach dem Start feststellen, dass die genutzte Shop-Technologie das Wachstum des Unternehmens ausbremste. Selbst kleine Änderungen oder Ergänzungen des Online-Shops waren mit einem großen Aufwand, der oft mehrere Monate in Anspruch nahm, und mit hohen Kosten verbunden. Was so gar nicht zu dem Startup passte, das viel lieber im Sprinttempo unterwegs sein wollte.

Das Ziel für den geplanten Relaunch des Online-Shops von CHRONEXT war daher eindeutig: Die Plattform sollte nicht nur schneller, sondern auch flexibler und damit fit für den Omnichannel-Handel gemacht werden, leichter an neue Anforderungen angepasst werden können und wirtschaftlicher zu betreiben sein. Zeit also für einen Systemwechsel weg von einer monolitischen Lösung hin zu Composable Commerce. Diesen Ansatz bezeichnet Emanuel Schleussinger, CTO bei CHRONEXT, als „Mix & Match SaaS“ ‒ und ermutigt dazu, nicht zu lange an einem alten System festzuhalten: „Der Schmerz bei einem Wechsel ist nur dann groß, wenn man die benötigten Tools nicht intelligent auswählt und nicht schnell genug wechselt.“

Bei einem Vortrag auf der K5 Digital im Juni 2021 blickt Schleussinger zufrieden auf den Wechsel zurück: Beim Relaunch 2019 sei es CHRONEXT gelungen, innerhalb von nur sechs Monaten die ersten Ländershops auf die neue Plattform zu migrieren, wobei sicherheitshalber zunächst noch das alte System parallel weiterlief. Im Mai 2020 wurde dann auch der wichtigste Ländershop, nämlich der für Deutschland, komplett umgestellt.

Lösungen verschiedener SaaS-Anbieter im Einsatz

Doch was steckt drin im neuen Commerce-Stack von CHRONEXT? Auf Basis der Backend-Plattform von commercetools sowie dem Frontend-Studio von Frontastic wurde ein komplett neuer Marktplatz entwickelt und Funktionen wie CMS, Payment und Produktsuche von Grund auf modernisiert. Gemäß „Mix & Match“ kommen auch Lösungen weiterer SaaS-Anbieter zum Einsatz: Contentful wird für Magazin und Rich Content genutzt, Kameleoon für A/B-Testing und Adyen fürs Payment. Und nicht zuletzt ist es mit Composable Commerce auch einfacher, individuelle Eigenentwicklungen anzubinden, was CHRONEXT zum Beispiel bei dem eigens entwickelten Checkout oder Finanzierungsrechner getan hat.

Dabei ist eine hochmoderne Software-Architektur entstanden, die auf den MACH-Ansatz mit den vier Prinzipien Microservices, API-first, Cloud-native und Headless setzt und für eine sehr hohe Entwicklungsgeschwindigkeit steht. So lässt sich die Plattform flexibel an künftige Anforderungen anpassen und wird sowohl den hochwertigen Luxusuhren als auch den anspruchsvollen Kunden von CHRONEXT gerecht: Mobile First und damit auch für Smartphones und Tablets optimiert, technisch stabil und bereit für weiteres internationales Wachstum.

Bei der Entwicklung der neuen Commerce-Plattform ging CHRONEXT äußerst dynamisch vor: Zunächst holte CHRONEXT die IT, die zuvor teilweise an eine Agentur ausgelagert war, zurück ins eigene Haus und bildete ein zehnköpfiges Team. Dieses sollte den Wechsel von der bisherigen monolithischen Software-Architektur hin zu einer vollständigen Microservices-Architektur schnell vorantreiben. Der Headless-Ansatz, bei dem das Backend und das Frontend voneinander getrennt entwickelt werden können, versprach dabei ein hohes Entwicklungstempo: Dadurch können sich jeweils kleine Entwickler-Teams verschiedenen „Baustellen“ widmen und parallel arbeiten.

Beliebig viele Frontends anbinden

„Der Vorteil von Mix & Match ist, dass ich beliebig Frontends und Backends zusammenstellen und ergänzen kann, wie ich will“, lobt Schleussinger die Vorteile des Composable Commerce. Nachdem das neue Setup stand, begann CHRONEXT deshalb, ganz im Sinne dieses Konzepts zu experimentieren. Die Apps verstehen sich dabei als zusätzliche Frontends, die auf das bestehende Backend auf commercetools-Basis zugreifen können. Zugleich können auch im Backend bestehende Microservices jederzeit zusätzlich angebunden oder ausgetauscht werden, ohne dass es dabei Probleme gibt.

Ein Beispiel dafür ist das Thema Search: „Wir wollten unbedingt auch eine Weltklasse-Suchfunktion haben“, so Schleussinger bei seinem K5-Vortrag. Nach dem im Mai 2020 abgeschlossenen Relaunch ‒ noch ohne neue Suchfunktion ‒ entschied sich CHRONEXT, nachträglich auch noch die Suchtechnologie von Algolia anzubinden. Mit Mix & Match war das keinerlei Problem und Algolia war innerhalb von drei Monaten integriert.

Schnellere Bestellungen und gesunkene Betriebskosten

Rund ein Jahr nach abgeschlossenem Relaunch kann Emanuel Schleussinger mit Stolz sagen, dass der Systemwechsel ein großer Erfolg war. Bestellungen können heute viel schneller abgewickelt werden als mit dem früheren monolithischen System. Auch sind die Betriebskosten für die Plattform gesunken. Und nicht zuletzt ist die Customer Experience erheblich besser geworden, was zu noch mehr zufriedenen Kunden führt.

Derweil verliert CHRONEXT auch die internationale Expansion nicht aus den Augen: Im Frühjahr 2021 konnte die Uhren-Plattform innerhalb von nur fünf Wochen zwei neue Ländershops starten, nämlich für Italien und die Niederlande. Mittlerweile betreibt das Unternehmen somit Webshops in fünf verschiedenen Sprachen ‒ und das ist auf Basis des neuen Systems viel einfacher als in der Vergangenheit, da alle Länderversionen problemlos aufs selbe Backend zugreifen können.

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Die weiteren Themen des Whitepapers „Composable Commerce“ im Überblick:

  • Umfrage: Die wichtigsten Technologietrends im Digital Commerce
  • Erfolgsstories von flaconi und Flaschenpost (CH)
  • Interview mit Wolford-Manager Rainer Knapp zu Composable Commerce
  • Composable Commerce statt „All-in-One“
  • Composable Commerce vs. ­Monolithen ‒ ein Vergleich
  • Hands-on: Wie der Systemwechsel zu Composable Commerce gelingt
  • Wie die MACH Alliance das Thema Composable Commerce vorantreibt
  • Glossar mit den wichtigsten Begriffen rund um Composable Commerce

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